Bei einer Auseinandersetzung zwischen Jugendlichen wird einem 17-Jährigen in Reinickendorf ein Messer in die Brust gestoßen. In Charlottenburg wird ein 35-Jähriger, der gerade sein Haus verließ, lebensgefährlich durch einen Messerstich an der Lunge verletzt. In Moabit bekommt ein 17-Jähriger bei einer Auseinandersetzung mit anderen Jugendlichen einen Messerstich in den Rumpf. Auch er liegt auf der Intensivstation.
Diese Taten ereigneten sich allein in der vergangenen Woche. Messerangriffe sind inzwischen nichts Besonderes mehr – nicht nur in Berlin, sondern in ganz Deutschland. Dies zeigt sich in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die SPD-Innenministerin Nancy Faeser am Donnerstag vorgestellt hat. Demnach gibt es einen Anstieg der Körperverletzungsdelikte um 19,8 Prozent und eine Zunahme der Messerangriffe auf 8160 Fälle. Im Jahr zuvor wurden „nur“ 7071 Mal Messer eingesetzt. Ebenfalls ansteigend ist die Zahl der Raubdelikte, bei denen mit Messern gedroht wird.
Die Brandenburger Polizeistatistik, die am Freitag veröffentlicht wurde, sieht nicht besser aus. 2022 wurden in dem Bundesland 693 Messerangriffe registriert. Fünf Menschen wurden getötet, 39 schwer verletzt. Die Polizei ermittelte 672 Tatverdächtige. Ein Drittel von ihnen hatte keine deutsche Staatsbürgerschaft, davon waren 137 „Zuwanderer“. Mit diesem Begriff meinen die Statistiker Asylbewerber im laufenden Verfahren und abgelehnte Asylbewerber, die aber nicht abgeschoben werden können, sowie Kontingent- und Bürgerkriegsflüchtlinge und Menschen, die sich unerlaubt in Deutschland aufhalten.
Die Statistiker weisen darauf hin, dass sie keine Aussagen zum Anteil der deutschen Tatverdächtigen mit Migrationshintergrund machen können wegen fehlender Erfassungskriterien.
Verrohung und Geringschätzung menschlichen Lebens
Für Berlin werden die Zahlen erst bei der Vorstellung der PKS am 21. April erwartet. Sie sind ebenfalls nach oben gegangen, wie die Innenverwaltung mitteilte, nachdem die AfD nachgefragt hat. Demnach registrierte die Berliner Polizei im vergangenen Jahr 3317 Messerangriffe – 540 mehr als im Vorjahr und 900 mehr als noch 2010.
Wer die Polizeikontrollen abends in Berlin verfolgt, wird feststellen, dass die meisten jungen Männer, die am Fernsehturm, dem Kottbusser Tor oder am Marzahner Eastgate abhängen, bewaffnet sind: mit Pfefferspray, Teppichmessern, Spring- und Einhandmessern. Man müsse sich verteidigen können für den Fall, dass sie „abgezogen werden“, begründen sie den Messerbesitz gegenüber den Polizisten. Und wenn man sich von der Polizei sichergestellte Überwachungsvideos anschaut, auf denen zu sehen ist, wie am Kottbusser Tor zwei junge Männer versuchen, sich gegenseitig das Gesicht zu zerschneiden, dann ist hier ein unbedingter Vernichtungswille zu erkennen. Dies zeugt von Verrohung und Geringschätzung menschlichen Lebens.
Wo soll das hinführen? Es hat sich eine allgemeine Messerkultur entwickelt, bei der die Gefährlichkeit einer Stichwaffe unterschätzt wird. Für viele Jugendliche und Heranwachsende ist es normal und auch cool geworden, bewaffnet zu sein. Ein verbotenes Springmesser ist gut für das Ego. Deshalb kann es in Schulen und Freizeiteinrichtungen nicht genug Präventionsangebote geben, die auf die Gefährlichkeit hinweisen. Doch es braucht auch Abschreckung in der Form, dass die Justiz Messerangriffe nicht mehr als gefährliche Körperverletzung ahndet, sondern als versuchtes Tötungsdelikt.
Viele junge Männer bedeuten auch mehr Straftaten
Zudem sollte die Politik nicht mehr länger den „rosa Elefanten“ ignorieren, der mitten im Raum steht. Sicher – mitunter sind auch der Emil und der Anton Messerträger. Aber zur Wahrheit gehört, dass die Bundesregierung in den vergangenen Jahren Millionen Menschen ins Land ließ, von denen die meisten junge Männer sind. Junge Männer neigen eher zu Straftaten als ältere Männer oder Frauen, das zeigen alle Statistiken.
Wenn viele der eingewanderten jungen Männer auch noch aus patriarchalischen und gewalttätigen Milieus stammen, muss man sich nicht darüber wundern, dass der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen bei Körperverletzungen und Messerangriffen in den vergangenen Jahren angestiegen ist. Hier wäre maximale Transparenz nötig, damit die AfD nicht länger von diesem Thema profitiert.




