Film- und Serienbranche

Drohender Streik der Drehbuchautoren: Kann man die Schreiber durch KI ersetzen?

Die amerikanischen Drehbuchautoren machen sich zum Arbeitskampf bereit. Worum es ihnen geht und was ChatGPT dazu sagt.

Schon im Jahr 2007 streikten die Drehbuchautoren für bessere Arbeitsbedingungen – mit Erfolg. 
Schon im Jahr 2007 streikten die Drehbuchautoren für bessere Arbeitsbedingungen – mit Erfolg. Nick Ut/AP

Als Zuschauer atmet man erst mal tief durch. Eine Pause vom medialen Überangebot und dem ständigen Gefühl, etwas zu verpassen – das klingt ein bisschen wie Urlaub.

„Hollywood“ drohe der Stillstand, so titeln heute zahlreiche amerikanische Medien angesichts des drohenden Streiks der Drehbuchautoren, die Mitglieder der Gewerkschaft Writers Guild of America sind. 9000 von ihnen haben gestern abgestimmt, ob sie ab Mai zum Streik bereit wären, knapp 98 Prozent sprachen sich dafür aus. Zuletzt hatten die Autorinnen und Autoren im Jahr 2007 die Schreibarbeit für 100 Tage niedergelegt, mit einem geschätzten Schaden von über zwei Milliarden Dollar für die Wirtschaft von Los Angeles.

„Es gab einst einen Kampf so fein“

Der Begriff „Hollywood“ ist insofern missverständlich, als heute natürlich auch die großen Streaming-Anbieter involviert sind, die mit ihren Produktionsfirmen von der Alliance of Motion Picture and Television Producers (AMPTP) repräsentiert werden. Denn sie sind es, die die Filmlandschaft nach dem Streik von 2007 revolutioniert haben, mit einem Produktionsboom und der globalen Auswertung ihrer Formate. Doch während dieser Boom einzelnen Autorenstars wie Shonda Rhimes („Bridgerton“) oder Ryan Murphy („Dahmer“) Honorare in dreistelliger Millionenhöhe eingebracht hat, profitiert die breite Masse der Schreibenden laut der Gewerkschaft zu wenig. In den aktuellen Verhandlungen geht es um mehr Geld, mehr Planungssicherheit, die Größe der Teams und auch um künstliche Intelligenz, deren Einsatz streng reglementiert werden soll.

Spätestens an dieser Stelle sollten die ob der potenziellen Flimmerpause beseelten Zuschauer wieder aufhorchen. Denn wenn schon ein Überangebot von qualitativ hochwertigen Titeln, erstellt von den kreativsten Köpfen der Branche in der Hochphase des Konkurrenzkampfs der Streaming-Anbieter, zu Abwehrreaktionen führen kann – was blüht dem Publikum dann erst, wenn die großen Firmen angesichts ihrer derzeitigen Verluste mit dem Streaming-Geschäft die Autorengehälter mittels ChatGPT einsparen?

Ein Drehbuchautor und seine KI: Alex Garland am Set von „Ex Machina“ neben der Schauspielerin Alicia Vikander, die einen humanoiden Roboter spielt.
Ein Drehbuchautor und seine KI: Alex Garland am Set von „Ex Machina“ neben der Schauspielerin Alicia Vikander, die einen humanoiden Roboter spielt.Universal Pictures International/via IMDB

Weil ich nur ein kleines Menschlein bin, frage ich die KI. Und siehe da: Auch diese rät ab. Man könne damit zwar Zeit und Ressourcen sparen, erklärt mir ChatGPT, doch die Qualität der Geschichten und Charaktere würde voraussichtlich leiden. Zudem werfe der Einsatz von KI-basierten Drehbüchern ethische Fragen auf, insbesondere in Bezug auf den Schutz geistigen Eigentums. Oder, als Limerick: „Es gab einst einen Kampf so fein / zwischen Autoren und KI so rein / Die Autoren kamen ins Schwitzen / als die KI begann, sie zu schlitzen / Aber am Ende wurden beide vereint.“

Wir wünschen den Drehbuchautoren viel Erfolg.