Drogenrazzia

Berliner Feuerwehrmann soll große Mengen Kokain und Crystal Meth gehandelt haben

Er nutzte, wie auch andere, den Messengerdienst EncroChat. Einige der Täter führten ein biederes Familienleben.

Die Droge Crystal Meth: Damit und mit weiteren Betäubungsmitteln soll der Feuerwehrmann gehandelt haben.
Die Droge Crystal Meth: Damit und mit weiteren Betäubungsmitteln soll der Feuerwehrmann gehandelt haben.dpa

Drogendealer sind nicht immer finstere Gestalten, die an Bahnhöfen oder in Gebüschen herumlungern. Manchmal sind es auch biedere Familienväter oder gar Beamte. So soll sich ein Berliner Feuerwehrmann als Drogenhändler betätigt haben.

Der 35-Jährige wurde am Donnerstag verhaftet. Nach Informationen der Berliner Zeitung ist der Beamte Brandmeister und arbeitete in der Feuerwache Spandau-Nord. Polizisten mit Drogenspürhunden durchsuchten am Morgen zwei Wohnungen in Charlottenburg und die Schränke des Mannes in der Feuerwache.

Laut Staatsanwaltschaft soll der Mann mit verschiedenen Betäubungsmitteln wie Marihuana, Kokain und Crystal Meth „in nicht geringer Menge“ gehandelt haben. Knapp ein Jahr lang hatten Ermittler der örtlichen Polizeidirektion 2 und des Landeskriminalamtes den Mann observiert, bis das Amtsgericht Tiergarten schließlich die Durchsuchungsbeschlüsse erließ. Bei der Razzia stellten die Fahnder unter anderem Datenträger als Beweismittel und auch Drogen sicher.

Der 35-Jährige wurde am Donnerstag einem Richter zur Verkündung des Haftbefehls vorgeführt. Er sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Bei einer Verurteilung droht ihm auch der Rauswurf aus dem Beamtenstatus und der Feuerwehr.

Unter den Tätern sind auch ein Dachdecker und ein Schankwirt

Auf die Spur des mutmaßlichen Drogenhändlers waren die Ermittler über die Auswertung des kryptierten Messengerdienstes EncroChat gekommen. EncroChat war ein in Europa ansässiger Kommunikationsanbieter, der abhörsichere Mobiltelefone und eine Infrastruktur für verschlüsselte Nachrichten und Telefonate anbot. Vor allem Banden der organisierten Kriminalität nutzten diesen Dienst für die Planung und Durchführung von Straftaten. Im Frühjahr 2020 konnte die französische Polizei das Netzwerk infiltrieren. Seitdem erhalten die europäischen Ermittlungsbehörden – in Deutschland das Bundeskriminalamt – Tausende Daten zu Kriminellen. Regelmäßig werden deshalb überführte Verdächtigte auch in Berlin verhaftet.

Nicht selten haben Überführte, die sich bei EncroChat sicher fühlten, ein gutbürgerliches Leben geführt. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat mehrere Fälle aus den vergangenen zwei Monaten in ihren Akten: etwa einen Gewerbetreibenden aus Friedrichshain, 47 Jahre alt, verheiratet, drei Töchter; einen Vorarbeiter bei BMW, 30 Jahre alt, verheiratet, keine Kinder; einen Schankwirt, 41 Jahre alt, verheiratet; einen gelernten Dachdecker, 36 Jahre alt, zuletzt Stromableser, geschieden, zwei Kinder. Gegen drei von ihnen wurde bereits Anklage erhoben.

In der nächsten Woche beginnt vor dem Berliner Landgericht der Prozess gegen einen 33-Jährigen. Er soll in der Zeit von April bis Mai 2020 unter Verwendung von EnchroChat im Berliner Stadtgebiet mit Cannabis im einstelligen Kilogrammbereich, aber auch mit Kokain im teilweise dreistelligen Grammbereich Handel getrieben haben.

Im Juli dieses Jahres soll er laut Staatsanwaltschaft in seinem Schlafzimmer in Berlin-Mitte und in einer Bunkerwohnung in Prenzlauer Berg rund 100 Gramm Kokain und knapp 21 Kilogramm Cannabis zum Weiterverkauf vorgehalten haben. Durch die Drogenverkäufe nahm er laut Anklage rund 140.000 Euro ein.