Ich war vielleicht sieben oder acht, als wir mit unseren Eltern nach Italien fuhren. Mein Vater war Installateur, er sollte im Ferienhaus einer deutschen Kundin in dem ligurischen Küstenort Levanto deutsche Armaturen einbauen. Zum Dank durften wir in ihrem wunderschönen Anwesen hoch über dem Ort Urlaub machen. Auf dem Hügel gegenüber lag die Villa des Fiat-Erben Gianni Agnelli, wie meine Eltern nicht müde wurden zu betonen. Der Strand war ein Kieselstrand, wir stellten unsere Liegestühle dort auf, Sonnenschirme, in der geblümten Kühltasche hatten wir das Essen dabei. Mein Vater lehrte mich schwimmen. Das ist alles auf Fotos in Agfacolor festgehalten, die in Familienalben kleben.
Das Haus hatte zwei Stockwerke. Unten wohnte die Familie des Hausmeisters mit ihren zwei Söhnen, Danilo und Alessandro. Alessandro war in meinem Alter. Wir konnten uns zwar nicht verständigen, spielten aber trotzdem den ganzen Tag zusammen. Dann gab es noch den Hund, Lupo, ein Schäferhund. Wenn wir in dem riesigen, verwunschenen Garten um das Haus Verstecken spielten, kroch ich zu ihm in die Hütte. In dem kleinen deutsch-italienischen Wörterbuch, das wir dabeihatten und das es immer noch gibt, steht in meiner ungelenken Kinderschrift: „Lupo ist lieber als Ursula“. Ursula ist meine kleine Schwester.


