Mobilität

Harte Noppen gegen Gleislatscher im Berliner S-Bahn-Tunnel

Obwohl es gefährlich ist, laufen immer wieder Menschen in Mitte in den Tunnel. Nun will die DB ein Gegenmittel einsetzen, das in München getestet wurde.

Eine Gleismatte vom Typ Strailgrid an einer S-Bahnstrecke in München. Die „unwegsame Oberfläche“ soll verhindern, dass Menschen das Gleis betreten.
Eine Gleismatte vom Typ Strailgrid an einer S-Bahnstrecke in München. Die „unwegsame Oberfläche“ soll verhindern, dass Menschen das Gleis betreten.Kraiburg Strail

Weil zu oft Menschen in den S-Bahn-Tunnel in Mitte laufen, plant die Deutsche Bahn (DB) nun eine Gegenmaßnahme. Matten mit Hartgumminoppen sollen Unbefugte davon abhalten, Bahnstrecken zu betreten. Das sagte Peter Buchner, Geschäftsführer der S-Bahn Berlin GmbH, der Berliner Zeitung.

Anfang des Jahres wurde der Bahnverkehr in Berlin und Brandenburg täglich im Schnitt knapp 16-mal durch Fremdeinwirkungen gestört. Dazu zählen Personen, Gegenstände und Tiere im Gleis. „Die Zahl der Störungen, die dadurch entstehen, dass Menschen über Gleise laufen, ist so hoch wie nie“, bestätigte Alexander Kaczmarek, Konzernbevollmächtigter der DB für den Nordosten Deutschlands. „Das macht uns wirklich zu schaffen. In dieser Konsequenz haben wir das bislang nicht erlebt.“

Unbefugte Gleisläufer seien auch für die S-Bahn ein Problem, so Buchner. „Das ist vor allem in Berlin ein großes Thema. Befinden sich Personen im Gleis, müssen wir den Verkehr in dem Bereich einstellen, solange, bis die Strecke wieder frei ist. Leider kommt es immer häufiger vor, und das führt zu ärgerlichen Einschränkungen für unsere Kundinnen und Kunden“, sagte er.

Die nördliche Einfahrt des S-Bahn-Tunnels, die sich in Mitte unweit vom Nordbahnhof befindet, sei einer der Brennpunkte. Was die Motive anbelangt, zeigte sich Buchner ratlos. „Ich weiß auch nicht, warum Menschen durch unseren Tunnel laufen“, so der S-Bahner. „Das Betreten von Gleisanlagen ist gefährlich und deswegen verboten.“

Matten gegen Gleisläufer schon getestet

In München, wo es in der Innenstadt ähnliche Probleme gibt, ließ die DB unweit des S-Bahn-Haltepunkts Hackerbrücke vor zwei Jahren Matten des Typs Strailgrid verlegen. Der Hersteller, der Bahnübergangshersteller Kraiburg Strail aus dem bayerischen Tittmoning, wirbt mit einer „unwegsamen Oberfläche“, die Menschen und Tiere abschrecken soll. Die vulkanisierten Universalmatten weisen „reihenweise versetzte Spitzen in drei unterschiedlichen Höhen“ auf, heißt es in einem Infotext. Sie seien leicht zu verlegen. Auch im Ausland werden die Matten bereits eingesetzt, so der Hersteller.

Wie berichtet, plant die DB auch in Berlin ein Pilotprojekt. Zunächst war unter anderem ein Abschnitt in Friedrichshain, der sich unweit der Partymeile Warschauer Brücke befindet, im Gespräch. Doch nun liege der Fokus auf dem Nord-Süd-Tunnel, bekräftigte Peter Buchner.

S-Bahn-Chef wünscht sich generell mehr Rücksicht

Bereits angekündigt wurde der Bau von Zäunen entlang von S-Bahn-Strecken, auf denen der Betrieb besonders häufig von Personen im Gleis gestört wird. Genannt wurden in diesem Zusammenhang der Ring zwischen Wedding und Gesundbrunnen und die Trassen zwischen Gesundbrunnen und Blankenburg sowie Schönholz und Tegel.

Damit die eine oder andere Betriebsunterbrechung vermieden oder zumindest verkürzt werden kann, spricht die S-Bahn Berlin dem Vernehmen nach mit der Bundespolizei über mögliche Alternativen. Wenn die Sicht am Tage gut ist, könnte die Züge mit Höchsttempo 40 auf Sicht fahren. Auch sei es nicht in jedem Fall erforderlich, dass die Bundespolizei betroffene Abschnitte zu Fuß absucht. Die Bundespolizisten könnten auch im Führerstand mitfahren, hieß es. Derzeit werden Strecken in der Regel sofort gesperrt, sobald Personen im Gleis gemeldet werden.

Nicht nur mit dem unbefugten Betreten von Strecken werden Fahrgäste geschädigt, so Peter Buchner. „Ich mag es nicht, wenn Fahrgäste rücksichtslos gegenüber anderen Fahrgästen sind. Zum Beispiel, wenn sie Sitze mit Taschen belegen, obwohl Fahrgäste stehen“, sagte der Unternehmenschef. „Ich wünsche mir auch mehr Respekt unseren Mitarbeitenden gegenüber. Die S-Bahn Berlin befördert weit über eine Million Fahrgäste pro Tag, werktags sind es im Schnitt 1,3 Millionen. Rücksicht ist wichtig, damit wir eine gute Stimmung haben. Wir wollen, dass die Fahrgäste gern mit uns fahren und unsere Mitarbeitenden gern bei uns arbeiten. Das funktioniert nur, wenn es gegenseitige Rücksicht gibt.“