Verschwundene junge Frau

Vermisste Mexikanerin in Berlin: Wie geht die Suche jetzt weiter?

Vor mehr als einer Woche verschwand María Fernanda Sanchez Castaneda. Die Polizei ermittelt, ihre Freunde verteilen Hunderte Flugblätter – doch es fehlen konkrete Hinweise.

Dieses neue Bild von der Vermissten María Fernanda Sanchez Castaneda hat die Polizei Berlin am Montag veröffentlicht.
Dieses neue Bild von der Vermissten María Fernanda Sanchez Castaneda hat die Polizei Berlin am Montag veröffentlicht.Polizei Berlin

Es ist nun mehr als eine Woche her, seitdem die mexikanische Studentin María Fernanda Sanchez Castaneda von ihrem Studentenwohnheim in Berlin-Adlershof spurlos verschwand. Immer noch versammeln sich jeden Tag freiwillige Helfer an dem Studentenwohnheim, wo sie bis zu ihrem Verschwinden lebte; sie bilden Suchtrupps und suchen nach María in den nahe gelegenen Wäldern, Parks, Bahnhöfen – einfach an jedem Ort, der ihnen einfällt. Montagmorgen hat die Berliner Polizei ein neues Lichtbild der 24-Jährigen veröffentlicht, konnte daneben aber keine konkreten Entwicklungen in dem Fall mitteilen.

Ende letzter Woche hat die Polizei der Berliner Zeitung bestätigt, dass auf der Suche nach María sämtliche Krankenhäuser abgefragt wurden, Spürhunde suchten in der Nähe ihrer Wohnung. Beide Schritte blieben aber ohne Erfolg. Seit dem 27. Juli wird auch örtliches Gewässer, etwa der Teltow-Kanal, mit Tauchern und Suchhunden abgesucht. Auch die elektronischen Geräte der Vermissten werden ausgewertet.

Diese Arbeit dauere noch an, so Andrea Friese, Kommissariatsleiterin der Vermisstenstelle beim Berliner LKA. „Wir müssen viele verschiedene Plattformen durchschauen und auf eventuell zielführende Hinweise prüfen, und das nimmt sehr viel Zeit in Anspruch.“ Die bisherigen Hinweise haben nicht zum Ziel geführt. „Es gibt viele Hinweise, wie es ihr ging und was sie in den letzten Tagen gemacht hat, aber keine konkreten Hinweise auf ihren jetzigen Aufenthaltsort.“ Auch bei der Vermisstenstelle kam nichts Konkretes an. „Da haben Menschen eine Person gesehen, die ihr wohl ähnlich sah.“

Dieses Bild von María Fernanda Sanchez hat die Polizei geteilt.
Dieses Bild von María Fernanda Sanchez hat die Polizei geteilt.Polizei Berlin

Die Ermittlerinnen und Ermittler der Vermisstenstelle wollen nun vor allem bestimmte Orte konkretisieren, wo weiter nach María gesucht werden könnte. „Dass sie die Natur mochte, ist durch ihre Freunde bereits bekannt – aber wir können nicht sämtliche Seen absuchen“, so Andrea Friese. Auch spanisch- und englischsprachige Zeugen aus Marías Umfeld werden mithilfe von Sprachvermittlern und Dolmetschern befragt. Vor allem ihre Kommilitonen seien sehr hilfsbereit gewesen, so Friese.

Noch Hunderte freiwillige Helfer suchen nach María Fernanda

Das Engagement von Marías Freundeskreis bleibt nach wie vor stark. Ihre Freundin Antonia Angel teilt der Berliner Zeitung mit, am Wochenende hätten sich etwa 200 freiwillige Helfer täglich gemeldet, um bei der Suche mitzumachen – trotz des schlechten Wetters. Die Sucher haben ihre Anstrengungen digital verstärkt mit WhatsApp-Kanälen, einer interaktiven Landkarte und einer Google-Tabelle. Dort wird etwa koordiniert, wo nach María noch gesucht werden sollte und wo Flugblätter bereits verteilt wurden. Die Unterstützung aus der mexikanischen und lateinamerikanischen Community sei sehr groß; das mexikanische Restaurant Taquería El Oso hat den Helfern auch kostenloses Essen geliefert.

Der Fokus liege nun wieder darin, in den Krankenhäusern und Obdachlosenheimen der Stadt nach María zu suchen, eine Woche nach einer solchen Untersuchung durch die Polizei. „Das ist noch ein blinder Fleck für uns und wir wollen ausschließen können, dass sie nicht irgendwo im Krankenhaus liegt“, sagt Antonia. Außerdem wollen sie weiterhin dafür sorgen, dass der Fall und Marías Gesicht bekannt werden – auch international. Freunde und Verwandte der Suchgruppe haben diese auch etwa in Amsterdam und Brüssel verteilt; Antonia hat auch ihre Eltern in Spanien damit beauftragt, dort Flugblätter zu verteilen. Diese sind in mehrere Sprachen übersetzt worden, etwa Türkisch, Arabisch und Koreanisch; Bekannte von Antonia in Kolumbien und Japan haben auf den Fall in den sozialen Medien bekannt gemacht. „Wir haben einfach Angst, dass man sie vergisst“, sagt sie.

Vater: María ist „nicht freiwillig verschwunden“

Aber auch nach mehr als einer Woche intensiver Suche nach ihrer Freundin bleibe deren Verschwinden immer noch „völlig bizarr“, so Antonia. Es gebe viele Theorien, was mit María passiert sein könnte – Menschen melden sich immer wieder in den sozialen Medien bei den Helfern mit eigenen Theorien. Aber es gibt für nichts einen konkreten Beweis. Marías Vater, Javier Sanchez, der sich noch immer mit seiner Frau in Berlin aufhält, gibt regelmäßig Interviews in den mexikanischen Medien – und hat dabei darauf hingewiesen, dass seine Tochter in diesem Sommer nach Spanien zu ihrem Freund reisen wollte. Antonia zweifelt aber daran, dass María nach Spanien gereist sein könnte – sie hätte zum Beispiel vor ihrem Verschwinden nichts über eine solche Reise gesagt oder etwas gekauft, das darauf hinweisen würde.

Eine freiwillige Helferin hängt ein Vermisstenplakat mit Marías Angaben in der Nähe ihres Studentenwohnheims in Berlin-Adlershof auf.
Eine freiwillige Helferin hängt ein Vermisstenplakat mit Marías Angaben in der Nähe ihres Studentenwohnheims in Berlin-Adlershof auf.Volkmar Otto

In einem weiteren Interview mit der mexikanischen Nachrichtenseite N+ behauptete Javier Sanchez, seine Tochter sei „nicht freiwillig verschwunden“, denn sie hätte vor dem Verschwinden mehrere Pläne für die Zukunft vorbereitet. Im Gespräch mit der Berliner Zeitung tat er auch die Beschreibung einer möglichen „psychischen Ausnahmesituation“ in der polizeilichen Vermisstenanzeige für seine Tochter als Heimweh ab. Antonia Angel bestätigt, María hätten ihre Heimat und Familie zwar gefehlt, ihr Masterprogramm sei manchmal anstrengend gewesen – aber das sei nichts, was auf tiefgründige psychische Probleme hingedeutet hätte. Andrea Friese bleibt trotzdem noch bei der Darstellung der polizeilichen Anzeige. „Da wir sie bisher nicht gefunden haben, müssen wir noch von dieser Situation ausgehen“, sagte sie.

Hinweise nimmt die Vermisstenstelle des Landeskriminalamtes in der Keithstraße 30 in 10787 Berlin-Tiergarten unter der Telefonnummer 030/4664-912444 oder per E-Mail an LKA124Hinweise@polizei.berlin.de entgegen.