Im Herbst prasseln rund um die Uhr Eicheln auf mein Dach. In diesem Jahr ist es unheimlich still. Das machte mich mit jedem Tag panischer. Ich beäuge ständig die große alte Eiche vor dem Fenster. Ist sie krank, ausgetrocknet? Fällt sie bald um – und damit auf mich? Mein Leben und meine Unversehrtheit scheinen mir bedroht.
Der Blick in den aktuellen deutschen Waldbericht erschreckt mich noch mehr. „Die Schäden haben zugenommen, der Klimawandel ist sichtbar angekommen.“ Ein erfahrener Förster muss es wissen! Rainer Städing, Bund Deutscher Forstleute, bestätigt meinen Eindruck für die nördlicheren Bundesländer, er sagt, dass sogar in der Forstsaatgutberatungsstelle in der Lüneburger Heide die Eicheln in diesem Jahr unerwartet völlig fehlen. Gärtnerin Ulrike Lohmann vom Botanischen Garten Berlin weist mich in unserem Gespräch auf vielfältige mögliche Ursachen wie Frost zum Zeitpunkt der Fruchtbildung im Frühjahr oder Hagelsturm, der Blüten abreißt, hin, denkt aber auch wie ich über eventuelle Folgen des Klimawandels nach.
Genervt von den vielen Eicheln im vergangenen Jahr
Ich erinnere mich an das vergangene Jahr, als wir Gartenanwohner von den vielen Eicheln genervt waren. Nun wäre ich schon für eine einzige dankbar. Es hilft nur noch der Ruf nach allerhöchster Expertise, ich schreibe eilig an Deutschlands Baum-Papst, Prof. Dr. Andreas Roloff von der TU Dresden. Dort im Institut für Forstbotanik und Forstzoologie wissen sie genau, was los ist im Inneren der deutschen Bäume. Flugs mailt der Fachmann zurück. Lesen Sie seine gute Nachricht: „Es gibt Eichen ohne und mit Eicheln, es sind allerdings deutlich weniger Früchte als letztes Jahr, was aber nicht verwundert, da es vergangenes Jahr verbreitet eine Mast gab, also Massen von Eicheln an sehr vielen Bäumen, wovon sich die Bäume erstmal wieder erholen müssen. Das gab es immer schon, ist also nicht klimawandelbedingt.“


