Bücherfrage der Woche

Katharina Schultens, was ist neu am Poesiefestival?

Das Poesiefestival Berlin geht jetzt in die 24. Ausgabe. Die Dichterin und Kulturwissenschaftlerin Katharina Schultens leitet es zum ersten Mal. 

Katharina Schultens, Leiterin des Hauses für Poesie.
Katharina Schultens, Leiterin des Hauses für Poesie.Gezett

Ab Freitag prägt mit mehr als 120 internationalen Künstlerinnen und Künstlern für eine Woche das 24. Poesiefestival Berlin den Rhythmus der Stadt. Geleitet wird es erstmals von Katharina Schultens, seit September Chefin im Haus für Poesie und selbst Lyrikerin. An sie geht die Bücherfrage: Zur Leitung des Hauses haben Sie noch ein lang schon eingeführtes Festival dazubekommen, wie erleben Sie das?

Katharina Schultens: Drei Großveranstaltungen sind es sogar eigentlich im Jahr, zusätzlich zum Hausprogramm und zum Poesiefestival veranstalten wir auch das Zebra Poetry Film Festival und den Wettbewerb für junge Literatur Open Mike. Das sind schöne und große Aufgaben. Doch ich fange nicht alleine neu an, im Team gab es einige Wechsel. Mein neuer Stellvertreter Matthias Kniep und ich haben gesagt: Wir konzentrieren uns im ersten Poesiefestival auf Lesungen und Gespräche, auf Dialog und Diskurs – daher das Motto „no one is an island“. Das Festival hat ja immer stark Anschluss an andere Kunstformen gesucht, mit Bühnenprojekten, Tanz, Ausstellungen; in diesem Jahr arbeiten wir fokussierter und auch nachhaltiger. Wir finden es etwa schwierig, eine Person einzufliegen und sie nur einmal für 15 Minuten auftreten zu lassen. Also lassen wir unsere Gäste in verschiedenen Formaten agieren.

Natürlich eröffnet weiterhin „Weltklang“, die lange Nacht der Poesie in Originalsprachen, das Festival, mit Übersetzungen ins Deutsche und erstmals auch ins Englische. Dann haben wir drei große, themenbezogene Abende. Bei einem fragen wir, wie schreibt sich Gewalt ins Gedicht? Das ist „Writing Violence“. Bei „Writing Identities“ fragen wir, wie geht man mit Identitätsbildung um, wenn man schreibt? Und „Writing Motherhood“ untersucht, wie Mutterschaft in der Dichtung thematisiert wird. Im Nachmittags- und Vorabendprogramm haben wir 13 Poesiegespräche, mit je zwei oder drei Menschen auf der Bühne, die auch abends auftreten. Besonders freue ich mich auf das Gespräch mit zwei Ikonen, Eileen Myles und Alice Notley. Neu ist auch ein großes, internationales Spoken-Word-Projekt mit Workshops in Berliner Schulen. Das Poesiefestival bietet schon lange umfangreiche Angebote für Schulklassen, aber so einen Besuch zu organisieren, ist für manche schwierig; deshalb schicken wir unsere Gäste jetzt zu ihnen.

Poesiefestival Berlin. 9.–16. Juni, Veranstaltungsort: Akademie der Künste, Hanseatenweg 10