Zugegeben, ich hatte keine Ähnlichkeit mit Andreas Baader oder Jan-Carl Raspe, war ja viel kleiner und jünger. Möglicherweise erinnerte meine Ponyfrisur an Ulrike Meinhof, was aber nichts mit der RAF, sondern höchstens mit den Beatles zu tun hatte. Jedenfalls gewährten mir die Piloten eines Iberia-Flugs ohne Angst vor Terror Zutritt zu ihrem Arbeitsplatz.
Ich hatte eine Stewardess gefragt, sie hielt Rücksprache und schon öffnete sich die Tür zum Cockpit. Mich lächelten zwei Typen in etwas zu weit geöffneten weißen Hemden an. Die Oberlichter hatten sie mit Zeitungsseiten abgedunkelt. Statt das Steuer zu betätigen oder an Knöpfen herumzufummeln, tranken sie Kaffee. Ich stellte mir vor, wie ich die beiden mit vorgehaltenem Metallmesser aus der Bordverpflegung dazu zwang, den Kurs Richtung Mogadischu zu ändern.
Wir landeten in Madrid, wo sich dieser Urlaub erst richtig zum Urlaub des Improvisierens entwickelte. Unser Anschlussflug nach Málaga fiel aus. Streik der Fluglotsen. Wir fanden einen Taxifahrer, der uns die gut 500 Kilometer für einen Festpreis nach Andalusien bringen wollte. Ich lernte in dieser Sommernacht viel über den Straßenverkehr in Spanien.
Zum Beispiel, dass ein Simca 1000 auf belebter Landstraße gut und gerne 140 km/h schnell sein kann. Dass zwei geöffnete Seitenfenster jede Klimaanlage toppen, die so erzeugte steife Brise auf die Costa del Sol einstimmt. Ich sah, dass sich ein Lkw überholen lässt, indem man mit einem Oberschenkel das Lenkrad bewegt, weil beide Hände gerade benötigt werden, um sich eine Zigarette anzuzünden. „Würden Sie bitte das Lenkrad anfassen! Steering Wheel, please!“ – „Wiele, si, si, hahaha!“


