Umwelt

Aktion Baum gegen Waldsterben: Hoffnung durch KI, Bäume pflanzen und Aufklärung

Am 25. April ist der Tag des Baumes. Wie der Anbau biodiverser Mischwälder nachhaltig gelingt (und welche Aktionen geplant sind), erklärt Lars Hermes von Aktion Baum.

Lars Hermes
Lars HermesSimon Zimbardo

Lars Hermes engagiert sich mit seiner Non-Profit-Organisation Aktion Baum für den Fortbestand deutscher Wälder. Heimischen Baumarten geht es schlecht, geholfen werden kann leicht. Ein Gespräch über Zustand und Zukunft des deutschen Waldes.

Herr Hermes, mit welchem Bestreben haben Sie Aktion Baum gegründet?

Ich bin beruflich in den Bereichen Logopädie, Ergotherapie und Podologie unterwegs und wollte ursprünglich für jeden meiner Patienten einen Baum pflanzen und selbst spenden. Dabei habe ich herausgefunden, dass es viele Organisationen gibt, die zwar vorgeben, non-profit zu sein, am Ende des Tages dann aber doch gewinnorientierte Baumpflanzer sind. Das hat mir nicht gefallen. Häufig gehen die Spenden für Bäume zudem ins Ausland, was sicher nicht komplett verkehrt ist. Mir geht es aber um den heimischen Umweltschutz. Wenn jemand spendet, ist es mir wichtig, dass man sich die gepflanzten Bäume zu jeder Zeit anschauen kann.

Wir sind in der größten Krise des deutschen Waldes.

Lars Hermes

Welches Feedback zu deutschen Wäldern hören Sie von örtlichen Förstern?

Dass wir in der größten Krise des deutschen Waldes sind. Rund 80 Prozent des deutschen Waldes sind krank. Wir haben keine einzige heimische Baumart, der es sehr gut geht, selbst die Eiche und die Buche sind krankhaft. Der Klimawandel schreitet so schnell voran, dass heimische Baumarten singulär keine Überlebenschancen haben. Das bedeutet, dass wir biodiverse Mischwälder anlegen müssen, um zu schauen, welche Bäume miteinander überleben können. Wir müssen jetzt handeln.

Wie kommt man am besten ins Handeln?

Ich bin häufig mit Unternehmen oder Privatmenschen im Wald. Wenn ich in die strahlenden Gesichter sehe, sobald ein Baum gepflanzt wurde, gibt es einem viel Kraft und Liebe. Warum nicht mal ein Team-Event daraus machen, im Wald einen Baum zu pflanzen? Oder als Unternehmen zu feierlichen Anlässen seinen Kunden einen gepflanzten Baum schenken? Wir sind eine Plattform, die auf finanzielle Spenden angewiesen ist. Gerne hätten wir auch noch mehr Privatspender.

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Maria Jung
Zur Person
Lars Hermes wuchs in unmittelbarer Nähe zum Wald auf und verbrachte dort als Kind viel Zeit. Als er auf die dramatische Waldsituation in seiner Heimat aufmerksam wurde, suchte er nach einer guten Organisation, die sich primär um den heimischen Wald kümmert. Er stellte mit Erschrecken fest, dass sich die meisten Organisationen um Wälder außerhalb Deutschlands kümmern. Was auch wichtig ist, aber Lars Hermes wollte den Fokus auf seine Region legen, bundesweite Pflanzprojekte schaffen und entwickelte somit das erste Konzept für Aktion Baum.

Was kostet es, einen Baum mithilfe Ihrer Organisation zu pflanzen?

Ein Baum kostet bei uns fünf Euro. Regional mag es vereinzelt noch günstigere Möglichkeiten geben, aber bundesweit gibt es keine Non-Profit-Organisation, die günstiger ist als wir.

Ihre Organisation weist drei Aktionsgebiete aus: Bäume pflanzen, Forschung sowie Bildung und Aufklärung. Was passiert in den beiden letztgenannten Feldern?

In der Nähe von Braunschweig bauen wir gerade ein Reallabor, in dem es mithilfe von KI möglich sein wird, das Wachstum der Bäume in Echtzeit zu bemessen. Durch die erhobenen Daten errechnet ein Computersystem, wie ein Wald in zwei, zehn oder 20 Jahren aussieht. So können wir über einen kurzen Zeitraum relativ genaue Vorhersagen treffen, wie Bäume unter gewissen Witterungsbedingungen auf den Klimawandel reagieren.

Wie sieht es bei der Bildung und Aufklärung aus?

Gerade haben wir beispielsweise unser Projekt „Waldkicker“ gestartet. Daran nehmen 50 Jugendfußballmannschaften aus ganz Deutschland teil, die einen Trikotsatz mit einem Sponsorenlogo von uns bekommen. Diese Mannschaften nehmen regional an ihrem normalen Ligabetrieb teil. Bundesweit gibt es aber eine zweite Tabelle, die Waldkicker-Tabelle. Darin werden für Baumpflanzaktionen, gemeinsames Müllsammeln oder andere Nachhaltigkeitsmaßnahmen Punkte vergeben. 2025 wird dann in einem großen deutschen Fußballstadion die Waldmeisterschaft ausgetragen, wo dann die Mannschaften mit den meisten Punkten um die Holzmeisterschale spielen.

In diesem Jahr will Aktion Baum 100.000 Bäume pflanzen. Aktuell stehen Sie bei rund 19.000 Bäumen. Wie optimistisch sind Sie, dass dieses Ziel gelingt?

Das klappt zu 100 Prozent. Das liegt zum einen an einer vergrößerten Spendensumme und zum anderen daran, dass die bisher gepflanzten Bäume bereits ein Übertrag aus dem letzten Jahr sind, den wir mitgenommen haben.

Tag des Baumes ist am 25.4.2024: https://aktion-baum.org/news/imagine-kampagne-tag-des-baumes

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