Berlin-In Berlin dürfte aufgrund der sinkenden Coronazahlen die Maskenpflicht wesentlich gelockert werden. Nach Informationen der Berliner Zeitung berät der Senat an diesem Dienstag darüber, möglicherweise die Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken in vielen öffentlichen Bereichen zu streichen. Stattdessen könnten dann ab dem Wochenende wie in vielen anderen deutschen Regionen mit niedriger Inzidenz einfache medizinische Masken genügen. Auf Straßen und Plätzen könnte die Pflicht zum Bedecken von Mund und Nase ganz entfallen. Bislang ist dies an ausgewählten Orten vorgeschrieben, wo besonders viele Menschen zusammenkommen – auf der Hermannstraße und auf dem Alexanderplatz etwa.
Eine entsprechende Vorlage haben die Berliner Staatssekretäre am Montag beschlossen. Die endgültige Entscheidung trifft der Senat bei seiner regulären Sitzung an diesem Dienstag, Änderungen sind möglich. So äußerte sich Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller am Montagmittag in der ARD zurückhaltend. Der vorige Sommer habe gezeigt, dass niedrige Inzidenzzahlen auch schnell wieder steigen können. „Draußen denke ich schon, dass wir uns jetzt doch sehr schnell mehr zutrauen können“, erklärte der Senatschef.
Beim Arzt sind FFP2-Masken weiterhin nötig
Wegschmeißen sollte man seine FFP2-Masken in keinem Fall. Zum einen, weil die Zahl der Coronafälle natürlich wieder steigen kann. Auch für den Besuch beim Arzt oder im Krankenhaus sollen die besonders wirksamen Masken weiterhin Vorschrift sein.
Großzügigere Regeln könnten dem Vernehmen nach ab dem Wochenende auch für Freiluftveranstaltungen gelten. Dort sind dann bis zu 200 Personen zugelassen. Ihnen muss auch nicht mehr – wie bei den Vorstellungen der Berlinale – ein fester Platz zugewiesen werden. Voraussetzung: Die Teilnehmer müssen einen frischen Coronatest vorweisen können oder vollständig geimpft sein.
Weitere Änderungen, die zur Diskussion stehen: Beerdigungen könnten wieder ohne maximale Teilnehmerzahl stattfinden, Hallenbäder wieder öffnen, Volksfeste wieder stattfinden.
Die Siebentageinzidenz der Corona-Infektionen in Berlin lag am Montag bei 15,4 pro 100.000 Einwohner. Dabei gibt es regionale Schwankungen. Relativ hohe Werte weisen derzeit Spandau (38,3) und Reinickendorf (19,5) auf, besonders niedrig ist die Inzidenz in Pankow (8,3) und Treptow-Köpenick (8,8).
Bayern will an Maskenpflicht festhalten
Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hatte am Wochenende die Bundesländer aufgefordert, Lockerungen der Maskenpflicht zu prüfen. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sprach sich für gestufte Lockerungen entsprechend den Berliner Plänen aus. „Als Empfehlung bleibt in jedem Fall eine einfache Regel: im Zweifel mit Maske, besonders beim Reisen und bei Treffen in Innenräumen. Mehr Sicherheit gibt es nur, wenn alle Anwesenden entweder geimpft oder regelmäßig getestet sind“, sagte er den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Der Freistaat Bayern will dagegen die Maskenpflicht auch angesichts weiter sinkender Inzidenzen vorerst nicht aussetzen. „Ich rate da zur Zurückhaltung“, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Montag in München. Die Öffnungsschritte in Bayern seien erst eine Woche alt. „Es ist noch nicht absehbar, wie das alles wirkt“, sagte Söder, auch mit Blick auf zahlreiche Partys am Wochenende, nicht nur im Umfeld der Fußball-Europameisterschaft. Die Maske sei neben der Impfung eines der wenigen wirksamen Instrumente im Kampf gegen Corona.
Er sei dagegen, jetzt zu schnell alles wieder aufzugeben, sagte Söder. Vorschnelle Lockerungen hätten sich bereits in der Vergangenheit als Fehler herausgestellt.
Aerosolforscher rät zum Maskentragen in Innenräumen
Auch die Co-Chefin der Linkspartei, Susanne Hennig-Wellsow, sprach sich gegen ein schnelles Ende der Maskenpflicht aus. Sie halte es für falsch, jetzt eine Debatte über eine generelle Aufhebung der Maskenpflicht zu führen, sagte sie am Montag in Berlin. In Deutschland sei durch Impfungen noch keine Herdenimmunität erreicht, und die Pandemie sei global noch nicht im Griff, sagte Hennig-Wellsow.
„Deshalb ist es aus meiner Sicht dringend notwendig, dass wir überall dort, wo viele Menschen aufeinandertreffen, sei es beim Einkaufen, beim Zugfahren, sei es möglicherweise auch in den Schulen, weiter auf Maskenpflicht setzen“, sagte Hennig-Wellsow. Sie halte es für unvernünftig zu glauben, dass die Pandemie schon überwunden sei. Auch mit Blick auf eine mögliche vierte Welle sprach sie sich dafür aus, die Maskenpflicht beizubehalten.



