Am Donnerstag wird im Literarischen Colloquium – bei gutem Wetter draußen – der neue Roman von Maike Wetzel vorgestellt, die mit ihrem ersten Roman „Elly“ viel Aufmerksamkeit erregt hatte: „Schwebende Brücken“ (Verlag Schöffling & Co.). Das Buch thematisiert eine persönliche Katastrophe, das Weiterleben mit Verlust und Trauer. Die Bücherfrage geht an Thorsten Dönges, den Programmkurator des Literarischen Colloquiums, der die Lesung moderiert: Wie bereitet man sich auf ein Gespräch über einen Roman vor, der so aufwühlt und beunruhigt?
Thorsten Dönges: Wir tummeln uns ja literarisch in einer Zeit, in der Autofiktion boomt und viele Autorinnen und Autoren, Leserinnen und Leser beschäftigt. Und gerade deshalb möchte ich dazu einladen, sich dem Roman (ja, genau, das steht drauf, und das nehme ich sehr ernst!) gar nicht erst mit einem voyeuristischen Blick zu nähern.
Die Frage, was ich aus dem Text eventuell über eine real existierende, in Berlin lebende Schriftstellerin erfahren könnte, die bei einem Unfall ihren Mann verliert und mit zwei Kindern zurückbleibt, stand jedenfalls nicht im Zentrum meines Interesses. Vielmehr hat mich von der ersten bis zur letzten Seite der Lektüre die Form gefesselt und begeistert, die Maike Wetzel für ihren Text gefunden hat. Die Frage, wie man sich einem solchen Ereignis und seinen materiellen und seelischen Folgen überhaupt mit Worten, im Schreiben nähern kann, macht für mich den Kern des Buches aus. Es geht da um Präzision, es geht um die Frage, wie wir uns und unsere Beziehungen zueinander durchs Erzählen überhaupt erst fassbar machen, im Leben und angesichts des Todes.


