Man fragt sich, was in manchen Köpfen vorgeht. Am Sonntagabend wurde ein Spezialfahrzeug zur Versorgung von Schlaganfall-Patienten nach Hellersdorf gerufen. Plötzlich warf jemand von einem Balkon vier Böller auf das Stroke-Mobil der Feuerwehr, das vor dem Haus stand. Zum Glück wurde niemand verletzt, und der Notarzt konnte den Patienten versorgen. Polizisten klingelten an der betreffenden Wohnungstür, niemand öffnete. Die diensthabende Staatsanwältin erlaubte nicht, dort einzudringen. „In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft“ sei von weiteren Maßnahmen abgesehen worden, teilte die Polizei mit. Es herrscht allgemeines Kopfschütteln über diese Entscheidung, auch in Hinblick auf die vielen Angriffe auf Rettungskräfte, die sich in Berlin fast täglich ereignen, nicht nur in Silvesternächten.
Was ist wirksamer als Alarmanlagen und Kameras? Eine gute Nachbarschaft ist der beste Schutz gegen Einbrecher, sagen Polizisten. Eine Frau sah am Montagabend in Tegel zwei Männer auf dem Balkon einer Wohnung im Hochparterre. Sie versuchten, die Tür aufzuhebeln. Die Nachbarin wählte die 110. Noch auf dem Balkon nahmen Zivilbeamte die Einbrecher fest.
Am Mittwoch wurde klar, welche Probleme Fahnder mitunter haben. Die Polizei veröffentlichte das Bild eines Mannes, der in einer Drogerie am Alexanderplatz klaute und bei seiner Flucht eine Verkäuferin zur Seite schubste – ein Fall räuberischen Diebstahls. Die Tat geschah am 28. Dezember – allerdings am 28. Dezember 2021. Erst wenn alle Ermittlungsanhalte ausgeschöpft sind, dürfen Richter das Foto eines Verdächtigen veröffentlichen, heißt es auf Nachfrage zu solch verspäteten Fahndungen stets. Mancher Staatsanwalt fordert daher eine Änderung der Strafprozessordnung für eine schnellere Öffentlichkeitsfahndung. Mitunter liegt eine Täterakte auf dem Schreibtisch eines Kriminalbeamten aber auch ganz unten im Stapel, weil es Wichtigeres zu tun gibt.

