Kommentar

Cottbuser Stichwahl: Der Sieg aller Parteien gegen die AfD wird kein Selbstläufer

Am Sonntag schaffte es ein AfD-Mann in die Stichwahl um den Posten des Oberbürgermeisters. Wie groß sind nun die Chancen des Anti-AfD-Blocks?

Stimmabgabe bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus ab. 
Stimmabgabe bei der Oberbürgermeisterwahl in Cottbus ab. dpa/Paul Zinken

Berlin-Bei der Wahl in Cottbus kam es einerseits wie erwartet, andererseits weniger dramatisch, als von vielen befürchtet: Einerseits steht die AfD erstmals in einer deutschen Großstadt in der Stichwahl um das Amt eines Oberbürgermeisters. Das ist in der AfD-Hochburg keine Überraschung. Andererseits kam die AfD nicht – wie von ihr erhofft – auf Platz 1. Es siegte SPD-Kandidat Tobias Schick mit einem klaren Vorsprung von 5,4 Prozentpunkten.

Zwar haben drei Viertel der Cottbuser den AfD-Mann nicht gewählt, aber das heißt nicht, dass die SPD die Stichwahl am 9. Oktober im Selbstlauf gewinnt. Auch wenn sich die anderen Parteien nun in einem Anti-AfD-Block versammeln.

Gut ist, dass die Parteien einen solchen Block nicht schon vor dem ersten Wahlgang gebildet haben. Denn grundsätzlich sind solche Blöcke kein Segen für die Idee der Demokratie, denn die lebt nun mal von der Vielfalt der politischen Angebote. Im Osten weckt ein solcher Block zudem ungute Erinnerungen an die „Nationale Front“ der DDR, mit der die Staatspartei SED die anderen Kräfte in ein Wahlbündnis zwang.

In Cottbus wird sicher kein Zwang ausgeübt. Der ist auch nicht nötig: Der Block bildet sich quasi von selbst, um die AfD zu verhindern. Doch er wird sicher nicht so mächtig sein, wie die 75 Prozent der Nicht-AfD-Wähler.

Denn die SPD steht nach dem ersten Wahlgang vor allem deshalb so gut da, weil Linke und Grüne gar keine Kandidaten aufgestellt haben. Tobias Schick ist damit primär der Kandidat von Rot-Rot-Grün. Doch der Brandenburger Süden ist sehr konservativ und auch AfD-affin. Und so stellt sich die Frage, wie viele Wähler der CDU nun nach links gehen. Dazu kommt: Oft ist die Wahlbeteiligung bei einer Stichwahl niedriger. Und das bringt Vorteile für die wahl- und protestwilligen Wähler der AfD.