Pandemie

AOK Nordost: Ein Drittel mehr Krankmeldungen als in den Vorjahren

Die Einführung der 3G-Regel in den Betrieben im November führte aber nicht zu mehr gelben Scheinen, so die Krankenkasse nach einer Auswertung.

Der gelbe Schein: die Krankmeldung.
Der gelbe Schein: die Krankmeldung.Imago Images

Berlin - Der zeitliche Zusammenhang war augenscheinlich offensichtlich. Mit der Neufassung des Infektionsschutzgesetzes war am 24. November die 3G-Regel am Arbeitsplatz eingeführt worden. Mitarbeiter mussten nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind, wenn sie ihre Arbeitsstätte betreten wollten. Eine Woche später musste die S-Bahn ihr Fahrangebot ausdünnen, weil sich plötzlich viele Lokführer krank gemeldet haben. Betroffen sind die Linien S1, 26, 3, 45, 5 und 85, hieß es damals. Bis zum Jahresende fallen dort Fahrten aus. Hatten sich Lokführer krank gemeldet, weil sie als Ungeimpfte den täglichen Test nicht wollten? Die Frage blieb zunächst unbeantwortet.

Das Phänomen bei der S-Bahn findet sich zumindest nicht in den Daten der AOK Nordost. Die Einführung der 3G-Regel habe nicht zu einem spürbaren Anstieg des Krankenstandes geführt, heißt es in einer Auswertung, die der Berliner Zeitung vorliegt. Allerdings registriert die Krankenkasse einen Krankenstand, der schon seit Oktober rund ein Drittel höher liegt als im Schnitt der Vorjahre. Untersucht wurden rund 980.000 Krankmeldungen von September bis Anfang Dezember aus den Jahren 2018 bis 2021. Die AOK Nordost versichert nach eigenen Angaben jeden Vierten in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Nachholeffekte auch als Folge der Pandemie

Die Kasse vermutet hinter den hohen Zahlen einen „Nachhol-Effekt“ auch als Folge der Corona-Pandemie. „Zum einen meldeten sich insbesondere im November mehr Versicherte wegen einer Corona-Infektion krank als im Vorjahreszeitraum“, heißt es in der Untersuchung. Zudem verzeichneten Kinderärzte und Kinderkliniken bereits seit dem Herbst deutlich mehr Patienten als in den Vorjahren. Das liege daran, dass viele Kinder Infekte „nachholen“, weil sie im Vorjahr wegen des Lockdowns mit bestimmten Erregern kaum in Kontakt kamen. Die AOK teilt mit: „Wahrscheinlich stecken diese Kinder häufig ihre Eltern an, die sich wiederum dann bei der Arbeit krankmelden müssen.“

Ein weiterer Effekt ist die Vorsicht der Erwachsenen. Erwerbstätige lassen sich vor allem bei Erkältungsbeschwerden schneller krank schreiben, um eine mögliche Corona-Infektion nicht im Job zu verbreiten, liest die AOK aus ihren Daten. Auch forderten Arbeitgeber Betroffene auf, zu Hause zu bleiben.  

Den höchsten Ausschlag beim Krankenstand gab es in der ersten Oktoberwoche (4. bis 10. Oktober) mit rund 23.3000 Kranmeldungen – 56 Prozent mehr als im Mittel der Jahre 2018 bis 2020 im gleichen Zeitraum.

Und auch dies zeigen die Zahlen: Der Lockdown light im vergangenen Jahr zwischen September und Dezember hat gewirkt. Der Krankenstand lag rund zwölf Prozent niedriger als in den Vorjahren. Die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wurde „spürbar“ gebremst.