Wasserversorgung

Hitzewelle in Berlin: Wird das Gießen des Gartens nun verboten?

Der Juni brachte in Berlin nur vier Prozent des üblichen Regens und es bleibt warm. Die Wasserbetriebe rüsten die Versorgung auf die Folgen des Klimawandels um.

Noch erlaubt: Das Gießen in den Gärten, und auch die Springbrunnen bleiben eingeschaltet.
Noch erlaubt: Das Gießen in den Gärten, und auch die Springbrunnen bleiben eingeschaltet.Roland Weihrauch/dpa

Wasser wird immer mehr zum Problem – besser gesagt: wenn es fehlt. Wasser bedeckt zwar 75 Prozent der Erde in Form von Ozeanen, Eisflächen oder Seen und Flüssen, und doch verfügen die Menschen über immer weniger Trinkwasser: Nicht nur in Wüsten oder Steppen, erste Irritationen im Wasserkreislauf gibt es auch in deutschen Städten wie Berlin.

In der Hauptstadt hat es dieses Jahr zwar in den ersten vier Monaten überdurchschnittlich viel geregnet. Aber das ist lange her: Im Mai fielen nicht mal 20 Prozent des üblichen Niederschlags, im Juni bisher sogar nur vier Prozent und es ist weiterhin warm. Die Dürre ist schon vor dem offiziellen Sommerbeginn in jedem Park der Stadt zu besichtigen. Die üblichen Grünstreifen an den Straßen sind fast überall Gelbstreifen voll verdorrten Grases.

Da dies keine neue Entwicklung ist, sondern vier der vergangenen Jahre Dürresommer brachten, rüsten sich die Berliner Wasserbetriebe für eine heiße Zukunft. Am Dienstag informierte der Vorstandsvorsitzende Christoph Donner darüber, wie sicher die Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels sein wird. Donner verwies darauf, dass es in Berlin im Vorjahr nur 68 Prozent des üblichen Niederschlags gab. „Damit ist der Grundwasserstand um 75 Zentimeter gesunken.“

Donner sagte aber auch: „Unser Berliner Wasserkreislauf ist ein robustes System, das uns auch in Trockenjahren zuverlässig Trinkwasser liefert. Das bleibt aber nicht von allein so, dafür müssen wir etwas tun.“

Sechs Milliarden Euro bis 2030

Deshalb investieren die Wasserbetriebe bis 2030 fast sechs Milliarden Euro unter anderem in die Erneuerung von Grundwasserbrunnen, in eine noch bessere Abwasserreinigung. Außerdem soll Berlin zu einer „wassersensiblen Metropole“ umgebaut werden.

Bei solchen Schwammstadt-Konzepten geht es darum, dass mehr Wasser in der Stadt bleibt, dass zum Beispiel künftig kein Regenwasser von Neubauten mehr in die Kanalisation abgeleitet werden darf, sondern dass es auf den Grundstücken versickert oder zum Gießen von Pflanzen oder für Brunnen genutzt wird. So können die Quartiere abgekühlt werden – besonders in den zubetonierten und deshalb besonders heißen Innenstadtbereichen.

Am Alexanderplatz werden schon mal 39 Grad im Schatten gemessen.
Am Alexanderplatz werden schon mal 39 Grad im Schatten gemessen.Christoph Soeder/dpa

Donner sagte, dass am Alex und am Fernsehturm auf den großen kahlen Freiflächen auch mal 39 Grad im Schatten gemessen werden. „Wir müssen uns auch auf 50 Grad einstellen“, sagte er. Deshalb seien die Investitionen in eine sichere Wasserversorgung sehr wichtig.

Derzeit sind trotz der aktuellen Hitzewelle keine Einschränkungen für die 200 Springbrunnen der Stadt oder für den privaten Verbrauch geplant – auch nicht beim Beregnen von Rasenflächen. „Im Moment gibt es keine Begrenzung in Richtung der Kleingärten“, sagte Donner. Und die Springbrunnen haben oft auch eine kühlende Wirkung.

Bereits erste Einschränkungen

Der Tagesverbrauch liege aktuell bei 812.000 Kubikmeter Wasser. Die Leistung kann auch auf mehr als 900.000 Kubikmeter oder gar auf eine Million erhöht werden.

Obwohl der Nordosten Deutschlands – und damit auch Berlin-Brandenburg – das trockenste Gebiet bundesweit ist, haben viele Regionen erkennbare Probleme. Das sagte Wolf Merkel vom zuständigen Dachverband der regionalen Wasserversorger DVGW (Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches). Bundesweit wurden 257 Versorger befragt. Das Fazit: Es gab 2022 bereits erste Einschränkungen, wie zum Beispiel Bewässerungsverbote für Gärten und Mengenbeschränkungen bei Großverbrauchern. „Trockenheit und Hitzeperioden haben in den vergangenen Jahren bereits zu Engpässen bei den Verfügbarkeiten der Wasserressourcen geführt“, sagte er. „Im Jahr 2022 betraf dies 19 Prozent der befragten Versorger.“ In deren Versorgungsgebiet sind beispielsweise Brunnen zeitweise trockengefallen.

Grundsätzlich gehen die Fachleute davon aus, dass sich die Probleme bundesweit verstärken. Wichtig sei, dass weiterhin die Versorgung der Bevölkerung einen klaren Vorrang haben muss. Wolf Merkel fordert von der Politik eine klare Regelung der „Priorisierung“ für Notfalltage. Also: Wer bekommt zuerst Wasser? Die Bevölkerung, die Industrie, die Landwirtschaft, der Tourismus. Es gibt viele Akteure und viele Bedürfnisse – aber laut Klimaprognosen bis 2050 mehr Hitze und mehr Wetterextreme.

Deshalb muss bundesweit die Infrastruktur angepasst werden. Die Forderungen lauten: neue Brunnen, neue Wasserspeicher, neue Talsperren, neue Fernwasserleitungen. Manche bringen auch die Entsalzung von Ostseewasser für Berlin und Brandenburg ins Spiel. Dazu sagten die Fachleute: Sie seien zwar auch dafür offen, aber dies sei sehr teuer. „Es gilt die Regel: je höher der Salzgehalt, desto größer der Aufwand, das Salz zu entfernen“, sagte Wolf Merkel. Außerdem ist bei dieser Methode der Energieaufwand sehr hoch.

Deshalb muss auch gefragt werden, ob die Industrie und die Landwirtschaft immer auch Trinkwasserqualität geliefert bekommen müssen. Und ob Trinkwasser nicht auch verstärkt aus gereinigtem Brauchwasser oder Abwasser gewonnen werden sollte.

Steigen in Berlin die Wasserpreise?

Denn Fernwasserleitungen wie für Strom durch ganz Deutschland wird es so nicht geben, sagen die Fachleute. Denn Wasser ist schwer und damit auch viel schwerer zu transportieren als Strom.

Christoph Donner, Chef der Berliner Wasserbetriebe, sagte: „Das wird es am Ende nicht für null Euro geben, das wird kosten.“ Noch gibt es nicht mal seriöse Schätzungen für die bundesweiten Kosten.

Die Wasserbetriebe hatten den Wasserpreis in Berlin in den vergangenen zehn Jahren stabil gehalten oder auch gesenkt. Nun debattierte der Senat erstmals über eine Steigerung. Am Montag sagte Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) im Wirtschaftsausschuss, die Koalition habe sich darauf geeinigt, die Preise nicht zu erhöhen. Damit wird wohl der Zuschuss des Landes an die Wasserbetriebe steigen müssen.