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Musik-Studie bemängelt: Zu viele Männer an den Top-Songs des Jahres 2022 beteiligt

Die „Fix the Mix“-Studie hat sich die erfolgreichsten Songs aus dem Jahr 2022 angeschaut. Ergebnis: fast nur Männer. In welchem Genre ist es am schlimmsten?

Symbolbild: Eine weibliche Sängerin mit männlichem Produzenten an der Seite.
Symbolbild: Eine weibliche Sängerin mit männlichem Produzenten an der Seite.ingimage/imago

Eines vorweg: Den Leuten, die die „Fix the Mix“-Studie angefertigt haben, geht es nicht um das Geschlecht der Musik-Acts selbst; sondern um die Besetzung in den technischen Kategorien, quasi hinter den Kulissen. Die Studie fragt: Wie hoch ist der Anteil weiblicher und nichtbinärer Produzentinnen, Sound-Ingenieurinnen, Sound-Mischerinnen et cetera an den erfolgreichsten Songs des Jahres 2022?

Beteiligt an der Studie waren die Howard University in Washington D.C., die Middle Tennessee State University, aber auch die Initiative „We Are Moving the Needle“ und die Musik-Credit-Datenbank Jaxsta. Ihr Ergebnis: An den 757 meistgestreamten Songs des Jahres (auf Spotify, Apple Music, Amazon Music, YouTube und TikTok) beträgt der Anteil von Frauen und nichtbinären Menschen in den technischen Kategorien knapp unter fünf Prozent. Oder umgekehrt gesagt: Mehr als 95 Prozent der Gewerke sind männlich besetzt.

Wobei sich die Studie die Zahlen noch genauer anschaut, aufgeteilt auf 14 verschiedene Musikgenres. Dabei wurden auch Alben berücksichtigt, die Grammys gewannen, sowie die bestverkauften Singles des Jahres in den USA. Insgesamt nahm man 1128 Songs unter die Lupe.

Dabei fällt auf, dass der nicht männliche Anteil in den technischen Kategorien je nach Genre doch recht stark schwankt: Von Metal (0 Prozent) über Rap (0,7 Prozent), christliche Musik (0,8 Prozent) bis hin zu Folk und Americana (16,4 Prozent) und Electro (17,6 Prozent). An dieser Stelle sei auch der Dokumentarfilm „Sisters With Transistors“ in der Arte-Mediathek empfohlen, der sehr gut die Rolle von Frauen in der Entwicklung elektronischer Musik seit den 1950ern herausarbeitet.

In der Branche gab es auch schon Reaktionen auf die „Fix the Mix“-Studie. Grammy-Preisträgerin Brandi Carlile etwa äußerte sich selbstkritisch: „Es ist zugleich niemandes Schuld wie doch auch die von allen, auch meine“, sagte Carlile. An ihrem Grammy-gekrönten Album „In These Silent Days“ waren alle 14 technischen Gewerke männlich besetzt gewesen. „Ich fordere meine Kollegen und Produzenten dazu auf“, so Carlile, „Einstellungsentscheidungen zu treffen, die auf eine gerechtere Zukunft hinarbeiten. Es beginnt damit, jemandem eine Chance zu geben, der sie auf diesem Feld gemeinhin nicht bekommen würde.“

Emily Lazar, Co-Autorin der Studie sowie Grammy-Preisträgerin und Master-Ingenieurin, sieht es ähnlich: „Eigentlich ist die fehlende Diversität kein komplexes Problem, wenn man es wirklich lösen will.“ Da liegt vielleicht der Hase im Pfeffer. Vor allem der Metal- und der Rap-Hase.