Während sich viele angesichts der drückenden Hitze nach dem großen Nass der Meere und der Seen sehnen, liegt das kleine Nass so nah: Abkühlung aus der Wasserpistole. Die Berliner Zeitung hat in Anbetracht der Temperaturen die raffiniertesten und innovativsten Modelle der Saison zusammengetragen und sie am bisher heißesten Tag des Jahres auf dem Alexanderplatz unter Einsatzbedingungen getestet. Berliner, Touristen, Schulklassen, Familienväter, Dachdecker und Austauschschüler durften abdrücken.
Bei blauem Himmel unter dem Fernsehturm und rund 35 Grad wurden die Geräte am Mittag an Passanten verteilt. Deren objektive Urteile flossen, genau wie die Vortestungsergebnisse aus der Redaktion, in die Bewertung der Wasserwaffen ein: Welche Innovationen gibt es, wohin sind die Tanks verschwunden, wieso sticht elektrisch nicht immer hydraulisch?
Stiftung Wassertest auf dem Alexanderplatz
Was beim Blick in das Angebot der Wasserpistolen des Jahres 2022 vor allem auffällt, ist die relativ geringe Auswahl. Während in den 90ern und 2000ern noch zahllose Modelle mit unterschiedlichsten Eigenschaften zu haben waren, ist das heute anders. Allein die Super Soaker (zu Deutsch: der Super-Durchnässer oder Klatschnassmacher) von Larami wurde damals in 10er-, 25er-, 50er-, 100er-, 200er-, 350er- und 1000er-Varianten geführt. Doppel-Tanks, Wasserbombenmörser und Gürtel-Auffüllung waren nicht selten. Diese Super Soaker mit dem damals innovativen Druckluft-Pump-System sind heute Sammlerstücke, die gern auch 300 Euro auf Ebay kosten.

Heutzutage gibt es jedoch kaum noch namhafte Anbieter außer Super Soaker, das mittlerweile dem Spielzeugkoloss Hasbro gehört und in der Nerf-Gruppe vertrieben wird. Nerf stellen eigentlich Schaumstoff-Pfeil-Waffen her. Auch das klassische Design der Super Soaker ist verschwunden. Die großen bunten Tanks, die an, auf oder unter die Plastikwummen geschraubt werden mussten, sind ins Innere der selben verlegt worden, was für das Aufladen nicht immer einfacher ist. Gleichzeitig ist auch das einst innovative System des Druck-Pumpens fast überall zugunsten einer Technik des direkten Herauspressens ersetzt worden.
Zwar ist auch heute noch die Klatschnassmacher-Firma auf dem Markt dominant, doch es tut sich etwas an der feuchten Front. Besonders ein deutsches Start-up ist drauf und dran, das Feld aufzurollen. Doch noch ist nicht klar, ob sie für die Wasserspistole das sein werden, was Avatar fürs 3D-Kino war, oder doch eher „Die Abenteuer von Sharkboy und Lavagirl“, die vier Jahre zuvor in 3D auf die Leinwand kamen.
Wasserpistolen im Test: die Ergebnisse
Platz 8: Super Soaker Twister: DNA-Doppelhelix für die Connaisseurs

Die besondere Eigenschaft des Twister ist sein verschlungener Doppelstrahl. Wie die Doppelhelix der DNA soll das Wasser dabei aus der Waffe schießen, die Strahlen sich umeinander schlingen. Das ist schön gedacht, hat aber bei der Nutzung keinen sonderlichen Nutzen. Die Wasserstrahlen sind dadurch nicht merklich benetzender oder ästhetisch befriedigender – falls Letzteres bei Wasserpistolen und ihren Nutzern überhaupt relevant sein sollte. Von Vorteil ist beim Twister das verhältnismäßig große Füllvolumen. Mit einem Liter sticht es unter den derzeit erhältlichen Modellen hervor. Praktisch, da seltener nachzuladen ist.
1094 ml
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Platz 7: Dinosquad, Raptor Surge: Keine Räuberpistole

Der Dinokopf, den diese zierliche Pistole darstellt, lässt anfangs auf ein geringeres Schussvermögen schließen. Doch Raptor Surge (zu Deutsch: Räuber-Vorstoß) schießt auf mittlere Distanz verlässlich und gibt nur kleine, präzise Spritzer ab, wie die Bisse einer Velociraptors eben. Dadurch, dass er sehr viel weniger Wasser abgibt als die meisten der Test-Konkurrenten, hat er ein längeres Durchhaltevermögen. Die Räuber-Pistole macht ihrem Namen keine Ehre. Sie wird den Gegner nicht durchnässen, aber mit gezielten Schüssen ist oftmals genauso viel erreicht. Besonders wenn andere gerade beim Nachladen sind.
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Platz 6: Rainstorm: Schwall statt Sturm

Rainstorm ist der große Bruder von Torrent. Gleiche Bedienung durch Aufzug des Wassers. Der Sturmregen kommt den nominalen Wassermassen ein Stück näher, doch auch nicht heran. Mit seiner gieskannenähnlichen Viellochöffnung einen wahren Sommerregen verursachen – doch leider nur einmal. Zumindest schießt Torrent nicht in die falsche Richtung. In großen Wasserschlachten als Zusatzinstrument möglicherweise sinnvoll, um einen Verteidigungsschlag auszuführen.
650 ml
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Platz 5: Im Nassrausch überall und nirgendwo? Hydro Frenzy!

Die vom Hersteller Hasbro Super Soaker als „3-in-1 Wilde Wasserattacke“ beschriebene Wasserpistole kann in drei Modi feuern. Die Mündung lässt sich händisch zurückführen und gibt zwei Schläuche frei. Wer sie geschlossen lässt, schießt gerade, wer sie eine Stufe zurückzieht, schießt quer, und sind die Schläuche völlig freigelegt, wirbeln sie bei jedem Schuss in alle Richtungen. Das ist unterhaltsam und der Hydro-Rausch kann durch die wahllosen Schüsse überraschend Ziele neben und sogar hinter der Waffe treffen.
709 ml
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Platz 4: Water Warriors Shark: Erst Pumpen, dann Ballern

Diese Hai-Waffe ist relativ betrachtet auch urzeitlich. Sie verwendet die ehedem beliebte Pump-and-Shoot-Methode. Mit Pumpen des grünen Unterkiefers wird Druck aufgebaut, der durch ein Betätigen des Abzugs gelöst werden kann. Das heißt: Für Schüsse werden nicht immer zwei Hände benötigt. Der Shark ist äußerst günstig und erfüllt seinen Zweck. Leider auch kein abnehmbarer Tank.
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Platz 3: Trocken pfui, nass hui: Der Motorized Water Blaster

Dieser elektrische Blaster jagt dem Käufer zuerst etwas Angst ein. Die in Mandarin-Schriftzeichen gehaltene Verpackung lässt nicht direkt auf eine CE-Zulassung schließen. Dazu muss man noch vier AAA-Batterien einfügen, die nicht enthalten sind. Auch das abnehmbare Magazin macht nicht direkt einen ausdauernden Eindruck. Auf der Packungsrückseite wird davon abgeraten, die Pistole hinzulegen. Nun ja. Doch, wenn der Blaster einmal läuft, schießt er kontinuierlich, wenn auch etwas laut, nadelspitze kleine Strahlen mit einer akzeptablen Reichweite von gut 3,5 Metern. Da halten die 375 ml Wasser länger, als man denkt.
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Silber für Spyra Two: Der haushohe Favorit

Die Spyra Two ging als absoluter Favorit ins Rennen. Denn, man kann es nicht anders sagen, sie ist die nächste Evolutionsstufe der Wasserpistolen. Wer zum ersten Mal abdrückt, kriegt stets die Symptome große Augen und offener Mund. Dass diese Technologie überhaupt existiert, verwundert Novizen. In der Redaktion und auf dem Alexanderplatz eine Ausnahmeerscheinung. Das Gerät schießt keinen Strahl oder Spritzer, es ballert Salven. Die Spyra ist elektrisch betrieben sowohl beim Schuss als auch beim Auffüllen des Geräts. Für letzteres muss die Mündung bloß ins Wasser gehalten werden und zieht dann auf Knopfdruck. Währenddessen wird die prozentuale Füllmenge auf dem sogenannten Tactical Display digital angezeigt. Dort ist auch der Ladezustand der Lithium-Ionen-Batterie zu sehen. Die Spyra Two kann zwei Arten von Schüssen abgeben. Einzelne Bursts, von denen immer drei vorgeladen werden, und eine Art Power-Schuss, der durch Festhalten des Abzugs aufgeladen wird. 2000 Schuss am Tag sind laut Hersteller, einem deutschen Start-up, möglich. Einzige Schönheitsfehler der Spyra Two sind die Notwendigkeit, häufig nachzuladen – circa 20 Schuss sind mit einer Ladung möglich –, und der Preis. 154 Euro kostet das Teil. Doch wer beim Spritzen stets einen Wassereimer oder die Spyra-eigene Wassertasche dabeihat und es sich leisten kann, wird nicht enttäuscht.
154 Euro auf Spyra.com
Der Sieger: Die Relaxdays Feuerwehr Wasserspritze Kinder

Der Sieger ist eine Überraschung. Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Wasserpistole im Feuerwehrstil für Kinder. Doch während viele andere Geräte mit verschlungenen Strahlen, Elektrik oder Design aufwarten, setzt die Wasserspritze auf klassische Tugenden: Wassermenge und Schussdistanz. Durch den auf den Rücken geschnallten Tank kann die Wasserspritze satte 2,5 Liter verschießen. Während Tester mit allen übrigen Waffen schon lange leer waren, löschten die Träger der Wasserspritze als Letzte. Diese große Ausdauer, gepaart mit einem präzisen Strahl und einem unverschämt günstigen Preis war vor allem im Praxistest das schlagende Argument.
14,95 Euro bei Kaufland.de
Sonderpreis: Bunch O Balloons

Eine unerhörte Erfindung, die nicht unerwähnt bleiben darf, hat es auch auf dem Gebiet der Wasserbomben gegeben. Mit dem Produkt Bunch O Ballons lassen sich innerhalb von einer Minute 100 Wasserbomben auffüllen, von denen keine einzige selbst verknotet werden muss. Dafür schraubt oder hält man die Spitze der Vorrichtung direkt an den Wasserhahn. Mit dem Aufsatz sind über kleine Röhrchen 35 Wasserbombenballons verbunden. Sobald sie voll genug sind, lösen sie sich automatisch von den Röhrchen und plumpsen wie reife Früchte ins Wachbecken. Wer die wunden Finger der Jugend aufgrund der vielen Knoten in die Ballons mit den nassen Händen kennt, weiß, welch Erleichterung das bedeutet.
Bunch O Ballons
9,99 Euro bei Smyths Toys in der Mall of Berlin
