Interview

Igor Levit: „Richard Wagner ist tot, und ich lebe!“

Igor Levit ist Starpianist und Politaktivist. Ein Gespräch über Antisemitismus, Wagner, Männerklischees, Twitter-Yoga und russische Propaganda in der Klassik.

Pianist, aber politisch: Igor Levit
Pianist, aber politisch: Igor LevitBerliner Zeitung/Markus Waechter

Herr Levit, Ihre neue CD „Tristan“ ist von Nachtstimmung geprägt. Sind Sie ein Nachtmensch?

Ich hab ein gespaltenes Verhältnis zu dieser Tageszeit. Zu dem, was sie mit mir macht.

Was stellt sie denn mit Ihnen an?

Wenn die Nacht anbricht, will ich, dass der Tag wieder beginnt. Das ist mein Wunsch nach Leben. Danach, dass das Leben wieder in die Gänge kommt. Denn ich entnehme dem Lebenden mehr als der Stille.

Das heißt, die Nacht ist eine ferne Konfrontation mit dem Tode? Der ist ja auch ein Thema Ihres Albums.

Als ich eben Leben sagte, meinte ich vor allem: Menschen sehen. Dass etwas passiert. Dass die Welt lebendig ist. Um den Tod mache ich mir weniger Gedanken. Mehr ums Sehen und Erleben. Ums Hören und ums Sprechen.

In Berlin werden die Nächte ja nun noch etwas dunkler, weil der Senat rund 200 Denkmäler nicht mehr anstrahlen lassen will.

Wenn alle unsere Probleme sich darauf reduzieren ließen, dass ein paar Denkmäler nicht mehr beleuchtet werden – dann haben wir keine Probleme.

Sie sind gerade innerhalb von Berlin umgezogen. Klappt’s auch mit den Nachbarn? Lassen die Sie nachts Klavier spielen?

In dem Haus, wo ich gerade hingezogen bin, da klappt es jetzt. Nachts spiele ich nicht. Ich glaube, ich bin ein ziemlich guter Nachbar.

Beim Musikfest in Berlin spielen Sie am Montag Ferruccio Busonis monumentales Klavierkonzert. Auf 70 bis 80 Minuten verlangt das einem Pianisten enorm viel ab.

Das Stück ist außergewöhnlich lang, ist außergewöhnlich schwer. Ein Teil ist wirklich zum Verrücktwerden. Aber es ist im Großen und Ganzen eine so gebende, eine so dankbare Erfahrung, dieses Stück zu spielen. Es kommt in keiner Sekunde ein Gefühl unangenehmer Länge auf. Es ist vom ersten Satz an so farbig, so emotional, so erzählmächtig! Ein Feuerwerk verschiedenster musikalischer Ideen.

„Wenn einer dem anderen gehorchen müsste, sollte man aufhören“

Wie koordiniert man sich da mit so vielen Beteiligten? Sie spielen ja zusammen mit einem gigantischen Orchester und Chor. Müssen Sie da als Solist dem Dirigenten gehorchen? Oder sind Sie da freier?

Wir gehorchen einander nicht, wir sind Partner. Wir nehmen uns sehr, sehr viel Zeit zum Proben. Das ist ein gegenseitiges Sichfinden. Wenn’s irgendwann dazu kommt, dass der eine dem anderen gehorchen müsste – dann sollte man eigentlich aufhören.

Apropos Gehorchen: Der im Oktober in den Kinos anlaufende Dokumentarfilm über Sie heißt: „Igor Levit: No Fear“. Ist der Untertitel denn ein Imperativ? Und wenn ja: Wovor soll man keine Furcht haben?

Es ist einer der Imperative. Furcht und Ängste haben ja alle vor irgendwas. „No Fear“ ist ein Motto von Nina Simone: „Ich sag dir, was Freiheit ist: keine Furcht.“ Diese Maxime hat mich zeit meines Lebens sehr geprägt. Und die Musikerin Nina Simone sowieso.

Eine besondere Form von Furcht – das Lampenfieber – spürt man gelegentlich trotzdem im Film. Und in einer Szene scheint der Schweiß in großen Mengen auf die Tasten zu tropfen. Kann man dann auf den Tasten ausrutschen?

Ernst, aber entspannt: Igor Levit
Ernst, aber entspannt: Igor LevitBerliner Zeitung/Markus Waechter

Nein! Aber wissen Sie: Ich erinnere mich an sowas gar nicht. Manchmal komme ich ins Schwitzen, manchmal nicht. Manchmal bin ich ziemlich aufgeregt, manchmal nicht. Aber an solche Bilder denke ich nicht beim Spielen. Das ist dann einfach so. Das sind dann so unwichtige Details im Rahmen des Musikmachens. Weder stört es, noch nehme ich es überhaupt wahr.

„Das ist mir zu sehr Social-Media-Talk“

Im Film sieht man auch das sehr innige Verhältnis mit dem Tonmeister, der Ihre Platte aufnahm.

Ja, Andreas ist ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben.

Sie kuscheln sich auch mal an ihn und spielen mit den Fingern auf seinem Arm. Eine schöne Zärtlichkeit. Eine Freundschaft jenseits klassischer Männerklischees.

Das ist für mich eine nichtexistente Kategorie; was immer das heißen soll – „Männlichkeitsklischees“. Sehen Sie’s mir nach, wenn ich das sage: Das ist mir ein bisschen zu sehr Social-Media-Talk. Ich habe enge Verhältnisse zu Menschen in meinem Leben. Ich gebe mich dem ganz natürlich hin. Und wie das ausschaut für andere – darüber denke ich am allerwenigsten nach. An Normen und Klischees verschwende ich keine Gedanken. Ich umarme Andreas nicht mit dem Ziel, ein Klischee aufzulösen. Ich umarme Andreas, weil ich Andreas umarme.

War es während der Dreharbeiten leicht, die Kamera gedanklich auszublenden?

Es gab Tage, an denen ich gesagt habe: „Ihr nervt alle, geht mal wieder weg!“ Auch das ist okay. Aber an den allermeisten Tagen waren die Kameraleute um die Regisseurin Regina Schilling so wunderbar feinfühlig, so bei mir, dass es überhaupt kein Problem war. Im Gegenteil: Es war wunderschön. Und auch an den Tagen, an denen es genervt hat, war es schön: Weil wir herzlich und offen miteinander umgegangen sind.

„Das hat mich auseinandergebrochen als Jude“

In manchen Momenten kommt Frustration zum Ausdruck. Einmal sagen Sie gar: „Ich bin depressiv“.

Es gab Momente, wo ich sehr tief unten war. Absolut. Aus Gründen, die in mir waren oder aufgrund von Dingen, die ich in der Welt sah. Aber ich bin kein depressiver Mensch. Ich leide nicht an Depressionen. Aber wenn dem so wäre, würde ich damit auch offen umgehen.

Woran sind Sie denn verzweifelt?

Das waren teils politische, teils private Ereignisse. Das, was uns allen passiert. Das, was wir alle erleben. Und mit einigen bin ich ja sehr offen umgegangen im Film. Etwa das Drama, das Thomas Kemmerich, der damalige Fraktionsvorsitzende der FDP in Thüringen, veranstaltet hat mit der AfD. Das war ein Bruchmoment, der gesessen hat. Das hat mir die Schuhe ausgezogen, hat mich auseinandergebrochen als Jude, was der Kemmerich veranstaltet hat. Es war dramatisch für mich. Ich fühlte mich überrannt.

Einen richtigen Schockmoment im Film gibt es auch bei der Veranstaltung „70 Jahre Grundgesetz“: Sie berichten im Beisein von Wolfgang Schäuble auf dem Podium davon, dass ein Mann Ihnen mal ins Gesicht sagte, die Existenz Ihres Volkes sei in diesem Lande nicht mehr vorgesehen gewesen. Herr Schäuble reagiert auf eine Weise, die fast so wirkt, als fände er diese Aussage nicht so empörend. Oder wie haben Sie das erlebt?

Alles, was ich Ihnen dazu sagen möchte, ist: Die Szene spricht für sich.

Sie sind Musiker und Aktivist. Hätten Sie wohl ein ruhigeres Leben, wenn sie „nur“ Musiker wären?

Die Frage hat sich nie für mich gestellt. Weil ich immer als der gelebt habe, der ich bin. Das bin ich, das ist mein Wesen. Wenn ich nicht mehr als ganzer Mensch sein dürfte, dann – und nur dann - würde ich unruhig werden.

„Was auf Twitter passiert: persönliche Vernichtungspolitik“

Kürzlich haben Sie was über Twitter-Yoga gepostet. Klang so, als müsste man manchmal doch, um seiner Seele gutzutun, kleine Auszeiten von Twitter-Debatten nehmen.

Die Auszeiten nehme ich regelmäßig. Manche fragen, ob ich leiser geworden sei. Ich bin nicht leiser geworden. Ich nehme nur nicht mehr digital sichtbar an allem Teil. Ich habe immer digital und analog als Hand-in-Hand begriffen. Was ich digital proklamiere, lebe ich analog. Immer. Es ist das eine, wenn es um Geflüchtete geht, für sie die Stimme zu ergreifen. Es ist das andere, jemanden bei sich zu Hause wohnen zu lassen für einen längeren Zeitraum. Beides habe ich getan. Ich bin in den letzten Jahren über sehr viele innere Grenzen gegangen, um Menschen zu helfen. Andere tun das in wesentlich größerem Umfang als ich. Aber ich versuche zu helfen, wo ich kann. Meine inhaltlichen Überzeugungen haben sich nicht verändert. Aber was auf Twitter verstärkt passiert – und ich muss leider sagen: von allen möglichen politischen Richtungen aus, wobei mir die Rechten eh den Buckel runterrutschen können – ist eine Art und Weise des Umgangs miteinander, an dem ich nicht mehr teilnehmen möchte. Eine persönliche Vernichtungspolitik.

Dramatisch im Nebel: Igor Levit am Klavier
Dramatisch im Nebel: Igor Levit am KlavierFelix Broede

Was ist Ihre Strategie dagegen? Was meinen Sie mit Twitter-Yoga?

Ich stelle einfach bestimmte Begriffe auf stumm. Ich will die einfach nicht mehr sehen. Nicht weil ich mich aus dem Thema verabschiede, im Gegenteil. Aber bestimmte Worte tun meiner Seele nicht gut, und es bringt niemandem was. Stummschalten ist mein Twitter-Yoga.

Welche Begriffe stellen Sie denn stumm?

Das hätten Sie jetzt gerne, dass ich das verrate, nicht? Aber das behalte ich sowas-von-für-mich. (lacht) Das ist das Tolle am Stummschalten von Worten oder Accounts auf Twitter: dass das Gegenüber es gar nicht mitkriegt. Es kann ganz doll rumschreien – und schreit doch in die leere Luft.

In dem Sinne würde ich dann auch Ihren anderen Tweet lesen: „Man muss auch nicht jeden Quatsch mitmachen“.

Ja, man muss nicht jeden Quatsch mitmachen! Und ich habe sehr viel mitgemacht. Nur es führt zu nichts. Aber die Anzahl von Menschen, die einfach nur ihren Job machen – zum Beispiel Ärzte und Wissenschaftler - und dann zu Verschwörungstheoretikern oder sonst was erklärt werden, ist in letzter Zeit exponentiell angestiegen. Einige dieser Menschen kenne ich, und dann muss ich fragen: Leute, was passiert da eigentlich? Die vollkommene Nicht-Unterscheidung zwischen thematischen Gegnern und tatsächlichen Feinden – ich kann das nicht mehr ertragen. Es gibt Menschen, die analysieren offensichtlich den ganzen Tag lang, wer was und wen liked, und ziehen nicht nur Schlüsse daraus, sondern nerven einen von morgens bis abends mit Tiraden und Privatnachrichten. Das ist eine intellektuelle und emotionale Verrohung! Da mach ich nicht mit, ganz einfach.

„Russischen Propagandisten wurde mit unserem Geld eine Bühne gegeben“

Sie haben gesagt, Ihre politischen Ansichten, Ihr Aktivismus gehört genauso zu Ihnen als ganzer Mensch wie die Musik. Macht Sie das wütend, wenn etwa die Sopranistin Anna Netrebko eine Nähe zu Wladimir Putin pflegt? Manche sagen ja, sie solle lieber einfach nur singen und sich politisch nicht mehr äußern.

Darauf gibt es keine kurze Antwort. Allein dafür bräuchten wir eigentlich noch mal ein ganz eigenes Gespräch. Anna Netrebko hat zu Beginn des russischen Angriffskrieges Musik als Begründung benutzt, sich rauszuhalten. Das empfand ich als falsch. Beflecken Sie Musik nicht mit so einer Dummheit, Frau Netrebko! Lassen Sie es sein! Das gehört sich nicht. Aber: Es gibt keine Musik ohne Menschen. Wir Menschen können mit Musik etwas thematisch bewirken. Aber nur wir Menschen können das. Und wenn eine Musikerin sich bewusst dafür entscheidet, für ein bestimmtes System, für einen bestimmten Mann und dafür, sich instrumentalisieren zu lassen – dann ist das ihre freie Entscheidung. Soll sie machen! Aber sie muss mit den Konsequenzen dieser Entscheidung leben. Es gibt Staatsbürgerpflichten: Verantwortung zeigen, die Stimme erheben und eingreifen, wenn Unrecht geschieht.

Das ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch ein Luxus, das tun zu können, ohne sich ernsthaft in Gefahr zu begeben. Was das bedeutet, können sich nämlich die meisten hier gar nicht vorstellen. Aber ich hatte jemanden über einen längeren Zeitraum hinweg bei mir wohnen, der genau das erlebt hat. Wir müssen anfangen zu differenzieren – und nicht auf 280 Zeichen bei Twitter die eigene wohlfeile Moral raushängen lassen. Wenn wir über Russland reden: Es gibt Musiker in Russland, die sind in den letzten Jahren und Jahrzehnten transparent politische Operateure gewesen. Propagandisten! Damit gehen wir nun, Gott sei Dank, ganz anders um. Aber dass sie schon lange Propagandisten waren (und ich muss hier keine Namen nennen), war uns immer bekannt; war Orchestern bekannt, die diesen Propagandisten mit Steuergeldern eine Bühne gegeben haben, auch während des Ukrainekonflikts, der nun schon seit 2014 andauert. Es ist wohlfeil, nach dem 24. Februar 2022 plötzlich seine Moral zu entdecken.

Bei Unrecht muss man die Stimme erheben, sagen Sie. Beim Pop-Kultur-Festival haben drei Musiker genau das tun wollen, sagen sie zumindest – und deshalb aus Protest gegen die israelische Politik gegenüber den Palästinensern das von der israelischen Botschaft mit 5.000 Euro bezuschusste Festival boykottiert. Diese drei Musiker folgten einem Aufruf der BDS-Bewegung, die den Boykott des Festivals forderte. Die Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) und der Berliner Kultursenator Klaus Lederer (Linke) haben das als „widerlich“ und „antisemitisch“ bezeichnet. Wie sehen Sie das?

Ungewohnte Perspektive aufs Pianoforte: Igor Levit bei einem Konzert 2018 in Leipzig
Ungewohnte Perspektive aufs Pianoforte: Igor Levit bei einem Konzert 2018 in Leipzigdpa/Hendrik Schmidt

Ich habe BDS nie unterstützt und werde es auch nicht tun. Ich kann eine Organisation nicht unterstützen, die zumindest partiell das Ziel verfolgt, den jüdischen Staat von der Landkarte zu tilgen – wie auch immer sie es formulieren. Ich wünschte mir, man würde öfter unterscheiden zwischen Sanktionen und Boykotten. Ich finde Boykotte falsch. Ich werde mich immer dagegenstellen. Und trotzdem finde ich es grotesk und wirklich auch schlimm, dass Menschen durchleuchtet werden darauf, ob sie sich irgendwann mal in einem Halbsatz mit BDS verbunden haben. Dadurch abzuleiten „wir laden sie aus“…

…wie es die BDS-Resolution des Bundestages fordert…

... ist meiner Meinung nach falsch. Wahr ist aber auch, dass es umgekehrt Druck von Seiten des BDS auf Institutionen gibt, israelische Künstlerinnen und Künstler, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszuladen. Das erfüllt mich mit Zorn. Boykotte und diese Art der Druckausübung erfüllen mich mit Zorn.

„Es gibt keinen zweitschlimmsten Menschenhass“

Im Spiegel-Interview haben Sie kürzlich gesagt, dass einige Leute die Documenta-Antisemitismus-Debatte benutzen, um Claudia Roth eine unklare Haltung bezüglich Antisemitismus vorzuwerfen. Sie sagten: „Claudia Roth Antisemitismus zu unterstellen, finde ich ekelhaft.“

Adorno hat mal geschrieben: „Antisemitismus ist das Gerücht über die Juden.“ Judenhass ist Menschenhass. Und ich kenne kaum eine Person in diesem Land, die mit so viel Herz und Verstand über Jahrzehnte hinweg sich mit einer solchen Klarheit gegen Menschenhass gestellt hat wie Claudia Roth. Ich möchte daran erinnern: Wir leben immer noch im Land von Artikel 1 des Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar. Darum geht es. Es gibt keinen zweitschlimmsten Menschenhass und keinen drittschlimmsten Menschenhass. Es gibt Menschenhass. Und dass man ausgerechnet über Claudia Roth mit miesesten Tricks das Bild aufbaut, sie sei nicht eindeutig – das halte ich für schäbig. Wenn jemand eindeutig ist, dann ist es Claudia.

„Richard Wagner ist tot, und wir leben“

Sie sagen, Judenhass ist Menschenhass. Müssten sich dann nicht verschiedene Gruppen, die unter Menschenhass leiden, stärker miteinander solidarisieren? Etwa Muslime und Juden? Queere Menschen und Juden?

Die Frage impliziert ja ein bisschen, dass sie es nicht tun. Ich erlebe das Gegenteil: Es gibt sehr, sehr viele, die sich miteinander solidarisieren. Was ich aber leider auch erlebe: Es gibt Menschen, die immer über Intersektionalität reden; die dann aber, wenn es um Hass gegen andere geht, auch gerne mal gar nichts sagen. Aber es gibt sehr, sehr viel Solidarität. Ich habe sie erlebt. Andere haben sie erlebt. Aber es gibt die Erzählung – und damit meine ich jetzt nicht Sie – von bestimmten Medienhäusern in diesem Land, dass es diese Art Solidarität nicht gäbe. Das ist einfach falsch. Ich lebe und erlebe sie Tag für Tag.

Nochmal zu Ihrer neuen CD „Tristan“: Wie fühlt sich das für Sie an, Wagner zu spielen, im Wissen um seine antisemitischen Schriften?

Großartig! Wissen Sie warum? Ich liebe diese Musik über alles. Sie spielt eine ganz zentrale Rolle in meinem Leben. Und zweitens: Richard Wagner ist tot, und ich lebe. Wir leben. Wir müssen uns mit ihm beschäftigen; mit dem, was er war; mit dem, was er getan hat; mit dem, was er geschrieben hat; mit dem schlimmen, schlimmen Antisemitismus des Richard Wagner. Aber: he’s gone, und wir leben. Seine Musik gehört nun uns.

Konzert beim Musikfest Berlin: Montag, 5.9., 20 Uhr, Philharmonie, Tickets 20–90 Euro

CD: Igor Levit: „Tristan“ (Sony) (VÖ: 9.9.)

Kinofilm: „Igor Levit: No Fear“ (Start: 6.10.)