Noch eine Woche, dann muss ich mich entscheiden, schreibt die BVG. Will ich ab Mai das neue Deutschlandticket bestellen, für das jetzt viel geworben wird? Das 49-Euro-Ticket, mit dem man durch das ganze Land fahren kann. Oder behalte ich mein altes BVG-Abo?
Es klingt nach einer ganz einfachen Entscheidung. Für das BVG-Abo bezahle ich im Moment 29 Euro, aber ab Mai sind es wieder fast 65. Das Deutschlandticket ist billiger. Man kann damit sogar die Fähre benutzen, die zwischen Rügen und Hiddensee fährt, habe ich gerade gelesen. Und alle U-Bahnen und S-Bahnen in allen deutschen Städten!
Das Ticket klingt wie die perfekte Lösung für ein Problem, das ich nie hatte. Keine Ahnung, wie es anderen Menschen geht, aber ich bin seit Jahren nicht mit der Fähre zwischen Rügen und Hiddensee gefahren oder mit der Münchner U-Bahn. Ich fahre auch nicht ständig mit dem Regionalzug durch Deutschland oder pendle durch viele Tarifzonen zur Arbeit. Ich fahre in einer Stadt herum, in Berlin, und es fällt mir schwer zu verstehen, warum Tickets für nur diese Stadt künftig teurer sein werden als das Ticket für das ganze Land.
Wie lange ich mein BVG-Abo schon habe, weiß ich nicht mehr. Ich behielt es sogar in der Pandemie, als ich kaum das Haus verließ und noch seltener in eine U-Bahn oder einen Bus stieg. Obwohl ich mich ständig über den öffentlichen Nahverkehr in Berlin aufrege, bin ich der treuste Stammkunde, den man sich vorstellen kann.
Manchmal wünschte ich mir, die BVG würde mich zurücklieben, so, wie es ihr Slogan verspricht. Erst heute morgen rannte ich, um den Bus noch zu bekommen. Der Fahrer sah mich durch die Scheibe an, als ich ankam. Und fuhr an, ohne die Tür noch einmal zu öffnen. Ich verfluche die BVG oft, aber ich kündige ihr nie.
Schade um das 29-Euro-Ticket!
Im vergangenen Sommer wurde mein Abo zum 9-Euro-Ticket, ohne, dass ich etwas dafür tun musste. Ich nahm mir vor, mit Regionalbahnen durch das halbe Land zu fahren, aber schaffte es dann nur einmal nach Potsdam und einmal an die Ostsee. Zwei Ausflüge in den drei Monaten, in denen es das 9-Euro-Ticket gab.
Mein Leben in Bussen und Bahnen spielt sich fast ausschließlich in Berlin AB ab, stellte ich etwas bestürzt fest. In zwei Tarifzonen. Ich habe nicht einmal etwas in Zone C zu tun. Wenn ich mit meinem Freund verreise oder einen Ausflug nach Brandenburg mache, nehmen wir oft sein Auto, das er nicht abschaffen kann, weil er es für die Arbeit braucht. Man kommt auch nicht an jedes Ziel mit öffentlichen Verkehrsmitteln, wenn man halbwegs bequem unterwegs sein will.
Nach dem Ende des 9-Euro-Tickets verwandelte sich mein BVG-Abo in das 29-Euro-Ticket, das sich Franziska Giffeys Senat ausgedacht hatte. Es galt nur noch für Berlin AB. Kein Problem für mich. Die SPD machte Wahlkampf damit, es erhalten zu wollen, aber bisher ist daraus leider nichts geworden. Dabei war es das ideale Ticket für Menschen wie mich, die nur in Berlin herumfahren müssen. Abends und am Wochenende konnte ich jemanden mitnehmen, kostenlos, so wie beim BVG-Abo.



