Wird es am Sonnabend einen Techno-Umzug in Berlin geben? Das hängt davon ab, ob die Veranstalter von „Rave the Planet“ die von der Polizei geforderten Anforderungen an einen Sanitätsdienst erfüllen können. Doch im Augenblick sieht es nicht danach aus.
„Es gibt kein Bestreben, die Versammlung zu verbieten. Aber die Veranstalter müssen sich an die Auflagen halten“, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Donnerstag. „Bis zu dem Tag, an dem die Versammlung stattfindet, planen wir unseren Einsatz so, wie wir uns auf andere Versammlungslagen auch vorbereiten.“
Die Polizei rechnet damit, dass zu der Techno-Parade, deren Veranstalter der bekannte DJ Dr. Motte ist, mehr als 300.000 Menschen kommen werden. Mit Musiktrucks will man vom Brandenburger Tor über die Straße des 17. Juni bis zum Großen Stern und zurück ziehen.
„Wir werden die Versammlung sehr genau im Blick haben, ob dort die Vorgaben für das Sicherheitskonzept erfüllt werden“, sagte die Polizeisprecherin. So erließ die Versammlungsbehörde der Polizei eine sogenannte beschränkende Verfügung. Danach muss der Veranstalter auf eigene Kosten entlang der Strecke mindestens fünf feste Unfallhilfestellen vorhalten. In diesen muss es jeweils zehn Behandlungs- und 30 Versorgungsplätze geben. Zudem müssen zwei Ärzte, zehn Rettungssanitäter, 20 Sanitätshelfer, 20 Sanitätseinsatztrupps mit jeweils vier Helfern und einem Truppführer vor Ort sein.
Malteser Hilfsdienst: Es gab keinen Vertrag über Sanitätsdienstleistungen
Sollten die Auflagen nicht erfüllt werden, dann wird die Polizei an den Veranstalter herantreten mit der Aufforderung, die Versammlung zu beenden. Sollte sie im Publikum nicht gehört werden, dann wird die Polizei nach Angaben von Dierschke mit eigenen Lautsprechern die Teilnehmer zum Gehen auffordern.
Gegen den Auflagenbescheid hat die Rave the Planet gGmbH bei der Polizei erfolglos Widerspruch eingelegt. Am Donnerstagnachmittag reichten die Anwälte der Veranstalter Klage beim Berliner Verwaltungsgericht ein.
Bis zum 21. Juni waren die Veranstalter noch davon ausgegangen, dass der Malteser Hilfsdienst die Sanitäter stellen wird. Sie seien in die Detailplanung eingebunden gewesen, sagt Ellen Dosch-Roeingh, Sprecherin der Rave the Planet gGmbH. Doch dann hätten sie unvermittelt abgesagt. Die Malteser wiederum sagen, dass es keinen offiziellen Vertrag über Sanitätsdienstleistungen gebe. Auch mündliche Zusagen für die Erbringung von Sanitätsdienstleistungen habe es zu keinem Zeitpunkt gegeben. Dem Hilfsdienst hätten auch die Streckenführung und weitere Planungen gefehlt.
Rave-the-Planet-Umzug als Demonstration angemeldet
Auch andere Hilfsorganisationen sind bislang nicht bereit, den Dienst zu übernehmen. Möglicherweise auch, weil der Techno-Umzug zwar offiziell als Demonstration angemeldet ist, allerdings aus Sicht der Feuerwehr andere Probleme aufgibt, als herkömmliche Demos und man sich diese Verantwortung nicht aufbürden will.
Nicht nur, dass am Rand der Strecke Alkohol verkauft werden soll – es wird auch mit starkem Drogenkonsum gerechnet. Bei der Raver-Parade im vergangenen Jahr hatte der Rettungsdienst der Feuerwehr mehr als 100 Notfalltransporte in Krankenhäuser zu fahren, meist bedingt durch Drogen. So viele Transporte hatte die Feuerwehr nicht einmal bei Großveranstaltungen wie dem Berlin-Marathon, an dem 40.000 Menschen teilnahmen. Auch der Drogentod einer 13-Jährigen vorige Woche in Brandenburg, die eine hochdosierte Ecstasy-Pille genommen hatte, habe bei den Hilfsorganisationen Eindruck hinterlassen, wie dort zu vernehmen ist.




