Mobilität

Wenn es nach Franziska Giffey geht: Freie Fahrt für U-Bahn-Masterplan der BVG

Ein Konzept des Landesunternehmens sieht vor, das Streckennetz mehr als zu verdoppeln. Das war überfällig, sagt Berlins Regierende. Sie ist begeistert.

Ein U-Bahnzug der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Das Landesunternehmen hat ein Konzept erarbeitet, das vorsieht, das Streckennetz mehr als zu verdoppeln.
Ein U-Bahnzug der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Das Landesunternehmen hat ein Konzept erarbeitet, das vorsieht, das Streckennetz mehr als zu verdoppeln.Christoph Soeder/dpa

171 Kilometer neue U-Bahnstrecken für Berlin: Mit dem Ausbauplan „Expressmetropole Berlin“ ist den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) ein Debattenbeitrag gelungen, der schon einige Reaktionen hervorgebracht hat. Nun hat sich eine prominente Befürworterin des U-Bahn-Konzepts geoutet. „Ich finde es gut, dass die BVG endlich eine übergeordnete Strategie für den Ausbau des U-Bahnnetzes vorgelegt hat“, sagte Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) am Mittwoch. Sie machte deutlich, dass ein solcher Masterplan aus ihrer Sicht lange überfällig gewesen sei.

Neue U-Bahntunnel unter der Torstraße in Mitte und unter dem Antonplatz in Weißensee, Neubaustrecken nach Lichterfelde Ost, Marzahn, Staaken sowie Düppel-Kleinmachnow: Das sind nur einige wenige Beispiele, wie sich die BVG die Entwicklung des derzeit 147 Kilometer langen Streckennetzes der Berliner U-Bahn vorstellt. Zu den möglichen Kosten und zum Zeitplan enthält das 16 Seiten umfassende Konzept keine Angaben. Dafür finden sich dort auch Ideen für den Ausbau des Straßenbahnnetzes sowie für eine Seilbahn über die Havel hinweg in die Spandauer Ortsteile Gatow und Kladow.

In dem Masterplan, der offensichtlich aus der BVG-Arbeitsebene stammt und der Senatsverwaltung seit Anfang März vorliegt, findet sich jede Menge Diskussionsstoff. Franziska Giffey findet es gut, dass die BVG nach langer Pause einen großen Wurf gewagt hat. Es reiche nicht aus, „Statiönchen für Statiönchen“ einzelne kleine Netzerweiterungen zu planen. „Wir müssen Berlin für die nächsten Jahrzehnte zukunftsfähig machen“, sagte die SPD-Politikerin am Mittwoch in Köpenick. Die Einwohnerzahl in Berlin werde in absehbarer Zeit auf vier Millionen wachsen. Das bedeute, dass das Streckennetz des öffentlichen Verkehrs mitwachsen müsse.

„Was ist möglich? Und was ist finanzierbar?“

„Das heißt nicht, dass alles schon morgen realisiert werden kann“, so die jetzige Senatschefin, die mit dem künftigen Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) über die Bildung einer großen Koalition verhandelt. Aber ein umfassendes Konzept sei notwendig, um weitere Planungsarbeit darauf aufbauen zu können. „An dem Aufschlag der BVG kann man sich jetzt abarbeiten“, sagte Giffey. Und dabei werde es selbstverständlich um wesentliche Fragen gehen: „Was ist möglich? Und was ist finanzierbar?“

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Berlin hatte darauf hingewiesen, dass die Realisierung des BVG-Konzepts „nicht unter 35 Milliarden Euro kosten wird. Das ist mehr Geld, als Berlin bis 2035 für Ausbau und Modernisierung des kompletten Nahverkehrsnetzes einsetzen will. Damit ließen sich bis zu 1700 Kilometer Straßenbahnstrecken errichten“, so Landesgeschäftsführer Tilmann Heuser.

Sven Heinemann, der bei den Koalitionsverhandlungen die Arbeitsgruppe Mobilität, Klimaschutz und Umweltschutz leitet, hatte sich gegenüber der Berliner Zeitung ebenfalls positiv, aber zunächst zurückhaltend geäußert. „Ich sehe das als Vision und ambitionierten Debattenbeitrag. Die Realität ist eine andere. Das weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung: Für mehr Verkehr auf die Schiene braucht man einen langen Atem“, sagte der SPD-Politiker „Wir haben kein Ideen-, sondern ein Umsetzungsproblem. Wir brauchen vielmehr einen gesellschaftlichen Konsens, dass der öffentliche Verkehr Klimaschützer Nummer eins ist.“