Hilfseinrichtung

Ehrenamtler schlagen Alarm: Bahnhofsmission am Zoo ist massiv unterversorgt

Die Bahnhofsmission in Charlottenburg kann den Obdachlosen nicht mehr angemessen helfen. Ehrenamtliche Mitarbeiter haben nun einen offenen Brief geschrieben.

Nur durch ein Fenster werden die Obdachlosen in der Jebensstraße versorgt.
Nur durch ein Fenster werden die Obdachlosen in der Jebensstraße versorgt.dpa

Jürgen Küpper hilft seit elf Jahren Obdachlosen am Bahnhof Zoo. Ehrenamtlich ist er zweimal pro Woche in der Bahnhofsmission in der Jebensstraße. Der Rentner beschreibt die Situation in der Hilfseinrichtung als „menschenunwürdig“. Durch die Pandemie, aber auch durch schlechte Organisation und geringe Bezahlung seien immer weniger hauptamtlich Beschäftigte in der Bahnhofsmission tätig, sagt Küpper im Gespräch mit der Berliner Zeitung. Deshalb könne den Hilfesuchenden nicht mehr angemessen geholfen werden.

In einem offenen Brief wenden er und Julia Wächter – sie ist auch ehrenamtlich in der Bahnhofsmission am Zoo tätig – sich unter anderem an die Berliner Zeitung. Sie beziehen Position auch für die hauptamtlich Beschäftigten. Von ihnen haben sie für den Brief Unterstützung bekommen, schreiben sie in dem offenen Brief. Sie beklagen die Arbeitsumstände der Beschäftigten der Bahnhofsmission. Wächter und Küpper berichten von schwierigen Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten und fordern eine bessere Bezahlung für diesen „auch aufreibenden Job“.

Die Bahnhofsmission am Zoo ist eine Einrichtung der Deutschen Evangelischen Bahnhofsmission Deutschland. Nach eigenen Angaben werden allein am Zoo pro Tag 600 obdachlose Menschen betreut. Sie erhalten Kleidung, Lebensmittel, Getränke, aber auch Beratung oder Zuneigung. Das alles geschehe sehr niedrigschwellig, aus Überzeugung und dem Wissen um die Notwendigkeit.

Im Zuge der Pandemie hat sich laut dem Ehrenamtler aber eines geändert. „Früher konnten sich die Gäste hier dreimal am Tag etwas zu essen holen und sich vor allem eine Stunde aufwärmen“, sagt Küpper. „Heute werden sie am Fenster schnell abgefertigt.“ In die Räume der Bahnhofsmission dürfen die Obdachlosen jetzt nicht mehr. Sicherheit, menschliche und körperliche Wärme und Geborgenheit gingen verloren, wenn die Hilfsbedürftigen nicht in die Räume dürften. Hier müssten sie, im Gegensatz zur Straße, keine Angst haben vor Raub und Gewalt.

Ehrenamtler: „Wir helfen so gut es geht“

Während einer Schicht in der „Bami“, so nennt Küpper die Bahnhofsmission, müssten eigentlich immer mindestens zwei hauptamtlich Beschäftigte anwesend sein. Meist ist das aber nicht so. Häufig seien wegen Krankheit, personeller Engpässe oder schlechter Organisation eben nicht zwei Mitarbeiter vor Ort. Die 50 Ehrenamtlichen, wie Küpper und die Mitautorin des offenen Briefs Julia Wächter, hielten den Betrieb in der Bami hauptsächlich aufrecht. Das sei eigentlich nicht akzeptabel, „aber wir helfen so gut es geht“, sagt Jürgen Küpper.

Durch den Brief erhofft sich Jürgen Küpper erst mal Aufmerksamkeit für die Situation vor Ort. Insbesondere die Lage der Hilfesuchenden liegt ihm am Herzen. Psychisch Kranke, Alkoholabhängige, Drogensüchtige, Arbeitsunfähige, Behinderte oder einfach Arme seien unter ihnen. Leider haben unsere Gäste ja keine Lobby, sagt er. Vielleicht könnten sie in Zukunft ja wieder angemessen betreut werden und mal eine Stunde von der Straße kommen. „Das ist ja eigentlich der Sinn einer Bahnhofsmission.“