Zavet staunt beim Fotoshooting: „Hier sieht es aus wie im Wohnzimmer meiner Oma“, sagt sie. Vor der Kamera posiert Zavet selbstbewusst mit ihren langen, blonden Zöpfen, die sie mit kleinen Anhängern verziert hat. In der Ecke des Raums liegen Puppen in bestickten slawischen Gewändern. An den Wänden hängen Bilder ferner Städte und bunte Holzdekorationen; aus den Lautsprechern tönt russische Volksmusik. Zavet selbst hat den Treffpunkt vorgeschlagen. Das Restaurant Alexandrowka befindet sich in der geschichtsträchtigen Russischen Kolonie nahe der Potsdamer Innenstadt. Vor den Fenstern rollen Touristen auf ihren Segway-Rädern vorbei und fotografieren die imposanten Holzhäuser.
„Als ich vor zwei Jahren zum ersten Mal hier war, hat mich der Ort total fasziniert“, erinnert sich Zavet. Die Kolonie heißt Alexandrowka, ich bin im Dorf Alexandrowskoje geboren – da habe ich direkt eine Verbindung gespürt“. Und sie fügt hinzu: „Ich habe hier auch mein Musikvideo zum Song „Eisblauer Lada“ gedreht“. Im Video trägt sie eine typische osteuropäische Tracht. „Ich hatte im Video eine Kokoschnik auf“, sagt sie. „Ich bin als Kind mit dieser Kultur aufgewachsen. Für mich war es ein besonderer Moment, das im Musikvideo zu zeigen. Meine Eltern haben mir beigebracht, als Kind zu sagen, dass ich nicht aus Russland bin, sondern dass ich deutsch bin, aus Angst vor Rassismus. Jetzt als Erwachsene möchte ich meine Herkunft nicht mehr verstecken.“ Sie bestellt die kalte Suppe Okroschka, Wareniki mit Kirschfüllung und kalten Samowar-Tee – ein Stück Heimat in Potsdam.

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