Verkehr

Großbrand im Grunewald: Warum die Avus weiterhin gesperrt bleibt

Die Feuerwehr kann Kraftfahrern im Südwesten Berlins noch keine Entwarnung geben. Auf der Bahnstrecke nach Wannsee rollt der Verkehr wieder.

Einfahrt verboten! Barrieren und Verkehrszeichen versperren die Zufahrt zur Autobahn A115 im Südwesten Berlins.
Einfahrt verboten! Barrieren und Verkehrszeichen versperren die Zufahrt zur Autobahn A115 im Südwesten Berlins.dpa/Fabian Sommer

Autofahrer im Südwesten von Berlin können noch nicht wieder aufatmen. Die Autobahn 115 und andere Straßen im Umkreis des Waldbrands im Grunewald bleiben vorerst weiterhin gesperrt. Der Grund dafür sei die weiterhin gefährliche Lage. Das gab die Berliner Feuerwehr am Montagvormittag bekannt.

Die Einsatzkräfte bereiten sich nach dem Feuer auf ein Betreten des Sperrkreises rund um den Sprengplatz der Polizei vor. „Wir hoffen, dort mit Robotern und Löschpanzern weiter herunterkühlen zu können, um dann mit Kräften in den Bereich gehen zu können“, sagte ein Sprecher der Berliner Feuerwehr der Nachrichtenagentur AFP. Darauf würden sich die Feuerwehrleute zurzeit vorbereiten.

Es gibt immer noch Brandnester

Der Sperrkreis umfasst einen Radius von 1000 Metern rund um den Sprengplatz. In der Nacht zum Donnerstag war es dort aus ungeklärter Ursache zu Explosionen gekommen, die den Brand auslösten. Das Feuer umfasste zwischenzeitlich ein Gebiet von etwa 50 Hektar. Auf dem Sprengplatz werden Weltkriegsbomben und beschlagnahmte Feuerwerkskörper gelagert. Die Explosionsgefahr erschwerte die Löscharbeiten enorm.

Im Sperrbereich gibt es laut Wilke noch vereinzelte Brandnester. Der Brand werde sich aber nicht ausdehnen. Das Hauptproblem sei, dass einzelne Bereiche des Sprengplatzes zu aufgeheizt seien. Es bestehe deshalb die Gefahr, dass die dort gelagerten Sprengmittel explodieren könnten. „Wir beobachten die Temperatur mit Drohnen“, sagte der Feuerwehrsprecher. Erst wenn diese unter einem gewissen Wert liege, könne auch die Sperrung der Autobahn Avus aufgehoben werden.

Das Feuer ist Anlass umfangreicher Verkehrseinschränkungen im Südwesten Berlins. Um die Bürger zu schützen und die Anfahrt der Einsatzkräfte zu gewährleisten, wurde die A115 zwischen Kreuz Zehlendorf und Autobahndreieck Funkturm in beiden Richtungen gesperrt. Damit ist ein wesentlicher Teil der Berliner Stadtautobahn für den allgemeinen Verkehr seit dem frühen Morgen des 4. August nicht mehr nutzbar. Bisher dauert die Sperrung wegen des Waldbrandes länger als die Autobahnblockaden der Letzten Generation, die in den vergangenen Wochen den Verkehr punktuell behindert hatten.

„Protestkonzert“ musste auf Brücke umziehen

2019, im letzten Jahr vor Corona, hatte die automatische Zählstelle an der A115 in Höhe Eichkamp pro Tag im Schnitt mehr als 82.500-mal angeschlagen. 2020, im ersten Jahr der Pandemie, wurden auf diesem Teil der Avus täglich immerhin fast 78.000 Kraftfahrzeuge in beiden Richtungen gezählt. Das geht aus Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen hervor. Autofahrer zwischen Berlin und Potsdam weichen im Südwesten Berlins offenbar auf die Bundesstraße B1 aus. Die Potsdamer Chaussee in Zehlendorf und weitere Abschnitte sind deutlich stärker belastet als sonst, wie aus der Lagekarte der Verkehrsinformationszentrale Berlin hervorgeht. Am Montagvormittag wurde Unter den Eichen in Steglitz Stau stadteinwärts gemeldet.

Die Autobahn 103 zwischen Schöneberg und Steglitz, intern als Steglitz-Zubringer bekannt, dient offensichtlich ebenfalls als Umfahrung. Aus diesem Grund setzte sich die Polizei dafür ein, dass das Protestkonzert der Gruppe Lebenslaute gegen den Autobahnausbau in Berlin am Donnerstag nicht wie zuletzt geplant auf der A103, sondern auf der darüber verlaufenden Friedenauer Brücke stattfand. Die Musiker und ihre Mitstreiter lehnten dies ab. Es wurde aber dann doch auf der Brücke musiziert.

Ob wegen der tagelangen Sperrung der Avus auf Fahrten verzichtet wird, lässt sich schwer feststellen. Die Erfahrung zeigt aber, dass bei vergleichbaren Einschränkungen ein Teil des Verkehrs nicht mehr stattfindet.

Ein Ausweichen auf öffentliche Verkehrsmittel war zunächst schwierig, denn die parallel zur Avus verlaufende Bahnstrecke durch den Grunewald musste ebenfalls gesperrt werden. Die S-Bahn-Linie S7 endete in Grunewald. Regionalexpresszüge der Linien RE1 und RE7 wurden weiträumig umgeleitet. Inzwischen ist die Schienenstrecke sowohl für den S-Bahn- als auch für den Fern- und Regionalzugverkehr wieder geöffnet. Sie verläuft in einem größeren Abstand zum Sprengplatz der Berliner Polizei und zu den Brandorten im Grunewald.

Weitere Sperrungen betrafen den Kronprinzessinnenweg und die Havelchaussee zwischen der Spanischen Allee und der Wilhelmstadt/Heerstraße, den Hüttenweg zwischen der Koenigsallee und der A115 sowie die Onkel-Tom-Straße/Koenigsallee zwischen der Argentinischen Allee und der Hagenstraße. Auch diese Straßen sind nun für den allgemeinen Verkehr wieder nutzbar.