Am Freitag bekommt der Rundfunk Berlin-Brandenburg einen neuen Intendanten oder eine neue Intendantin – wenn es für eine der vier Bewerbungen im Rundfunkrat die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit gibt. Das ist nämlich keineswegs sicher. Während die Führungsfrage also noch unbeantwortet ist, gibt es weitere Erkenntnisse über die fristlos entlassene Sender-Chefin Patricia Schlesinger.
Demnach hat Schlesinger in ihrer Zeit als Intendantin viele Menschen mit Geschenken und Einladungen bedacht. Die Gefälligkeiten, mit denen sie Freunde, Bekannte, Kollegen und auch Gremienvertreter einhegte, hat sie aber nicht privat bezahlt. Sie gingen auf Kosten des Senders. Und das nicht zu knapp, hat Gabi Probst, Redakteurin von RBB24, recherchiert.
Aus der Auflistung, die zuerst auf der Website des Senders zu lesen stand, geht hervor, dass Schlesinger durchaus Geschmack bewies – und zielsicher Menschen beschenkte, die ihr von Nutzen sein konnten oder in der Stadt Einfluss besaßen. Geschenke und Essenseinladungen gingen etwa an den Chef des RBB-Verwaltungsrats, Wolf-Dieter Wolf, die frühere Rundfunkratsvorsitzende Friederike von Kirchbach und weitere Gremienmitglieder. Eine Filmproduzentin bekam Badesalz, Botschafter Blumen und Wein, auch ein Operndirektor, ein Sparkassenchef, Journalisten und Führungskräfte von Charité und Philharmonikern durften sich über Geburtstagsgeschenke freuen.
Die Bedachten nahmen an, es seien private Geschenke
Der Berliner Kunstmäzen Peter Raue erhielt laut Auflistung im Februar 2021 ein rotes Einstecktuch aus Seide zu seinem 80. Geburtstag. Es kostete 145 Euro und war beim RBB als „Präsent“ abgerechnet worden. Raue selbst sagt, er habe geglaubt, es sei ein privates Geschenk. Das haben alle der großzügig Bedachten angenommen – wenn sie denn überhaupt auf Anfragen der Redakteurin antworteten.
Die Intendantin vergaß aber auch Führungskräfte des eigenen Senders nicht, was eine bittere Ironie in sich trägt. Denn eine Dienstanweisung schließt die Bewirtung von RBB-Beschäftigten und Geburtstagsgeschenke an diese grundsätzlich aus. Vermutlich mochte sich der frühere Verwaltungsdirektor Hagen Brandstäter deshalb nicht dazu äußern. Er wurde ebenfalls bedacht und umging dabei das von ihm unterschriebene Verbot.


