Wohnungskrise

„Hallöchen, hereinspaziert!“ Vier abgehängte Berliner auf Wohnungssuche

Was bedeutet der Wohnungsmangel für die, die ganz unten sind? Auf einer Bustour präsentieren Sozialträger einige Betroffene und viele Zahlen.

Wollen zusammenziehen: Mario Radoslijvic und Sonja Lausch vor ihrem Block beim Hauptbahnhof.
Wollen zusammenziehen: Mario Radoslijvic und Sonja Lausch vor ihrem Block beim Hauptbahnhof.Emmanuele Contini/Berliner Zeitung

Gegen Ende der Busreise steht ein halbes Dutzend Besucher vor der Tür von Herrn Schacht. Der Hausflur ist eng. Herr Schacht öffnet nicht. Es wurde geklingelt. Es wurde geklopft. Die Besuchergruppe ist vor fünf Minuten noch einmal telefonisch angekündigt worden. Nun ist von drinnen kein Geräusch zu hören. Und niemand vor der Tür weiß, was er sagen soll.

Auf der Fußmatte von Herrn Schacht steht „Welcome home“, das zweite O ist ein Haus. Bei der Busreise geht es an diesem Tag darum, was der Berliner Wohnungsmangel für die bedeutet, die am ärmsten dran sind, für psychisch Kranke und Wohnungslose, darunter auch Jugendliche – sie alle würden zu sprechen sein, hieß es in der Einladung des Paritätischen Gesamtverbands, der einen schwarzen Reisebus gechartert hat mit der Aufschrift „Starship“. Von dem Film „Starship Troopers“ hat der Fotograf Emmanuele Contini leider nie gehört.

Herr Schacht soll die Besucher in einer Wohnung empfangen, die ihn davor bewahrt hat, auf der Straße zu landen. Er ist in einem sanierten Mietshaus mitten in Neukölln untergekommen. Hell angemalter Spritzbeton, dahinter 18 Wohnungen für Wohnungslose. Das gesamte Haus. Ein Deal mit der Gewobag. Vom Ideal der dezentralen Unterbringung hat sich Berlin verabschiedet.

Berliner Zeitung

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