Nichts gegen Visionen, Masterpläne, Konzepte. Doch wenn es um die Mobilität geht, gibt es schon ein Überangebot an Strichen auf dem Stadtplan. In der Berliner Verkehrspolitik ist ein Friedhof der Kuscheltiere entstanden, der inzwischen reichlich überbelegt wirkt.
Als die BVG 1929 ein 165 Kilometer langes U-Bahn-Netz plante, konnte sie nicht ahnen, dass der Magistrat den Netzausbau zwei Jahre später erst einmal stoppen würde. Die U-Bahn-Ringlinie, die sich 1953 in einem Senatskonzept wiederfand, wurde bis heute ebenso wenig realisiert wie die U9 nach Lankwitz oder die U10 nach Weißensee später im 200-Kilometer-Ausbauplan. Die verkehrspolitische Rumpelkammer ist voll, da braucht es das nun bekannt gewordene BVG-Konzept „Expressmetropole Berlin“ absolut nicht.
Doch wahrscheinlich wird der 16-Seiten-Plan schon vom Schicksal ereilt, bevor er die Verwaltungsebene erreicht. Er dient einem aktuellen politischen Zweck: sich bei CDU und SPD, die als U-Bahn-Freunde sowie Fürsprecher der Außenbezirke wahrgenommen werden wollen, einzuschmeicheln und sie zu bestärken. Die Idee, das Wohngebiet des künftigen Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) mit einer Seilbahn zu erschließen, wirkt da wie die kandierte Kirsche auf der Torte.
Und überall lauern Anwohner
Berlin ist schon damit überfordert, die wenigen bereits beschlossenen Bahnbauprojekte umzusetzen. Wenn auf der 1,2 Kilometer langen Strecke zum Ostkreuz 14 Jahre nach dem Planungsbeginn die erste Tram fährt, wäre das ein Erfolg. Bei der 2,2 Kilometer langen U5-Erweiterung vergingen vom Planfeststellungsbeschluss bis zur Eröffnung 24 Jahre.


