Auch wenn die Baustelle am Tunnel der U2 am Alexanderplatz, verursacht durch schludrige Planung eines Hochhauses, schon ziemlich irrsinnig ist - die irrsinnigste Baustelle Berlins wird wohl weiterhin jene in Köpenick bleiben. Beide haben eines gemeinsam: Sie werden die Anwohner für eine lange Zeit in Stress versetzen. Es ist nicht absehbar, wann die Regattastraße in Grünau wieder befahrbar ist. Seit dem vergangenen Sommer teilt eine chaotische Baustelle den Kiez in zwei Hälften.
Die Berliner Wasserbetriebe mussten, wie berichtet, ab dem Sommer vergangenen Jahres unter der Straße einen Abwasserkanal auswechseln, weil in das Rohr auf 150 Metern Länge Beton hineingelaufen und dann ausgehärtet war. Er stammt vermutlich von einer Baustelle für eine Seniorenresidenz, die sich zu beiden Seiten der Straße befindet.
Mit ihren Bauarbeiten waren die Wasserbetriebe schon im November fertig. Und trotzdem wird die Straße dicht und das Wirrwarr an Absperrgittern bleiben. Man sei jetzt dabei, mit dem Straßen- und Grünflächenamt des Bezirks Treptow-Köpenick über die Art der Fahrbahn-Wiederherstellung zu verhandeln, sagte vor einigen Wochen ein Sprecher der Wasserbetriebe. Doch weil im Tiefbauamt, das der Baustadträtin Claudia Leistner (Grüne) untersteht, niemand für die Wasserbetriebe zu erreichen war, blieb eine Einigung aus.
„Noch weitere Abstimmungen nötig“
Die Behörde benötigte 17 Tage, um Fragen der Berliner Zeitung zu beantworten. Am Donnerstag schließlich antwortete das Bezirksamt, dass am 23. Januar Verhandlungen mit den Wasserbetrieben stattgefunden hätten. Eine Einigung über die Herstellung der Fahrbahn sei nicht zustande gekommen. Es seien „noch weitere gemeinsame Abstimmungen“ zwischen den Wasserbetrieben, der von ihnen mit dem Straßenbau beauftragten Firma und den Eigentümern des benachbarten Grundstücks zu führen, auf dem die Seniorenresidenz entsteht.
Der Hintergrund: Wasserbetriebe und Bezirk haben unterschiedliche Ansichten über die Höhe der Wiederherstellungskosten für die Straße. Außerdem will der Bezirk den Bauherrn der Seniorenresidenz zur Kasse bitten. Dieser hat seit 2019 auf den Grundstücken der früheren Ausflugsgaststätte Gesellschaftshaus, des Ballhauses Riviera und auf der gegenüberliegenden Straßenseite vier große Wohnhäuser für Senioren errichtet.
Auf der Baustelle ging es von Anfang an chaotisch zu. Nicht nur, dass das denkmalgeschützte Gesellschaftshaus kurz vor Baubeginn im Juli 2019 abbrannte. Überall auf der Baustelle liegen riesige Sperrmüllberge und Dreck herum. Fußwege sind mit Schuttcontainern zugestellt, Rettungswege blockiert. Die für 2021 geplante Fertigstellung verzögerte sich bis heute. Dann lief auch noch Beton von der Baustelle in den Abwasserkanal, sodass die Straße aufgerissen werden musste. Und danach ging auch noch der ursprüngliche Bauträger pleite, der im Oktober seinen Geschäftsbetrieb einstellte.
„Durchführung der Arbeiten im Winter meist nicht sinnvoll“
Der Bauherr habe ungenehmigt umfangreiche Flächen öffentlichen Straßenlandes in Anspruch genommen, was zu weiteren Schäden an der Straße geführt habe, erklärte nun das Bezirksamt in seiner Antwort an die Berliner Zeitung. Es will, dass der Bauherr diese Flächen vor Beginn der Straßenbauarbeiten beräumt. Auch hierzu sei „eine Regelung zur Kostentragung“ zwischen der im Auftrag der Wasserbetriebe tätigen Straßenbaufirma und dem Bauherren auf dem Riviera-Grundstück zu entscheiden.

Und weißer heißt es in der Antwort des Bezirksamtes: „Der bezirkliche Straßenbaulastträger selber kann in der Sache vorerst nicht weiter tätig werden, da dadurch Ansprüche gegenüber dem Verursacher der Maßnahmen nicht mehr durchsetzbar wären.“



