ESC

Berlin ist der heimliche Sieger: Warum ESC-Gewinner Nemo lieber in Berlin als in Zürich lebt

Nemo, gerade siegreich beim Eurovision Song Contest im schwedischen Malmö, ist seit 2021 Teilzeit-Berliner. Hat also die Schweiz oder Berlin den Liederwettbewerb gewonnen?

Nemo aus der Schweiz hat gerade den Eurovision Song Contest in Malmö gewonnen.
Nemo aus der Schweiz hat gerade den Eurovision Song Contest in Malmö gewonnen.Lehtikuva

„Berlin lässt einen sein, wie man ist“, sagt Nemo Mettler. Und: „Es ist eine Stadt, die Spaß macht.“ So sein zu dürfen, wie man ist – das spielt für Nemo freilich eine große Rolle. Denn Nemo, Jahrgang 1999, definiert sich selbst als non-binär, das heißt als weder weiblich noch männlich. 

Deshalb schwenkte Nemo Mettler (Bühnenname: Nemo) auch die nicht-binäre Pride-Flagge beim Finale des Eurovision Song Contests im schwedischen Malmö: gelb, weiß, purpurfarben, schwarz. Und auch der ESC-Gewinnersong „The Code“ erzählt von einer queeren Selbstfindungsreise – und vom Kampf um Akzeptanz: „I went to hell and back / To find myself on track.“

2021 zog Nemo aus der Schweiz nach Berlin. Zumindest in Teilzeit: Nemo pendelt mittlerweile zwischen Zürich und der deutschen Hauptstadt. Berlin sei ein „Ort, wo mich niemand kennt, an dem ich den Menschen neu erklären kann, wer ich bin“, erklärte Nemo einst im Gespräch mit der Schweizer Sonntagszeitung.

Sowieso eine berechtigte Frage: Hat die Schweiz den ESC gewonnen? Oder nicht doch eigentlich Berlin? Alpenrepublik oder Spree-City? Wenn Nemo schon hier wohnt! Aber Spaß beiseite: So gern wir es auch hätten, Nemo ist offiziell für die Schweiz angetreten. Wohnort hin oder her. Somit steht Nemo übrigens in der direkten Nachfolge von Céline Dion. Die hat 1988 schon den ESC-Sieg in die Schweizerische Eidgenossenschaft geholt. Da spielte es, nebenbei bemerkt, auch keine Rolle, dass sie eigentlich Kanadierin ist.

Nemo liebt Berlin – aber mehr auf dem kleinen Scooter als in den Öffis

Aber findet Nemo nun wirklich alles geil an Berlin? Ein bisschen Berlin-Bashing gehört zum guten Ton des Hauptstadtlebens. Und tatsächlich fiel Nemo diesbezüglich im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur etwas ein: „Was mich richtig nervt, ist, dass man nie sicher sein kann, wann man irgendwo ankommt, weil es so viele Streiks gibt. Deshalb habe ich mir jetzt einen kleinen Scooter gekauft, um schneller von A nach B zu kommen.“ Ein kleiner Scooter, wie niedlich. Von A nach B? Alexanderplatz bis Britz? Was die Streiks angeht, sollte Nemo dann wahrscheinlich besser nie nach Frankreich, ins Mutterland der Streikenden, ziehen.

Was wir aber auch schon immer wissen wollten: Lebt es sich nun in Berlin oder in Zürich besser? Zürich gilt in globalen Rankings oft als eine der „lebenswertesten“ Städte der Welt. Was immer das heißen mag. Nemo hingegen nennt Berlin seine heimliche Favoritin. „Ich liebe Berlin so, weil es eine so kreative Stadt ist, die sich ständig verändert. Ich habe wunderschöne Beziehungen hier.“ Es sei Nemo gegönnt. Nur das mit dem „Ort, wo mich niemand kennt“ – das wird wohl jetzt nichts mehr, selbst in Berlin. Weder in den großen Clubs noch auf dem kleinen Scooter.

Guten Morgen, Berlin Newsletter
Vielen Dank für Ihre Anmeldung.
Sie erhalten eine Bestätigung per E-Mail.