Letzte Generation

Bleibt das Brandenburger Tor für immer orange? „Wir hoffen, ein Mittel zu finden“

Die Farbe ist tief in den Sandstein gedrungen. Derzeit werden verschiedene Chemikalien getestet – ob die Farbe je vollständig entfernt werden kann, ist unklar.

Die Farbe ist tief in den Sandstein eingedrungen. Vor allem an wenig restaurierten Stellen.
Die Farbe ist tief in den Sandstein eingedrungen. Vor allem an wenig restaurierten Stellen.Emmanuele Contini

Im Schneidersitz spricht Regina Stephan vor dem Brandenburger Tor in eine Kamera. Die 21-Jährige war vor kurzem noch in Bayern in Präventivhaft, am vergangenen Sonntag hat sie mit einem Feuerlöscher das Brandenburger Tor mit Farbe besprüht, wie ein Foto der Aktion auf Instagram zeigt.

„Wir sind an dem Ort, der in unserer Geschichte für friedliche Wendepunkte steht“, sagt sie. Das „Zeichen“, das die Aktivisten für einen Wendepunkt in der Klimapolitik setzen wollen, kann allerdings auch als Angriff auf das Brandenburger Tor als Symbol für die Wende gewertet werden. Für Aufmerksamkeit sorgt die Aktion jedenfalls, und darum geht es den Aktivisten nach eigener Aussage in erster Linie.

Beim Berlin-Marathon werden die sechs Säulen noch Orange leuchten. York Rieffel vom Landesdenkmalamt teilte der Berliner Zeitung mit, dass die Entwicklung eines Reinigungsverfahrens voraussichtlich noch mehrere Wochen dauern wird. Die Reinigung mit „üblichen Verfahren“ der Firma PSS interservice war nicht erfolgreich, die Farbe sei fest anhaftend. Zwischen 70 und 80 Prozent der Farbe seien bereits entfernt.

Bis zu zwei Metern war ein Graffitischutz angebracht, sagt Sprecherin Marlen Koenecke vom Berliner Immobilienmanagement (BIM). Das Brandenburger Tor besteht aus verschiedenen Arten von Sandstein, weil es schon mehrmals restauriert wurde. „Der alte ursprüngliche Sandstein ist etwas poriger“, sagt sie. „Dort konnte die Farbe tiefer eindringen.“


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Anwendung mehrerer Verfahren birgt laut Experte Risiken

Auch die Trockenheit könnte dazu beigetragen haben, dass die Farbe tiefer in den Sandstein gedrungen ist, darüber berichtete der Tagesspiegel zuerst. Hitze und Trockenheit, darauf will die Letzte Generation hinweisen. Welche Art von Farbe sie verwendet haben, will ein Sprecher auf Nachfrage nicht sagen. Zuletzt hat die Gruppe angekündigt, den Marathon zu stören.

Der Sandstein sollte zunächst mit Hebebühnen und Wasser aus einem Hochdruckreiniger gereinigt werden. „Wir haben aufgehört, als das nichts mehr gebracht hat, um die Substanz nicht zu gefährden“, sagt Marlen Koenecke. Derzeit findet das BIM heraus, welches Verfahren am „wirksamsten und schonendsten“ ist. Dazu würden auf sechs Musterflächen sechs unterschiedliche Mittel aufgetragen.

Nach Ansicht eines Experten für Graffitientfernung aus Berlin birgt die Anwendung mehrerer Verfahren nacheinander Risiken. Auch durch den Druck der Feuerlöscher konnte die Farbe vermutlich tiefer eindringen, selbst Dosendruck hätte einen solchen Effekt, sagt der Experte. Ob die Farbe überhaupt vollständig entfernt werden kann, ist unklar. „Das kann ich aktuell nicht sagen“, sagt Koenecke. „Wir hoffen, ein Mittel zu finden.“

Haben Sie Feedback? Kennen Sie sich mit Farben aus? Schreiben Sie uns! briefe@berliner-zeitung.de


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