Fragebogen Berlin

Alina Levshin über Berlin: „Ich bin ungern nachts allein am Zoo oder am Kotti“

Unser Berlin-Fragebogen, diesmal mit der Schauspielerin Alina Levshin, die einst aus der Ukraine nach Berlin kam und hier besonders Orte ohne Autoabgase mag.

Lebt mit ihrer Familie in Berlin: Alina Levshin
Lebt mit ihrer Familie in Berlin: Alina LevshinNadja Klier

Berlin hat rund 3,7 Millionen Einwohner, und jeder hat seinen eigenen Blick auf die Stadt. Was macht Berlin aus, wieso lebt man hier – und tut man es überhaupt gern? In unserer Rubrik „Fragebogen Berlin“ fragen wir bekannte Hauptstädterinnen und Hauptstädter nach ihren Lieblingsorten und nach Plätzen, die sie lieber meiden. Sie verraten, wo sie gern essen, einkaufen oder spazieren gehen. Aber auch, was sie an Berlin nervt und was man hier auf keinen Fall tun sollte.

Diesmal hat Alina Levshin unsere Fragen beantwortet. Die in der Ukraine geborene Schauspielerin lebt seit ihrer Kindheit in Berlin und startete hier auch ihre Karriere. Sie spielte und tanzte im Kinderensemble des Friedrichstadtpalastes, studierte später an der Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg. Der Durchbruch gelang ihr 2011 mit der Rolle des Neonazi-Mädchens Marisa im Spielfilm „Kriegerin“, für die sie unter anderem den Bambi und den Deutschen Filmpreis erhielt. Es folgten viele weitere Projekte für die heute 38-Jährige, so war sie als junge Erfurter Ermittlerin im ARD-„Tatort“ zu sehen. Ebenfalls im Ersten läuft am 29. März ihr neuer Film „Wolfswinkel“.

1.         Frau Levshin, seit wann sind Sie schon in der Stadt?

Ich lebe in Berlin seit meinem sechsten Lebensjahr.

2.        Welcher ist Ihr Lieblingsort in Berlin?

Es gibt viele Orte, die ich inspirierend finde oder die mit Erinnerungen verbunden sind. Zwischen Rosenthaler Platz, der Museumsinsel bis hin zum Tacheles in der Oranienburger Straße, das nun leider bis auf ein paar Mauern einem Neubau gewichen ist, und dem Friedrichstadtpalast liegen viele Orte der Erinnerung für mich. Grundsätzlich liebe ich die vielen kleinen Programmkinos in Berlin und das Flair der Theater, allen voran der Volksbühne, da war ich als Studentin gefühlt einmal die Woche.

3.         Wo zieht es Sie hin, wenn Sie entspannen wollen?

Ich gehe gern spazieren. Zum Beispiel am Planufer in Kreuzberg, gerne auch im Treptower Park oder auf dem Tempelhofer Feld. Hauptsache, man kann ungestört lange im Grünen laufen, ohne Autoabgase einatmen zu müssen. Wenn ich mich nur wenig bewegen möchte, gehe ich zur Thai-Massage.

4.         Welche Ecken der Stadt meiden Sie?

Ich bin ungern nachts alleine am Zoo oder Kotti.

5.         Ihr ultimativer Gastro-Geheimtipp?

Da gibt es nicht so viele, weil ich kaum ausgehe. Als Familienmensch koche ich viel zu Hause. Aber sonntags ist bei uns Pizzatag – da gehen wir gerne in die Sironi Pizzeria in Schöneberg essen.

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Simone Weigelt/WDR
Zur Person
Alina Levshin wurde 1984 in Odessa geboren. Als Sechsjährige kam sie mit ihren Eltern aus der damals noch zur Sowjetunion gehörenden Ukraine nach Berlin. Nach dem Abitur studierte sie von 2006 bis 2010 Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“. Sie wirkte in vielen Theaterinszenierungen und Filmen ihrer Hochschule sowie bei Aufführungen des Hans-Otto-Theaters Potsdam mit.

Preise bekam sie nicht nur für ihre Rolle in „Kriegerin“, sondern auch für ihre Darstellung der ukrainischen Zwangsprostituierten Jelena in Dominik Grafs Serie „Im Angesicht des Verbrechens“. 2013 spielte Levshin die Titelrolle als kühle Headhunterin im Grimme-Preis-nominierten Psychothriller „Alaska Johansson“, dann war sie bis zu ihrem Ausstieg 2014 Kommissarin im Thüringer „Tatort“. In ihrem neuen Film „Wolfswinkel“ (29. März, 20.15 Uhr, ARD) spielt Levshin eine Grundschullehrerin in der brandenburgischen Provinz (im Foto links).

6.         Ihr ultimativer Shopping-Geheimtipp?

Schwierig. Ich kaufe spätestens dann ein, wenn ich etwas unbedingt brauche. Meist fällt mir das auf Reisen auf, und ich kaufe da ein, wo ich gerade arbeite oder Urlaub mache, dann gibt es eine schöne Erinnerung. Sonst kann ich das Humana am Hackeschen Markt sehr empfehlen.

7.         Der beste Stadtteil Berlins ist …

Auch da gibt es viele, je nach innerer Haltung. Ich finde Schöneberg fair und unaufgeregt, Friedrichshain nahbar, manche Ecken erinnern mich an Osteuropa, wo ich geboren wurde. Kreuzberg ist bunt und kreativ, Neukölln laut und herausfordernd, Steglitz gediegen und langsam. Und der Grunewald ist manchmal bitter nötig.

8.         Das nervt mich am meisten an der Stadt:

Zu viele Autos, zu wenig bezahlbarer Wohnraum, zu wenig Kitaplätze. Und auf Arzttermine muss man eine Ewigkeit warten.

9.         Was muss sich dringend ändern, damit Berlin lebenswert bleibt?

Wir brauchen ein 9-Euro-Ticket, mehr Nachbarschaftsläden, mehr Grünflächen, mehr Förderungen für performative Künste.

10.       Ihr Tipp an Unentschlossene: Nach Berlin ziehen oder es lieber bleiben lassen?

Wenn man einen Plan hat, kann man sich in Berlin ausprobieren, sich vernetzen und etwas aufbauen. Wenn man aber noch planlos ist, besteht die Gefahr, dass man mitgerissen wird und am Überangebot sich selbst verliert.

11.        Cooler als Berlin ist nur noch …

Meine Geburtsstadt Odessa in der Ukraine, die ich jedes Jahr besuche, um meine Wurzeln zu pflegen. Letztes Jahr konnte ich wegen des Krieges nicht hinreisen. Es fehlt mir.