Wasserknappheit

Kohleausstieg bringt Wasserknappheit nach Berlin: Spree könnte teils austrocknen

Wegen des Kohleausstiegs in der Lausitz könnte das Trinkwasser in Berlin künftig knapp werden. Der Chef des Umweltbundesamtes warnt vor einer einer Halbierung der Spree.

Die Spree
Die SpreeEmmanuele Contini/imago

Der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Dirk Messner, hat im Zusammenhang mit dem geplanten Ende der Kohleförderung in der Lausitz vor Wasserknappheit in der Hauptstadtregion gewarnt. Die am Montag veröffentlichte Studie des Umweltbundesamtes kommt zu dem Ergebnis, dass mit der Stilllegung des Braunkohletagebaus, deutlich weniger Grundwasser in den Fluss gepumpt wird.

Dadurch könne es laut Dirk Messner zu einem „signifikanten Wasserdefizit“ vor allem in der Spree kommen – mit Folgen für die Berliner und Brandenburger Trinkwasserversorgung. Denn diese beruht darauf, dass durch den Lausitzer Bergbau der Wasserabfluss in der Spree künstlich erhöht wird. 

Messner betonte: „In den vergangenen 120 Jahren, in denen in der Lausitz Braunkohle gefördert wurde, wurden insgesamt 58 Milliarden Kubikmeter Wasser abgepumpt – das entspricht mehr als dem Volumen des Bodensees.“ Ökosysteme, Wasserverbraucher und Infrastruktur seien auf diesen hohen Wasserstand eingestellt.

UBA-Chef: „Spree könnte in besonders heißen Monaten austrocknen“

„Wenn wir nicht handeln, könnte die Spree künftig nur noch halb so viel Wasser führen wie heute“, sagte Messner. In heißen Sommermonaten könne sich die Wassermenge sogar um bis zu 75 Prozent verringern. Wenn nichts unternommen werde, „könnte die Spree in besonders warmen Monaten teilweise austrocknen“. Zu dem fehlenden Wasser aus dem Bergbau kämen noch die Auswirkungen des Klimawandels hinzu.

Für den sächsischen Teil des Flusses prognostizieren die Experten ein jährliches Wasserdefizit von rund 95 Millionen Kubikmeter, für den Unterlauf der Spree in Brandenburg von rund 126 Millionen Kubikmeter. Bei gleichbleibendem oder steigendem Wasserbedarf drohen demnach insbesondere in trockenen Jahren immer häufigere und länger andauernde Wasserengpässe in der Region. Auch die Trinkwasserversorgung Berlins sehen die Studienautoren davon bedroht.

Minimierung des Wassermangels: Seen sollen Wasserspeicher erweitern

Die Studie schlägt nun unter anderem vor, Talsperren und Wasserspeicher zu ertüchtigen und bestehende Seen, wie zum Beispiel den Bergbaufolgesee Cottbusser Ostsee, als Wasserspeicher auszubauen. Zudem wird geraten Wasser aus benachbarten Flüssen wie Elbe, Lausitzer Neiße und Oder überzuleiten. Auch sollten die Länder gemeinsam ausloten, wie sich Wasser aus anderen Regionen durch neue Rohrsysteme möglichst naturverträglich in die Spree pumpen lässt. Haushalte, Industrie und Landwirtschaft sollten zudem mehr Wasser sparen.

Weiter sagte der UBA-Chef, „dauerhaftes Abpumpen wäre einerseits sehr teuer, andererseits wäre das Wasser, als Folge der jahrzehntelangen Bergbauaktivitäten, stark von Chemikalien und anderen gesundheitsschädlichen Stoffen belastet und müsste aufwendig gereinigt werden.“ Dennoch müsse auch diese Option mit betrachtet werden.