Wie gefährlich ist Berlin?

Der kriminelle Wochenrückblick: Böller auf einen Notarzt und eine verschleppte Fahndung

In der zurückliegenden Woche ging es auf den Berliner Straßen wieder brutal zu. Unser Crime-Reporter Andreas Kopietz zieht wie immer seine eigene Bilanz.

Nach diesem Mann fahndet die Polizei seit Mittwoch öffentlich. Die Tat ereignete sich am 28. Dezember – allerdings nicht im Dezember vergangenen Jahres.
Nach diesem Mann fahndet die Polizei seit Mittwoch öffentlich. Die Tat ereignete sich am 28. Dezember – allerdings nicht im Dezember vergangenen Jahres.

Man fragt sich, was in manchen Köpfen vorgeht. Am Sonntagabend wurde ein Spezialfahrzeug zur Versorgung von Schlaganfall-Patienten nach Hellersdorf gerufen. Plötzlich warf jemand von einem Balkon vier Böller auf das Stroke-Mobil der Feuerwehr, das vor dem Haus stand. Zum Glück wurde niemand verletzt, und der Notarzt konnte den Patienten versorgen. Polizisten klingelten an der betreffenden Wohnungstür, niemand öffnete. Die diensthabende Staatsanwältin erlaubte nicht, dort einzudringen. „In Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft“ sei von weiteren Maßnahmen abgesehen worden, teilte die Polizei mit. Es herrscht allgemeines Kopfschütteln über diese Entscheidung, auch in Hinblick auf die vielen Angriffe auf Rettungskräfte, die sich in Berlin fast täglich ereignen, nicht nur in Silvesternächten.

Was ist wirksamer als Alarmanlagen und Kameras? Eine gute Nachbarschaft ist der beste Schutz gegen Einbrecher, sagen Polizisten. Eine Frau sah am Montagabend in Tegel zwei Männer auf dem Balkon einer Wohnung im Hochparterre. Sie versuchten, die Tür aufzuhebeln. Die Nachbarin wählte die 110. Noch auf dem Balkon nahmen Zivilbeamte die Einbrecher fest.

Am Mittwoch wurde klar, welche Probleme Fahnder mitunter haben. Die Polizei veröffentlichte das Bild eines Mannes, der in einer Drogerie am Alexanderplatz klaute und bei seiner Flucht eine Verkäuferin zur Seite schubste – ein Fall räuberischen Diebstahls. Die Tat geschah am 28. Dezember – allerdings am 28. Dezember 2021. Erst wenn alle Ermittlungsanhalte ausgeschöpft sind, dürfen Richter das Foto eines Verdächtigen veröffentlichen, heißt es auf Nachfrage zu solch verspäteten Fahndungen stets. Mancher Staatsanwalt fordert daher eine Änderung der Strafprozessordnung für eine schnellere Öffentlichkeitsfahndung. Mitunter liegt eine Täterakte auf dem Schreibtisch eines Kriminalbeamten aber auch ganz unten im Stapel, weil es Wichtigeres zu tun gibt.

Gute Nachbarschaft ist, wie gesagt, eine tolle Sache. Aber manchmal helfen Alarmanlagen eben doch. Eine solche ging in der Nacht zum Freitag ging los, als zwei Männer in Spandau in eine Apotheke einbrachen. Als sie die Schubladen durchwühlten, standen plötzlich Polizisten im Laden.