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Neue Chance für Denkmalschutz im geplanten Stadtquartier mit 1800 Wohnungen

Ausschuss für Stadtentwicklung des Abgeordnetenhauses stimmt Bebauungsplan für Viertel in Johannisthal zu – und verabschiedet eine wichtige Protokollnotiz.

Blick in Halle 4 auf dem ehemaligen Flugplatz Johannisthal: Das denkmalgeschützte Bauwerk kann laut Bebauungsplan abgerissen werden. Per Protokollnotiz versuchen die Abgeordneten des Stadtentwicklungsausschusses die Halle noch zu retten. 
Blick in Halle 4 auf dem ehemaligen Flugplatz Johannisthal: Das denkmalgeschützte Bauwerk kann laut Bebauungsplan abgerissen werden. Per Protokollnotiz versuchen die Abgeordneten des Stadtentwicklungsausschusses die Halle noch zu retten. Gerd Engelsmann

Beim Bau des geplanten neuen Stadtquartiers mit 1800 Wohnungen in Johannisthal/Adlershof soll der Denkmalschutz doch noch eine stärkere Rolle spielen. Das hat der Stadtentwicklungsausschuss des Abgeordnetenhauses am Montag neben dem Bebauungsplan für das neue Viertel in einer Protokollnotiz beschlossen, und zwar einstimmig.

Laut der Protokollnotiz sollen der private Investor, die Bauwert, sowie die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo die Planungen für das Projekt im Baukollegium vorstellen und die Denkmalbehörden einbinden. „Zum Erhalt“ der denkmalgeschützten Halle 4, der eine besondere Bedeutung zukomme, sollen Varianten „erörtert“ werden, heißt es. Die Landesregierung soll zudem eine mögliche Übernahme des Grundstücks prüfen, auf dem die Halle 4 steht. Ob die Halle 4 wirklich erhalten werden kann, ist aber offen. Denn der Bebauungsplan macht den Abriss möglich.

Immerhin: In der rot-grün-roten Koalition sieht man Bewegung bei der Bauwert. „Beim heftig diskutierten Thema Denkmalschutz ist der Investor zu weiteren Zugeständnissen bereit“, sagte der Grünen-Abgeordnete Julian Schwarze. Ziel bleibe, die Halle 4 möglichst denkmalgerecht zu ertüchtigen und einzubinden.

Mehr Wohnungen in Landesbesitz geplant

Vorgesehen ist zudem, die Zahl der Wohnungen in Landesbesitz zu erhöhen. Von den 1800 Wohnungen sollen nun 550 in Landesbesitz kommen, statt der zunächst geplanten 450 Wohnungen. Möglich wird dies durch eine Zusage des Investors, weitere 100 Unterkünfte für das Land Berlin zu bauen. Knapp 25 Prozent der 1800 Wohnungen sollen als Sozialwohnungen errichtet werden. Die Grünen-Abgeordnete Daniela Billig bezeichnete den geplanten Anteil als „gut“, aber „immer noch nicht bedarfsgerecht“. Im Klartext: Es werden mehr Sozialwohnungen benötigt. Denn der Anteil der Haushalte, die Anspruch auf eine Sozialwohnung haben, liegt deutlich über 25 Prozent.

Das neue Stadtviertel soll auf einem rund 214.000 Quadratmeter großen Areal zwischen Segelfliegerdamm, Groß-Berliner Damm, Gerhard-Sedlmayr-Straße und dem Landschaftspark Johannisthal entstehen – am Rande des früheren Flugplatzes Johannisthal. Der Flugplatz Johannisthal war im September 1909 vom Unternehmer Arthur Müller eröffnet worden. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gelände überwiegend durch den Volkseigenen Betrieb (VEB) Kühlautomat Berlin genutzt.

Nach der Wiedervereinigung lag das Areal jahrzehntelang brach, viele der alten Hallen verfielen. „Es geht also um die Reaktivierung eines innerstädtischen, gut erschlossenen Areals“, sagte Stadtentwicklungssenator Andreas Geisel (SPD) am Montag. Der überwiegende Teil des Geländes befindet sich heute im Besitz einer Kooperation aus der Bauwert AG und dem Weizmann-Institut für Wissenschaften, einem Forschungsinstitut mit Sitz in Israel.

Finanzierung der neuen Schule ist noch nicht gesichert

Neben den Wohnungen entstehen auf dem Areal Gewerbeflächen, zwei Kitas und eine Schule. Berlin werde die Gewerbeflächen für die künftige Entwicklung erwerben, sagte Geisel. Insgesamt würden elf Hektar rekommunalisiert, also mehr als die Hälfte der Flächen in dem neuen Viertel. Weil die Flächen nicht zum aktuellen Verkehrswert erworben werden, sondern zum Wert, der zu Beginn der Entwicklungsmaßnahme in der Wissenschaftsstadt  Johannisthal/Adlershof ermittelt wurde, spart Berlin rund 64 Millionen Euro.

Die Linken-Abgeordnete Katalin Gennburg erinnerte daran, dass der geplante Bau der Schule in der Investitionsplanung des Landes noch nicht abgesichert sei. Wer auch immer in den nächsten Jahren in Berlin regiere, müsse dafür sorgen, dass dies getan werde, sagte sie. Der FDP-Abgeordnete Stefan Förster sagte, er wage die Prognose, dass erst die Leute dort wohnen und dann die Schulen und Kita-Plätze fertiggestellt werden. Förster bemerkte zudem, er wisse nicht, ob das Projekt im Baukollegium so gut aufgehoben sei – vor dem Hintergrund, dass das Beratungsgremium manche Vorhaben hinter verschlossenen Türen bespreche. „Uns wäre auch durchaus geholfen, wenn wir in einer weiteren Sitzung dieses Ausschusses über den aktuellen Stand informieren lassen“, so Förster. 

Dem Bebauungsplan muss jetzt noch das Abgeordnetenhaus zustimmen. Das ist am Donnerstag geplant. Baumfällungen auf dem Areal sollen schon Anfang 2023 beginnen. Der eigentliche Baubeginn für das neue Stadtviertel ist für 2025 geplant, die Fertigstellung für 2031 vorgesehen.