Verkehr

Neue Flugroute in die USA kommt nicht: Berlin–Washington bleibt Wunschtraum

Die deutsche Hauptstadt sehnt sich nach besseren internationalen Verbindungen. Doch nun wird wieder eine Hoffnung enttäuscht. Die Airline erklärt, warum.

Startklar für den Flug über den Atlantik: Eine Boeing 767 von United Airlines am BER. Seit 28. März steuert die US-Airline sechs Mal wöchentlich den Flughafen Newark bei New York an.
Startklar für den Flug über den Atlantik: Eine Boeing 767 von United Airlines am BER. Seit 28. März steuert die US-Airline sechs Mal wöchentlich den Flughafen Newark bei New York an.dpa/Patrick Pleul

Es wäre zu schön gewesen. Gleich zwei neue Langstreckenverbindungen für Berlin, für eine Stadt, die von anderen Kontinenten aus fast nur mit Umsteigen erreichbar ist und sich seit vielen Jahren nach besseren Anschlüssen sehnt. Seit Montag fliegt United Airlines vom BER in den Großraum New York, Ende Mai sollte eine weitere Interkontinentalroute folgen – nach Washington. Doch nun wurde bekannt, dass aus der zweiten Strecke nichts wird. „United Airlines bedauert es sehr, den Start der Verbindung vom BER zum Washington Dulles International Airport erst einmal verschieben zu müssen“, sagte Maria Greiner, Sprecherin der US-Airline, der Berliner Zeitung.

Wie sehr sich die deutsche Hauptstadt darüber freut, dass man wieder von hier ohne Umsteigen in die USA reisen kann, sah man schon an der Gästeliste. Die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey ließ es sich nicht nehmen, am Montagvormittag den Erstflug vom BER nach Newark im Großraum New York persönlich zu verabschieden. Sechsmal wöchentlich, vom 5. Mai an täglich steuern Flugzeuge vom Typ Boeing 767 von Berlin an eine Drehscheibe des Flugverkehrs an, die gute Anschlüsse zu zahlreichen anderen Destinationen in Nordamerika bietet. Damit nahm United eine Route wieder auf, die bis zum Beginn der Corona-Pandemie vor zwei Jahren schon einmal existierte.

Hauptstadtflughafen soll attraktiver werden

„Berlin und die Berlinerinnen und Berliner begrüßen die neue direkte Flugverbindung“, sagte die SPD-Politikerin im Flughafen BER. „Nach zwei Jahren Corona-Pandemie steht dieser Schritt auch für die Rückkehr zur Normalität und für die deutsch-amerikanische Freundschaft.“ Giffey und der ebenfalls anwesende Wirtschaftssenator Stephan Schwarz hofften, dass die Wirtschaftsbeziehungen profitieren. „Ich hoffe, dass United die Tür auch für andere Fluglinien aufgestoßen hat, die den BER direkt mit Destinationen in aller Welt verbinden und damit unseren Hauptstadtflughafen noch attraktiver und wettbewerbsfähiger machen“, so die Regierende Bürgermeisterin.

Doch nun wird eine Tür erst einmal wieder geschlossen – offenbar auch wegen schlechter Buchungszahlen. Die Fluggesellschaft bestätigte, dass sie ihre Ankündigung, ab dem 27. Mai vom BER nach Washington zu fliegen, vorerst nicht umsetzen wird. „United überprüft regelmäßig den Flugplan und nimmt gegebenenfalls Anpassungen vor“, erläuterte Maria Greiner. „Die Entscheidungen werden anhand zahlreicher Faktoren getroffen, dazu gehören unter anderem die Nachfrage, Kosten und Ressourcen. Wir haben uns daher entschlossen, uns zunächst auf die tägliche Verbindung vom BER nach New York zu fokussieren, zumal unsere Kunden ab diesem Drehkreuz an der US-Ostküste zu über 50 Zielen in den USA bequem weiterreisen können.“

Business und First Class nach Berlin nur zu zehn Prozent ausgelastet

Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Verbindung zwischen den beiden Hauptstädten zu einem späteren Zeitpunkt eingerichtet wird. „United beobachtet weiterhin die Entwicklung und wird die Strecke nach Washington D.C. aufnehmen, sobald es die Marktsituation erlaubt“, so die Sprecherin.

Die Verbindung Berlin–Washington steht offenbar unter keinem guten Stern. Ende März 2001 nahm die Lufthansa auf dieser Strecke den Verkehr auf. Sechsmal pro Woche flog die deutsche Airline vom damaligen Flughafen Tegel in die US-Hauptstadt. Doch wenige Tage nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 wurde die Direktverbindung über den Atlantik wieder eingestellt. Nach den Anschlägen habe man einen „dramatischen Rückgang bei den Buchungen“ erlebt, teilte die Lufthansa mit.

Richtig gut war es aber auch schon vor den Anschlägen in den USA nicht gelaufen. Geschäftsreisende, die häufig höherpreisige Tickets kaufen, waren auf dieser Berlin-Route ebenfalls eine Minderheit. So teilte die Lufthansa im August 2001 mit, dass bei den Washington-Flügen LH 414/415 die Business und die First Class im Schnitt nur zu zehn Prozent ausgelastet seien. 20 bis 25 Prozent müssten es schon sein, hieß es.