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Eurovision Song Contest will keine ESC-Polizei, aber: „Bereiche, wo Meinungsfreiheit Grenzen hat“

Beim ESC 2025 in Basel sollen neue Regelkataloge gelten: ein Code of Conduct und ein Duty of Care Protocol. Der ESC-Aufsichtsratsvorsitzende macht erste Andeutungen.

Glitzer, aber bitte unpolitisch? Angelina Mango war die italienische ESC-Kandidatin 2024.
Glitzer, aber bitte unpolitisch? Angelina Mango war die italienische ESC-Kandidatin 2024.Jens Büttner/dpa

Nach dem Sieg von Nemo 2024 ist die Schweiz Austragungsort des Eurovision Song Contest 2025. Genau gesagt: die St. Jakobshalle in Basel. Hier wird das ESC-Finale am 17. Mai stattfinden. Und offenbar hat man dafür ein paar neue Regeln in der Hinterhand, die am Mittwoch, dem 11. Dezember, der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen.

Es handelt sich, so viel weiß man schon, um einen Code of Conduct (zu Deutsch: Verhaltenskodex) und ein Duty of Care Protocol (Protokoll zur Sorgfaltspflicht). Was sich dahinter ganz genau verbirgt, ist noch geheim. Aber ein paar Andeutungen hat Bakel Walden, der Vorsitzende des ESC-Aufsichtsrats (und Ex-RTL-Medienmanager), gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) schon fallen lassen.

„Dann wird der ESC in drei bis fünf Jahren nicht mehr funktionieren“

„Es gibt Bereiche, wo Meinungsfreiheit Grenzen hat, insbesondere, wenn sie andere Leute betrifft“, sagt Walden und zieht einen Vergleich zu den Olympischen Spielen: Auch beim ESC herrsche Neutralität. Wenn Teilnehmende ihre Überzeugungen zur Schau stellten, „die einen auf der einen Seite, die anderen auf der anderen Seite, dann wird der ESC in drei bis fünf Jahren einfach nicht mehr funktionieren“, so Walden. Kurzum: Der ESC will Glitzer, Flitter, aber bitte möglichst unpolarisierend.

Die Vermutung liegt nahe, dass man beim ESC insbesondere (antisemitischen) Statements zum Gazakrieg Einhalt gebieten möchte. Schon 2024 hatten mehrere ESC-Teilnehmer einen Ausschluss Israels aus dem Wettbewerb gefordert. „Es gab ganz viele Statements auf der Bühne oder Symbole und Zeichen. Das hat dann ein Stück weit die Situation angeheizt“, so Walden zur dpa.

Den neuen ESC-Verhaltenskodex, auch das ist schon bekannt, werden neben teilnehmenden Künstlerinnen und Künstlern auch Delegationsmitglieder und Journalisten unterzeichnen müssen, um akkreditiert zu werden. Zudem wird es Rückzugszonen für Sängerinnen und Sänger geben, wo nicht gefilmt werden darf. Und es gebe weniger öffentliche Proben, sagte Walden. Im Protokoll zur Sorgfaltspflicht soll es wohl unter anderem um Medienauftritte der Künstler gehen, die vorab gecheckt werden sollen, O-Ton Walden: „Dass man mal schaut, was hat die Person früher gemacht? Vielleicht sind ein paar Tweets von vor fünf oder zehn Jahren nicht so gut gealtert.“

Doch wer soll das alles kontrollieren? Laut Walden werde es keine ESC-Polizei mit Überwachungskameras geben: „Es ist nicht der Anspruch, dass wir alles bis ins Letzte kontrollieren können. Natürlich gucken wir nicht weg. Wenn es Dinge gibt, und die kriegen wird mit, dann wird darauf reagiert.“ (mit dpa)