Mobilität

Wasserschaden in der U5: So schätzt die BVG die Havarie unterm Alex ein

Im wichtigsten U-Bahnhof in Berlin-Mitte tropft es, darüber ist ein Tunnel abgesackt. Beobachter schlagen Alarm. Doch die BVG kann die Aufregung derzeit nicht teilen.

Der U-Bahnhof Alexanderplatz ist eine wichtige Verkehrsdrehscheibe in Mitte. Hier kreuzen sich die U-Bahn-Linien U2, U5 und U8. Neben den unterirdischen Anlagen wird gebaut.
Der U-Bahnhof Alexanderplatz ist eine wichtige Verkehrsdrehscheibe in Mitte. Hier kreuzen sich die U-Bahn-Linien U2, U5 und U8. Neben den unterirdischen Anlagen wird gebaut.Florian Gärtner/imago

Erst sackte der U-Bahnhof Alexanderplatz der Linie U2 um fast vier Zentimeter ab. Dann wurde direkt darunter im Bahnhof der U5 vor einigen Wochen ein Wasserschaden sichtbar. Kein Wunder, dass Politiker fragen, wie es um die Sicherheit dieses wichtigen unterirdischen Verkehrsknotenpunkts in Mitte bestellt ist – und ob Hochhausbauprojekte neben den U-Bahn-Tunneln noch vertretbar sind. Jetzt bemühen sich die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG), die größten Bedenken zu entkräften.

„Der Wasserschaden am U-Bahnhof Alexanderplatz beeinträchtigt weder den U-Bahnbetrieb noch die allgemeine Sicherheit“, teilte Jannes Schwentu, der Sprecher des Landesunternehmens, auf Anfrage der Berliner Zeitung mit. „Dennoch laufen selbstverständlich die Ursachenklärung ebenso wie die Ermittlung von Reparaturmaßnahmen.“

Zentrales Thema am Alexanderplatz bleibe es, das zweite Gleis der U2 wieder in Betrieb zu nehmen, hieß es bei der BVG. Das Gleis Richtung Pankow wurde im vergangenen Oktober gesperrt, nachdem die Setzung des U2-Bahnhofs einen Grenzwert überschritten hatte. Das 1913 fertiggestellte unterirdische Bauwerk aus unbewehrtem Beton befindet sich nur zwei Meter von der Baugrube des Immobilienunternehmens Covivio entfernt, das am Alexanderplatz 7 ein Hochhaus errichten will. Wie berichtet hat die Covivio mithilfe von Zementinjektionen damit begonnen, den U2-Tunnel zu stabilisieren.

Bezirksamt Mitte teilt die Befürchtungen nicht

„Selbstverständlich“, so die BVG weiter, werde seit Beginn der Baugrubenerstellung auch die Statik des U5-Tunnels überwacht. Sie sei nicht gefährdet, betonte das Unternehmen. Natürlich müsse auch der Wasserschaden an der U5 behoben werden. Er sei aber weder betriebs- noch sicherheitskritisch, bekräftigte die BVG.

In der U5 unterm Alexanderplatz tropft es durch die Decke. Am nördlichen Ende des Bahnsteigs in Richtung Hauptbahnhof gibt es einen Wasserschaden. Das Gleis wird regulär nicht befahren.
In der U5 unterm Alexanderplatz tropft es durch die Decke. Am nördlichen Ende des Bahnsteigs in Richtung Hauptbahnhof gibt es einen Wasserschaden. Das Gleis wird regulär nicht befahren.Benjamin Pritzkuleit/Berliner Zeitung

Der U-Bahnhof Alexanderplatz der U2 liegt etwa zwei Meter von der Hochhausbaugrube der Covivio entfernt. Die Entfernung zum Wasserschaden über dem U5-Bahnsteig in Richtung Hauptbahnhof beträgt knapp fünf Meter. Beobachter gehen davon aus, dass sich die U-Bahn-Anlagen neben dem Covivio-Projekt in einem schlechteren Zustand befinden, als dies nach außen hin dargestellt wird.

„Der eigentliche Skandal ist, dass der Senat weiter an den Hochhausplänen für U-Bahn-Linien gefährdende Standorte festhält. Doch um die Interessen privater In­ves­to­r:in­nen zu wahren, nimmt der Senat die Gefährdung öffentlicher Infrastruktur in Kauf“, so die Grünen-Verkehrspolitikerin Antje Kapek. „Der Alex ist eine Verkehrs- und Lebensader unserer Stadt. Wenn der Schadensfall durch den Bau des Covivio-Hochhauses von der U2 nun auch auf die U5 umschlägt, müssen alle Alarmglocken schrillen, doch BVG, Covivio und Senat geben sich weiter bedeckt“, schätzt Kristian Ronneburg (Linke) ein.

Aber auch das Bezirksamt Mitte teilt die Befürchtungen nicht, dass das Tunnelsystem stärker als erwartet geschädigt sei. Bei der BVG bittet man um eine seriöse Einschätzung der Lage. Im Vergleich zu der Havarie auf der U2 sei der Wasserschaden in der U5 „eine Kleinigkeit“, sagte ein BVG-Mitarbeiter. Eine U-Bahnerin berichtete der Berliner Zeitung, dass der Schaden als „vorerst nicht dramatisch“ eingeschätzt werde. „Wir haben öfter kleine Wassereinbruchstellen.“