Mehr als 1800 Stunden Verspätung hatte die Deutsche Bahn im vergangenen Jahr – nach eigenen Angaben allein wegen Kabeldiebstahls. Meistens entkommen die Täter. Doch jetzt sitzen ein Mann und eine Frau in Untersuchungshaft. Das Ehepaar hatte am Sonntagmorgen in Karow etwa 50 Meter Kupferkabel von einer Baustelle der Bahn AG gestohlen.
Gegen 4.30 Uhr waren Zivilfahnder der Bundespolizei in dem Bereich unterwegs, als die Besatzung eines Polizeihubschraubers auf die beiden Diebe aufmerksam wurde. Diese entwendeten an den Gleisen etwa 50 Meter Kupferkabel von einer Bahnbaustelle, entfernten die Isolierung und luden die Kabel in ein Auto.
Die Zivilbeamten nahmen die beiden fest. Sie leiteten ein Ermittlungsverfahren wegen besonders schweren Diebstahls ein. Das Fahrzeug der Kabeldiebe stellten sie sicher.
Immer wieder werden in Karow Kabel gestohlen
Anschließend durchsuchten Bundespolizisten die Zimmer des aus Rumänien stammenden Ehepaares, das in einem Wohnheim an der Storkower Straße in Prenzlauer Berg lebt. Nach Angaben eines Polizeisprechers fanden die Beamten dabei weitere Beweismittel, darunter mehrere Mobiltelefone, Bolzenschneider und Cuttermesser.
Die 28-jährige Frau und ihr 33-jähriger Mann sind bereits polizeibekannt – allerdings nicht wegen Kabeldiebstahls, sondern wegen Wohnungseinbrüchen. Die beiden wurden nun einem Haftrichter vorgeführt, der Untersuchungshaft anordnete.
Die Zivilfahnder waren am Tatort in Karow unterwegs, weil es in dem unübersichtlichen Bereich der Bahnstrecke immer wieder zu Kabeldiebstählen gekommen war. So entdeckte die Besatzung eines Polizeihubschraubers im September vergangenen Jahres bei einem Überwachungsflug zwei Kabeldiebe. Sie hatten auf einer Baustelle etwa 60 Meter Baustromkabel gestohlen und diese zum Abtransport auf ihren Anhänger verladen. Auch diese Täter waren der Polizei bereits wegen anderer Gewalt- und Eigentumsdelikte bekannt.
Bahn will mehr Wachleute einstellen
Kabeldiebstahl hat derzeit Hochkonjunktur. Der Kupferpreis ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen und hat sich auf über 8000 Euro pro Tonne fast verdoppelt. Entsprechend begehrt ist das Metall bei Dieben. Die Zahl der Diebstähle schwankt mit den Metallpreisen. Beim Schrotthändler gibt es je nach Reinheit bis zu 6,50 Euro pro Kilogramm.
Am Montag teilte die Deutsche Bahn deshalb mit, dass sie mit zusätzlichem Personal stärker gegen Kabel- und Buntmetalldiebe vorgehen wolle. Bis einschließlich 2025 will sie 500 zusätzliche Sicherheitskräfte einstellen und an Punkten einsetzen, wo es besonders viele Diebstähle gab.
Nach Angaben der Bahn haben die Diebstähle im vergangenen Jahr deutlich zugenommen und den höchsten Stand seit fünf Jahren erreicht. Weil an entscheidenden Stellen Kabel entwendet wurden, waren fast 4900 Züge von Ausfällen und Verspätungen betroffen – über 40 Prozent mehr als 2021.




