Debatte

„L’Amour Toujours“ für rassistische Parolen missbraucht: Was Gigi D’Agostino zum Sylt-Skandal sagt

In einem Interview hat der Electro-Musiker Gigi D’Agostino sich nun erstmals ausführlich selbst dazu geäußert, was er über den Missbrauch seines Tracks denkt. Was hat er zu sagen?

Findet Rassismus schrecklich, aber hält nichts von Zensur seines Liedes: Gigi D’Agostino
Findet Rassismus schrecklich, aber hält nichts von Zensur seines Liedes: Gigi D’Agostinosemtainment

Die Kollegen vom Nachrichtenmagazin Spiegel hatten es, so war zu lesen, seit Monaten versucht, halbwegs vergeblich, ein Statement vom Turiner Electro-Musiker Gigi D’Agostino zu ergattern. Was sagt er dazu, dass sein Track „L’Amour Toujours“ (1999) für rassistisches Begleitgegröle missbraucht wird, nicht erst seit dem Pony-Club-Skandal in Kampen, Sylt, im Mai 2024, sondern offenbar schon seit etlichen Monaten oder womöglich Jahren an vielen Orten quer durchs Land?

D’Agostino gab sich schmallippig, wortkarg. Nun ist es den Kollegen der schweizerischen Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) aber doch gelungen, den Mann mit Vorliebe für Kapitänsuniform und Klunkerschmuck zum Reden zu bewegen. „Ich habe mir die Videos nie angeschaut“, so D’Agostino in der NZZ. „Was ich gehört habe, hat mich jedoch sehr beunruhigt und erschüttert. Rassismus ist in jeder Form etwas Schreckliches.“ Er sei wütend, fühle sich ohnmächtig: „Wenn jemand Lust hat, etwas Hässliches zu meinem Lied zu singen, kann ich das nicht verhindern.“

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Von Verboten des Liedes, etwa auf dem Münchner Oktoberfest, hält D’Agostino offenbar nichts: „Mein Lied hat doch nichts mit Rassismus zu tun. (...) Ich verstehe nicht, welches Problem das lösen soll, wenn man ein Lied zensiert, das die Liebe feiert.“ Denn eigentlich, so D’Agostino, gehe es in dem Lied um die Liebe zu seinem Partner, seiner Familie, zur Musik. „Selbst wenn sie es verbieten, können die Leute ihr hässliches Zeug singen.“

Statt über Lied-Verbote zu diskutieren, sollten die Behörden das „wahre Problem“ angehen, so D’Agostino: etwa verhindern, dass rassistische Botschaften in den sozialen Medien grassierten und sogar Kinder erreichten. Auch bei den Medien sieht D’Agostino eine große Verantwortung: Er finde es falsch, „dass die Medien den Leuten, die solche Slogans verbreiten, derart viel Raum geben“.

Sein nun berühmt-berüchtigtes „L’Amour Toujours“ will D’Agostino trotz des rassistischen Missbrauchs weiterspielen. Auch auf Tour in Gelsenkirchen: „Certo, das Lied spiele ich überall, auch in Deutschland.“