Tierethik

Wie man mit einer Pumpgun und Kochsalz Fliegen betäuben kann

Mit waffenartigen Produkten kann der Sofasoldat in den Krieg ziehen. Das ist sanfter als die Anwendung einer Fliegenklatsche, aber dennoch verwerflich.

Eine Stubenfliege, die ahnungslos ihr Leben genießt
Eine Stubenfliege, die ahnungslos ihr Leben genießtimago/MiS

Es ist eine amerikanische Erfindung und wird inzwischen auch in Deutschland vertrieben. Eigentlich möchte man darüber kein Wort verlieren, weil sie das bekannter macht. Andererseits sind potenzielle Kunden darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie unmoralisch handeln und barbarischen Reflexen nachgeben, wenn sie das Produkt erwerben und anwenden – womöglich noch, und Kommentare weisen darauf hin – mit Vergnügen. Es geht um eine Kunststoff-Pumpgun, die man mit herkömmlichem Kochsalz lädt, um dann, laut Werbeclaim, Fliegen niederzuschießen. Es gibt sogar Exemplare mit rotem Zielpunkt.

Ein entsprechendes Video – bitte nicht ansehen! – reiht Anwendungsbeispiele in Zeitlupe aneinander. Fliegen, die erst auf einem Hundehaufen sitzen, sind dann auf der braunen Kruste gut durchgebratenen Grillguts zu sehen, auf dem Zuckerguss von Doughnuts oder auf einem glänzenden Wackelpudding.

Mordlust und Sadismus

Man sieht den durch die Zeitlupe vergrößerten Einschlag der Salzladung, Fettspritzer und Streusel fliegen durch die Gegend, der Wackelpudding verhält sich seinem Namen gemäß – und die betäubte Fliege – immerhin wird sie nicht zerfetzt, sondern nur betäubt – schlägt Purzelbäume in der Luft, so wie man es aus Kriegsfilmen von Soldaten kennt, die von einer Granate getroffen werden. 80 Schuss mit nur einer Ladung Salz kann man abfeuern. Die Firma wirbt mit der Umweltfreundlichkeit – und im Vergleich zu toxischem Fliegenspray wird das sicher stimmen.

Nun zielt das Geschäftsmodell nicht allein auf die Schädlingsbekämpfung, sondern ganz offenbar auch auf die Freude daran, den Tieren einen derartigen Schreck einzujagen, dass sie die Besinnung verlieren. Oder fühlen sich diese Kunden wie ein Ranger, der einen Löwen mit einem Betäubungspfeil niederstreckt, um ihn zu untersuchen und zu chippen? Die Kommentare der Kunden lassen eher auf primitive Triebbefriedigung wie Sadismus, Baller- und Mordlust schließen. Ein ahnungs- und wehrloses, aber beseeltes und empfindsames Wesen zum Spaß von den Beinen zu reißen, was ist das für eine überflüssige Überlegenheitsdemonstration? Ja, schämt euch! Wer nun einmal so ein Ding gekauft hat und jetzt zu recht ein schlechtes Gewissen hat: Er kann es ja als Salzstreuer verwenden (und lieber nicht auf den Pudding schießen, schmeckt nicht).