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Serie „Gaslit“: Wie man Watergate ohne Nixon erzählt

In acht Folgen wird der Skandal aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Besonders Julia Roberts überzeugt als gefährliche Frau, die man mundtot machen will.

Sean Penn in Fatsuit und künstlicher Glatze als Justizministers John N. Mitchell mit Julia Roberts als seine Ehefrau
Sean Penn in Fatsuit und künstlicher Glatze als Justizministers John N. Mitchell mit Julia Roberts als seine EhefrauStarz Entertainment

Eigentlich sollte man meinen, dass die Ära der Präsidentschaft Richard Nixons und nicht zuletzt der Watergate-Skandal, die ihr schließlich ein Ende setzte, filmisch hinlänglich erschlossen sind. Von „Die Unbestechlichen“ über Oliver Stones „Nixon“ und erst vor einigen Jahren „The Secret Man“ bis hin zu diversen Dokumentationen wurde der Fall über die Jahrzehnte aus den verschiedensten Perspektiven und mit unterschiedlichen Protagonisten im Zentrum unter die Lupe genommen. Dass es tatsächlich noch mehr Interessantes zu erzählen gibt, beweist nun die Miniserie „Gaslit“.

Die achtteilige Serie, verantwortet von Robbie Pickering („Mr. Robot“) und inszeniert von Matt Ross („Captain Fantastic“), verzichtet darauf, Nixon selbst zu zeigen, und widmet sich lieber einigen Menschen in seinem weiteren Umfeld, die mit dem Watergate-Fall in Berührung kamen. John Dean (Dan Stevens) etwa, der Anfang der 70er-Jahre als Rechtsberater im Weißen Haus tätig ist. Früh wird er in die Pläne, ins Hauptquartier der Demokratischen Partei im Watergate-Gebäudekomplex einzubrechen, eingeweiht und ist nach der Verhaftung einiger der Täter mitverantwortlich für die Vertuschung, bevor er seine blinde Loyalität für Nixon in Frage zu stellen beginnt. Auch der recht fanatische Ex-FBI-Agent und Anwalt Gordon Liddy (Shea Whigham), der die illegalen Operationen im Umfeld des Präsidenten verantwortet, wird in den Fokus gerückt.

Gefährlicher Frauen entledigt man sich

Und dann ist da natürlich noch Martha Mitchell, sehenswert gespielt von Julia Roberts und nicht nur deswegen in Sachen Marketing das Gesicht der Serie. Als Ehefrau des Justizministers John N. Mitchell (Sean Penn) ist die glamouröse Diva selbst eine prominente und vor allem unverblümte konservative Stimme, was mit Beginn der Enthüllung des Skandals zum Problem für sie wird. Denn weil sie eine der wenigen Personen ist, die einen Bezug herstellen können zwischen dem Watergate-Einbruch, bei dem u.a. ihr ehemaliger Leibwächter verhaftet wurde, und der Nixon-Regierung, wird sie nicht nur für die Karriere ihres skrupellosen Mannes zur Gefahr, sondern auch eine Weile gewaltsam von der Öffentlichkeit ferngehalten und im Zuge ihrer Enthüllungen in der Presse als alkoholkranke Irre dargestellt.

Hollywood widmet sich seit geraumer Zeit gerne den historischen Biografien konservativer Frauen (siehe: „The Eyes of Tammy Faye“ oder „Mrs. America“), und in der Tat ist die Geschichte von Martha Mitchell und wie mit ihr umgegangen wurde eine bemerkenswerte. Deswegen ist es schade, dass sich „Gaslit“ nicht mehr darauf konzentriert, sondern stattdessen den weniger interessanten männlichen Figuren um sie herum genauso viel Platz einräumt.

Trotz eines überzeugenden Ensembles, des teilweise spannenden Plots und hervorragender Ausstattung leidet „Gaslit“ an einem ähnlichen Problem wie viele andere Serien, vielleicht auch weil die Vorlage ein Podcast („Slow Burn“) war, wo ausufernde Kleinteiligkeit Programm ist. Es fehlt der Mut zu Verdichtung und klarer Perspektive. Was bleibt, ist auch hier die Frage, ob nicht ein Spielfilm (oder zumindest ein Vierteiler) das bessere, weil weniger langatmige Format gewesen wäre. Und warum sich für John N. Mitchell keine geeignetere Besetzung hat finden lassen als Sean Penn im Fatsuit und mit künstlicher Glatze.

Wertung 3 von 5 Punkten

Gaslit, Serie, 8 Folgen, Starzplay, ab 24.04.