Jetzt kriegen die milliardenschweren Sammler dieser Welt, und wohl allen voran solche in den Golfstaaten und in Asien, wieder Besitzer-Fieber. Schon immer wollten sie einen echten Richter haben, doch der Kunstmarkt ist seit langem leergefegt. Ganz selten nur bietet sich eine Chance, denn der inzwischen 91-jährige deutsche Maler Gerhard Richter, geboren in Dresden, lebend in Köln, der seit Jahren unangefochten die Weltranglisten anführt, malt erklärtermaßen seit 2019 nicht mehr. Er zeichnet nur noch.
Zudem bewahrt Gerhard Richter sein Lebenswerk in der vor wenigen Jahren gegründeten Richter-Stiftung, und die wiederum überlässt großen Museen wie den Dresdner Kunstsammlungen und der Neuen Nationalgalerie Berlin ganze Konvolute als Dauerleihgaben. Diese sind damit der Öffentlichkeit zugänglich. Erst Ende März konnte im Mies-van-der-Rohe-Bau an der Potsdamer Straße der Richter-Raum mit diesen Stiftungsgaben eröffnet werden.
Ein namentlich nicht genannter Privatsammler lässt nun seinen Superschatz, Richters Gemälde „4096 Farben“, am 18. Mai bei Sotheby’s New York versteigern. Zuvor hat er seinen vielbeneideten Besitz unter anderem in Chicago, San Francisco, in der Londoner Tate Modern und vor elf Jahren anlässlich des 80. Geburtstages des Malers auch in der Neuen Nationalgalerie Berlin öffentlich gezeigt. Wieso er – oder aber seine Familie – das farbleuchtende geometrische Werk nun veräußert, bleibt bislang geheim.
Gerhard Richter verriet das Geheimnis, was ihn zu „4096 Farben“ inspirierte
Der Schätzpreis, das teilt die Deutschland-Zentrale des Auktionshauses soeben mit, betrage 18 bis 25 Millionen Dollar, umgerechnet 16,5 bis 23 Millionen Euro. Es ist das letzte Gemälde der drei berühmten Farbtafel-Serien, die von 1966 bis 1974 entstanden. Dieser ganze Zyklus diente dem Maler auch als Vorlage für das farbprächtige Fenster im Kölner Dom. Auf die Idee mit den Farbtafeln, so erzählte Richter es seinen Biografen, sei er gekommen, als er sich Mitte der Sechzigerjahre in einem Düsseldorfer Farbenladen Color-Musterkarten ansah. Da kam ihm gleich der Gedanke, das seien „doch eigentlich schon perfekte Bilder“. Also habe er einfach die Farbtafeln abgemalt.


