Schöneweide, Pichelsberg, Waßmannsdorf, Karlshorst: Von diesen und anderen S-Bahnhöfen in Berlin und Brandenburg kann man sich ab sofort zu einem Sondertarif nach Hause fahren lassen. Der amerikanische Fahrdienstvermittler Uber hat seine Letzte-Meile-Option auf die außerhalb der Ringbahn gelegenen Stationen der Linien S3 und S9 erweitert. Das teilte das Unternehmen jetzt in Berlin mit. Auch die Regionalbahnhöfe Staaken und Albrechtshof werden einbezogen. Damit nicht genug: In einigen Monaten soll es das Angebot an allen S-Bahnhöfen außerhalb des Rings geben, kündigte Uber an.
Bis zu 2,5 Kilometer für sechs Euro: So sieht es aus, das Letzte-Meile-Tarifmodell, das es in Berlin seit 2021 gibt. An 76 U-Bahnhöfen ist die Option schon verfügbar. Pro Monat vermittelt Uber durchschnittlich knapp 4000 Fahrten zum Festpreis. „Die höchste Nachfrage seit Beginn des Angebots gibt es am Bahnhof Spandau“, so das Unternehmen.
Jetzt kommen nach und nach die S-Bahnhöfe in den Berliner Außenbezirken und in Brandenburg hinzu. Bei den Stationen der S-Bahn-Linien S3 und S9, die jetzt in das neue Tarifmodell einbezogen worden sind, soll es nicht bleiben. In den kommenden Monaten wird die Letzte-Meile-Option auf alle S-Bahn-Stationen, die außerhalb der Ringbahn liegen, erweitert. Dann werden insgesamt 146 S-Bahnhöfe dazugehören.
CDU-Politiker: „Der Stadtrand wird nicht mehr vergessen, das freut mich sehr“
„Wir freuen uns darüber, dass nun noch mehr Berlinerinnen und Berliner unsere Letzte-Meile-Option nutzen können“, sagte Christoph Weigler, Deutschland-Chef von Uber. „Unser Ziel ist es, in Verbindung mit dem öffentlichen Nahverkehr den Nutzern eine so verlässliche und attraktive Alternative zum privaten Auto zu bieten, dass sie es öfter stehen lassen. Das schont die Umwelt und vermindert den Verkehr auf Berlins Straßen.“
„Der Stadtrand wird nicht mehr vergessen, das freut mich sehr“, so der Spandauer Abgeordnete Heiko Melzer (CDU). „Uber schafft eine schnelle und sichere Ergänzung zum Nahverkehr, um mit kalkulierbaren Kosten sicher nach Hause zu kommen. Das freut viele junge und viele ältere Menschen in Staaken und dem Spektefeld.“ Er erwarte, dass es weiterhin Nachtbusverbindungen gibt. Der Nahverkehr am Wochenende müsse auch in den Außenbezirken ausgebaut werden.
Warum die Uckermark für das Uber-Geschäftsmodell nicht geeignet ist
Westlich von Berlin gibt es die Letzte-Meile-Option nicht nur in Staaken und Albrechtshof. Bereits seit 2020 wird sie auch in Falkensee, der größten Stadt im Landkreis Havelland, angeboten. Was als Pilotprojekt entstand, ist längst dauerhaft verfügbar. Das Personenbeförderungsgesetz verpflichtet Mietwagenunternehmen dazu, nach jeder Fahrt zum Betriebssitz zurückzukehren – es sei denn, es liegt bereits ein Anschlussauftrag vor. Vor diesem regulatorischen Hintergrund profitiert Falkensee davon, dass es an Berlin anschließt. Wenn ein Fahrer in Spandau eine Fahrt beendet hat, kann er gleich nach Falkensee zum nächsten Auftrag weiterfahren, heißt es bei Uber.
Bevor Falkensee für den Modellversuch ausgesucht wurde, waren allein aus dem Land Brandenburg rund 50 Anfragen bei Uber eingegangen. Sie kamen auch aus Orten in dünn besiedelten Gegenden. Doch dort würden die Leerfahrten der Partnerfirmen so lang, dass ein profitabler Betrieb nicht möglich wäre. So sei die Uckermark, eine weit von Berlin entfernte ländliche Region, für Uber unter den jetzigen gesetzlichen Bedingungen nicht attraktiv. Orte im Berliner Umland wie Königs Wusterhausen oder Oranienburg dagegen schon, so das Unternehmen im Februar. Allerdings könnten die Wartezeiten länger sein als in Berlin.
Auch in München, Düsseldorf – und bald in Heidelberg
Bei der Letzte-Meile-Option wird der Festpreis von sechs Euro pro Fahrt automatisch angezeigt, wenn ein Nutzer von einem der einbezogenen Bahnhöfe eine Fahrt zu einem Ziel im Umkreis von 2,5 Kilometern bucht. Die Bezahlung erfolgt wie üblich automatisch mit dem in der App hinterlegten Zahlungsmittel, zum Beispiel per Kreditkarte, Apple Pay, Google Pay oder PayPal, oder per Barzahlung. In München, Düsseldorf und künftig auch in Heidelberg bietet das Unternehmen ein ähnliches Angebot.
Uber fährt nicht selbst, sondern leitet die Fahraufträge an andere Unternehmen weiter – die dafür eine Provision zahlen. Sie beträgt sieben bis 25 Prozent des Fahrpreises, bei Elektroautos sind es zwei bis 20 Prozent, hieß es zuletzt. In Berlin ist die Safedriver Group Partner des Fahrdienstvermittlers.
„Die Fahrer der Partnerunternehmen besitzen ausnahmslos alle einen Personenbeförderungsschein und erfüllen sämtliche Voraussetzungen für die gewerbliche Personenbeförderung. Alle Fahrten sind vollständig für die gewerbliche Personenbeförderung versichert“, so Uber. Doch die Taxibranche kritisiert, dass die Pflicht, nach jeder Fahrt zum Betriebssitz zurückzukehren, oft nicht eingehalten werde. Zudem bliebe den Beförderern nach Abzug der Provision und der Kosten meist so wenig Geld übrig, dass sich reguläre sozialversicherungspflichtige Fahrerarbeitsverhältnisse selbst mit Mindestlohn nicht finanzieren ließen. Taxiunternehmer fühlen sich auch durch mit Steuergeldern subventionierte neue Fahrdienste wie Muva, dem On-Demand-Fahrdienst der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), unter Druck gesetzt.








