Um Schriftstellerinnen, deren Bücher prägend für viele Leserinnen (und Leser!) in der DDR waren, geht es am Mittwoch im Pfefferberg: Maxie Wander, Brigitte Reimann und Christa Wolf. Über sie hat Carolin Würfel ein Dreier-Porträt geschrieben, es heißt: „Drei Frauen träumten vom Sozialismus“. Die Bücherfrage der Woche geht an die Autorin: Wollten Sie etwas vom Traum der Autorinnen in die Gegenwart retten?
Carolin Würfel: Mir ist aufgefallen, dass wir uns vor allem mit dem Ende, dem Scheitern beschäftigen, wenn wir über die DDR reden. Ich wollte auf den Anfang schauen, die 50er- und 60er-Jahre. Warum sind damals so viele dieser Utopie vom Sozialismus gefolgt? Ich liebe das Buch „Ostende“ von Volker Weidermann, auch Florian Illies’ „1913“ mag ich sehr: Als jemand, die selbst Geschichte studiert hat, finde ich es immer am spannendsten, Vergangenheit anhand einer Gruppe von Menschen aufleben zu lassen. Bisher waren das jedoch meistens Männer, ich wollte Frauen in den Mittelpunkt stellen – und für die DDR bietet sich das an. Vergleichen wir mal, was Frauen in der Bundesrepublik der 50er-Jahre erlaubt war, und was sie in der DDR taten: Der Sozialismus bot Frauen deutlich mehr Chancen. Im Westen durften sie kein Bankkonto haben. Im Osten konnte man mit 27 Cheflektorin werden, wie Christa Wolf.
Für mein Buch ging ich von zwei Fragen aus: Welche Versprechen standen am Anfang der DDR im Raum? Und welche Freundinnengruppe bietet sich zur Betrachtung an? Maxie Wander war für mich immer schon sehr wichtig. Ihr Buch „Guten Morgen, du Schöne“ wurde in meiner Familie wie ein Erbstück weitergegeben. Maxie Wander war gut mit Christa Wolf befreundet, die wiederum war ebenfalls sehr eng mit Brigitte Reimann. Christa Wolf hat die beiden bis zu ihrem Tod begleitet.
„Drei Frauen träumten vom Sozialismus“ war eigentlich nur der Arbeitstitel für die Gespräche mit meinem Verlag Hanser Berlin. Aber letztlich trifft er genau, was ich erzählen möchte: Alle drei Frauen haben ihre Kindheit im Nationalsozialismus und Krieg verbracht, sie wollten sich davon unbedingt abgrenzen, etwas maximal anderes, einen wirklichen Neubeginn versuchen. Den Traum wollte ich nicht retten, aber ihre Hoffnungen in jener Zeit kann ich durchaus nachvollziehen.



