Problem Freibad

Berlins Freibäder: Ausweispflicht gilt schon ab Samstag, das Columbiabad öffnet wieder

Schon ab dem Wochenende werden Personalien am Eingang kontrolliert. Die Bäderbetriebe erklären, welche Ausweise gelten. Eine andere Maßnahme wird beendet.

Bis Montag noch geschlossen: die Zugänge zum Columbiabad in Neukölln. 
Bis Montag noch geschlossen: die Zugänge zum Columbiabad in Neukölln. Paul Zinken/dpa

Vor dem Prinzenbad steht am Freitagnachmittag kein Polizeiauto. Es sind auch keine Polizisten ohne Auto zu sehen. Wo ist denn die mobile Wache, die so schnell wie möglich hier eingerichtet werden soll? Das hatte Kai Wegner, der Regierende Bürgermeister, am Donnerstagnachmittag angekündigt. Die Security-Männer im Bad zucken mit den Schultern. Von einer mobilen Wache wissen sie nichts.

„Hier ist die Atmosphäre entspannt“, sagt der 17-jährige Rahim aus Kreuzberg, der am Rand des Nichtschwimmerbeckens sitzt. „Im Sommerbad Humboldthain sieht das anders aus.“ Obwohl dort all seine Freunde hingehen, meide er das Bad. Sein Freund Carlo sagt, er gehe allgemein nicht gern in Schwimmbäder. Max erzählt von einer großen Schlägerei im Sommerbad Humboldthain.

Die Jungs diskutieren das Thema des Sommers, das gleiche wie im letzten Sommer: die Gewalt in Berlins Schwimmbädern. Das Columbiabad in Neukölln ist derzeit sogar geschlossen. Zu viele Mitarbeiter haben sich krank gemeldet. Vorher hatten sie in einem Brandbrief berichtet, dass sie bespuckt, angepöbelt, bedroht und die Toiletten mit Fäkalien beschmiert werden. Auch im Sommerbad Pankow und im Prinzenbad hat es schon wieder geknallt. Am Freitag schaltete sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz in die Debatte ein. Bei seiner letzten Pressekonferenz vor der Sommerpause sagte er auf Frage der Berliner Zeitung: „Es ist völlig richtig, wenn daraus jetzt die Konsequenz gezogen wird und wir Polizei einsetzen. Wie müssen mit voller Kraft zeigen, dass man das nicht duldet.“

Personalausweis, Führerschein oder Schülerausweis

Man müsse reagieren, wenn es solche Vorfälle gibt, sagte der Kanzler. Vielleicht hat er von den großen Ankündigungen von Kai Wegner aus Berlin gehört. Der Regierende Bürgermeister stand sich am Donnerstagnachmittag vor dem Prinzenbad, mit hochgekrempelten Ärmeln wie ein Mann, der etwas anpacken will, und verkündete, was es in und um Berlins Freibäder bald alles geben soll: Ausweispflicht, höhere Zäune, Videokameras, mobile Wachen. Neben ihm stand Iris Spranger, die Innensenatorin.

Die Ausweispflicht kommt schnell: Ab diesem Sonnabend darf man nur noch in ein Freibad, wenn man einen „Lichtbildausweis“ vorzeigt. Das teilten die Berliner Bäderbetriebe am Freitagnachmittag mit. Personalausweis, Führerschein oder Schülerausweis werden akzeptiert. Es sollen auch deutlich weniger Besucher als bisher in die Bäder gelassen werden – man werde in Zukunft häufiger Einlass-Stopps erleben. 

Ab Montag soll allerdings das Columbiabad wieder öffnen. Und in allen Bädern werden Rutschen und Sprungtürme wieder freigegeben. Sie waren teilweise gesperrt worden, weil es an ihnen zu vielen Streits kam.

Weitere Maßnahmen „in Vorbereitung“

Wann kommen die Videokameras, die höheren Zäune? Auch das wüsste man am Tag nach der großen Ankündigung gern. Was heißt „bald“? Die Sommerferien haben begonnen, sie dauern sechs Wochen, und jeder Berliner weiß: So schnell geht hier selten etwas.

Die Senatskanzlei von Kai Wegner teilt mit, dass Fragen zur Umsetzung der weiteren Maßnahmen an die Senatsverwaltung von Iris Spranger gerichtet werden müssen. Die Senatsverwaltung von Spranger antwortet bis Freitagnachmittag gar nicht auf Anfragen. Für die Berliner Bäderbetriebe teilt eine Sprecherin mit, dass man sich außerstande sehe, Fragen zu beantworten. Man stecke noch „in der Abstimmung zu sehr vielen verschiedenen Themen“, die von Wegner und Spranger angesprochen wurden. Weitere „Maßnahmen zur Befriedung der Sommerbäder“ seien aber in Vorbereitung.

Im Prinzenbad sind am Freitag auch Barbara und Gerd. Sie finden es „empörend“, dass die Rutsche und der Sprungturm in Pankow an diesem Tag noch gesperrt sind. „Weil vor drei Wochen mal eine Schlägerei war, werden jetzt tausende von Kindern dafür bestraft“, sagt der 73-jährige Gerd. Diese „Kollektivhaftung“ leuchte ihm nicht ein. Er schlägt mehr Sicherheitspersonal als Lösung vor. Immerhin: Die Kollektivhaftung der Kinder ist erst einmal vorbei.