Ziemlich verdattert nahm Berlins Kunstszene am 16. Juni zur Kenntnis, dass die für 2024 geplante 13. Berlin Biennale auf 2025 verschoben wird. Die offiziellen Gründe dafür klangen so pragmatisch wie fadenscheinig: „Pandemiebedingte organisatorische Verzögerungen“ wurden angeführt, vor allem aber die „Vermeidung eines ‚Biennale-Superkunstjahres‘ 2024“. Die gleichfalls der Pandemie geschuldeten Verschiebungen anderer internationaler Biennalen auf das Jahr 2024 würden einen Ressourcenwettbewerb auslösen.
Doch gerade die erfolgreiche Berlin Biennale im letzten Pandemiejahr 2022 hatte enorme Konkurrenz: die 59. Kunstbiennale Venedig, die skandalträchtige Documenta 15, die Manifesta. Also dürfen wir zu Recht vermuten, dass was anderes dahintersteckt? Ein – wie das Gerücht besagt – veritables Fiasko mit der Kuratorenbesetzung?
Noch war nichts bekannt über die Leitung der 13. Berlin Biennale. Die Auswahl ist diffizil und daher obligatorisch nicht öffentlich. Aber „durchgestochen“ wird ja immer etwas. In diesem Falle geht es um den jungen Kandidaten Abhijan Toto aus Kalkutta. Wie die Chefredakteurin Elke Buhr vom Kunstmagazin Monopol recherchierte, konnte Toto zwar auf keine markante Großausstellung verweisen, jedoch arbeitete er zusammen mit der Gruppe „The Forest Curriculum“, die sich als „plattformübergreifendes Projekt für Forschung und gemeinsames Lernen rund um die Naturkulturen der bewaldeten Gürtel in Süd- und Südostasien“ ausweist. Heute ein Kernthema im internationalen Kunstbetrieb, vielversprechend für die Berlin Biennale.

Abhijan Toto war bereits 2021/22 in der Berliner Schau „Nation, Narration, Narcosis“ im Hamburger Bahnhof präsent, mit seinem Beitrag für die Gruppe „The Forest Curriculum“. Die Szene lernte ihn auch als schillernden Kunst-Influencer kennen. Er und seine Gruppe waren, wie Insider Monopol bestätigten, als Kuratoren der 13. Berlin Biennale in der Auswahl.
In Zeiten von Social Media freilich wird auch das „Nichtöffentliche“ öffentlich. Auf dem Instagram-Kanal des aus Indien stammenden queeren Kollektivs Party Office (Teilnehmer der Documenta 15) wird von einer Vergewaltigung berichtet, die Abhijan Toto begangen haben soll, der damals noch Gupta hieß. Das war 2017. Demnach hat der Mann nach einer Konferenz an der Universität Mumbai einen Studenten vergewaltigt und verletzt. Gupta wurde aber nicht verurteilt, es gab nur ein universitätsinternes Verfahren, das ein lebenslanges Campus-Verbot verhängte. Gupta hat sich via Instagram entschuldigt und beteuert, den Vorfall öffentlich diskutiert zu haben. Er nennt sich seitdem Toto, baute weiter an seiner Rolle im Kunstbetrieb. Auch im ahnungslosen Berlin.


