Verkehr

Nach Einführung von 3G: Berliner S-Bahn muss ihr Angebot einschränken

Bei dem Verkehrsunternehmen steigt die Zahl der Krankmeldungen. Auf sechs Linien fahren weniger Züge.

Ein Zug der S5 im Hauptbahnhof. Auch diese Linie ist von Einschränkungen betroffen.
Ein Zug der S5 im Hauptbahnhof. Auch diese Linie ist von Einschränkungen betroffen.dpa/Monika Skolimowska

Berlin - Die Berliner S-Bahn muss ihr Fahrtenangebot einschränken. Das teilte Peter Buchner, Chef des Tochterunternehmens der bundeseigenen DB, in einer Mail an Fahrgastvertreter mit. Aus dem Schreiben, das der Berliner Zeitung vorliegt, geht hervor, dass ab Donnerstag die Linien S 1, 26, 3, 45, 5 und 85 betroffen sind. Dort fallen Fahrten aus – zunächst bis zum Ende dieses Jahres. Die S-Bahn habe sich auch in diesem Fall dazu entschlossen, die Einschränkungen vorab bekannt zu geben. „Damit die Fahrgäste entsprechend planen können“, hieß es intern. Der Fahrgastverband IGEB begrüßte das Vorgehen. „Wir begrüßen die offene Kommunikation der S-Bahn“, sagte Sprecher Jens Wieseke am Mittwochmorgen. „Das hebt sich wohltuend von der BVG ab.“

„Leider ist in der letzten Woche (besonders nach der Einführung der 3G-Regel am Arbeitsplatz) der Krankenstand unter unseren Triebfahrzeugführer:innen stark angestiegen und liegt nun stabil bei über zehn Prozent“, so der S-Bahn-Chef in dem Schreiben. „Es ist nicht absehbar, dass der Krankenstand kurzfristig wieder auf ein normales Maß zurückgeht. Das können wir dispositiv nicht mehr ausgleichen.“

Auch Potsdam und Cottbus sind betroffen

Seit dem 24. November gilt die neue Fassung des Infektionsschutzgesetzes. Seitdem dürfen alle Beschäftigten in Deutschland nur noch dann ihre Arbeitsstätte aufsuchen, wenn sie gegen das Coronavirus geimpft, von der Krankheit genesen oder ein aktuelles negatives Testergebnis vorweisen können. Dem Vernehmen nach gibt es auch im öffentlichen Verkehr Beschäftigte, die sich bislang nicht gegen Corona impfen ließen. Obwohl die DB ihrem Personal mehrmals wöchentlich kostenlose Corona-Tests im eigenen Unternehmen sowie außerhalb in Testcentern anbietet, scheint einigen Mitarbeitern die tägliche Prozedur zu aufwendig zu sein.

Auch der Verkehrsbetrieb Potsdam (ViP) und das Unternehmen Cottbusverkehr melden erhöhte Krankenstände. „Die grundsätzlich angespannte Personalsituation wird derzeit durch zunehmende coronabedingte Abwesenheiten von Fahrer:innen, beispielsweise durch Quarantäneregelungen in deren Umfeld, verschärft“, teilte das Potsdamer Unternehmen mit. „Trotz des Einsatzes aller verfügbaren Mitarbeitenden – unter anderem von Fahrberechtigten aus anderen ViP-Unternehmensbereichen und von Subunternehmern – kann die Besetzung aller Fahrdienste nicht mehr vollständig abgesichert werden.“ Vom 6. Dezember gilt in Potsdam bei Straßenbahnen und Bussen ein „modifizierter Ferienfahrplan“, so der Verkehrsbetrieb Potsdam.

Um bei der S-Bahn Berlin häufige Zugausfälle über das Netz verteilt zu vermeiden und um den Fahrgästen ein planbares Angebot zu bieten, sehe sich das Unternehmen leider dazu gezwungen, wie im Frühjahr 2020 das Angebot leicht zu reduzieren, hieß es.

Zugausfälle vor allem an den Wochenenden

„Im Einzelnen können wir ab übermorgen an Werktagen die Verstärkerzüge im Berufsverkehr auf den Linien S 1, 3 und 5 nicht mehr anbieten“, so Buchner. Auf diesen Strecken gibt es dann auch zu den Hauptverkehrszeiten einen Zehn-Minuten-Takt. Die Verstärkerlinien S 26, 45 und 85 entfallen an Wochenenden und Feiertagen. Ausnahme ist an diesem Sonnabend die S85. „Der Einschnitt ist an den Wochenenden stärker, da wir tarifvertraglich bedingt an diesen Tagen ohnehin schwächer aufgestellt sind und weniger Reserven haben“, erklärte der S-Bahn-Chef. Die Einschränkungen führen dazu, dass der Flughafen BER an den betroffenen Tagen mit der S-Bahn nur noch alle 20 Minuten zu erreichen ist – mit der S9. In der Regel gibt es einen Zehn-Minuten-Takt.

Insgesamt werde das Angebot der S-Bahn um drei Prozent gekürzt. „Wir erbringen also 97 Prozent des Angebotes weiterhin“, sagte Buchner. Die Kürzungen seien mit dem Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) abgestimmt. Sie würden von diesem Mittwoch an auch den Kunden mitgeteilt, hieß es in dem Unternehmen.