Unwahrscheinlich, dass Disco-Star-Produzent Nile Rodgers, der viel zwischen Florida und New York pendelt, den Schweizer Wahlkampf detailliert beobachtet. Doch dann hat ihn Patrick Karpiczenko, ein Schweizer Komiker, Autor, Regisseur und Filmproduzent via X (ehemals Twitter) auf etwas Schräges aufmerksam gemacht: Ein Wahlwerbe-Lied der Schweizerischen Volkspartei (SVP) ähnelt unverkennbar an den Sister-Sledge-Hit „We Are Family“; die weltberühmte Disco-Hymne, die Nile Rodgers mit seinem (inzwischen verstorbenen) Chic-Bandkollegen Bernard Edwards 1979 schrieb und produzierte.
Inzwischen hat Rodgers die Entstellung seines Superhits per X verurteilt: Er habe damals einen Song über Inklusion und Diversität geschrieben – „unabhängig von Rasse, Ethnie, Alter, Gender, Religion oder sexueller Orientierung“. Er verurteile den Gebrauch des Songs durch die SVP und andere, die nicht mit diesen Werten im Einklang seien. Unter dem Rodgers-Zitat auf X findet sich noch eine Notiz, dass man an einer Unterlassungserklärung arbeite. Damit steht Rodgers in guter Gesellschaft.
Following reports that the right wing SVP party in Switzerland has used a #WeAreFamily sound-alike song in a political video without permission, #NileRodgers made the following statement:
— Nile Rodgers (@nilerodgers) August 15, 2023
“I wrote ‘We Are Family’ to be the ultimate song about inclusion and diversity at all… pic.twitter.com/Twz3sCllf8
Während der SVP-Nationalrat Thomas Matter alias DJ Thommy für den „We Are Family“-Abklatsch „Das isch d’SVP“ den Text umgedichtet hat, wurde von Parteien auch oft Originalmusik eingesetzt, zum Missfallen der Künstler. Wir sind Helden gingen gegen die Benutzung ihres „Gekommen, um zu bleiben“ durch die NPD vor. Der Rapper Fler will seinen Hit „NDW 2005“ nicht mehr spielen, seitdem die AfD daraus zitiert hat. Und die Böhsen Onkelz haben ihre Anwälte eingeschaltet, nachdem Björn Höcke zum Onkelz-Lied „Gehasst, verdammt, vergöttert“ auf die Bühne lief.
Der Meistverschmähte ist aber wohl Donald Trump. Wer ging nicht alles gegen Benutzung von Songs durch Trump vor! Adele, Aerosmith, Bruce Springsteen, Elton John, Neil Young, Pharrell Williams, Phil Collins, R.E.M., Rihanna, die Rolling Stones und viele mehr.
Am Witzigsten war wohl das Manöver von Bruce Springsteen: Der machte einfach Wahlkampf für Hillary Clinton, sodass bei seinem „Born In The USA“ auf Republikaner-Events nur noch gebuht wurde.

