Ausstellung

Soft Power Kultur: Worum es in der Berliner Usbekistan-Ausstellung wirklich geht

Die Schau auf der Museumsinsel führt in einen Raum, in dem sich Europa und der Osten begegnen – aber auch Deutschland und Usbekistan.

Die Terrakottafigur eines „Prinzen“ aus einer Tempelanlage aus
Dalverzintepa, 1.–2. Jahrhundert n. Chr., in der Ausstellung „Archäologische Schätze aus Usbekistan“ in der James-Simon-Galerie und im Neuen Museum
Die Terrakottafigur eines „Prinzen“ aus einer Tempelanlage ausDalverzintepa, 1.–2. Jahrhundert n. Chr., in der Ausstellung „Archäologische Schätze aus Usbekistan“ in der James-Simon-Galerie und im Neuen MuseumHans Jakobi/SMB

Am Donnerstag öffnet die große Ausstellung „Archäologische Schätze aus Usbekistan“ in der James-Simon-Galerie und im Neuen Museum für das Publikum, Journalisten hatten am Mittwoch vorab die Gelegenheit, sich dort umzusehen, und der Eindruck ist überwältigend. Dazu tragen auch die mithilfe von Drohnenkameras hergestellten Filme bei, die einen zu den Ausgrabungsstätten führen und dann die Reproduktionen buddhistischer Klöster, Festungsanlagen, ja ganzer Städte vor einem erstehen lassen.

Die Schau führt in ein unbekanntes Usbekistan, denn die Vorstellungen von diesem zentralasiatischen Land in Deutschland sind von der islamischen Architektur in Buchara und Samarkand geprägt. Durch eine Wand großformatig aufgezogener Fotos dieser Postkartenmotive betritt man die Ausstellungsräume, lässt sie sozusagen hinter sich. Denn hier geht es um etwas anderes. Die Ausstellung richtet den Blick darauf, dass in diesem Raum die Kultur der Griechen, die Alexander der Große auf seinem Feldzug mit sich brachte, auf den fernen Osten traf, Europa auf Asien, und dass aus diesem Zusammenfließen etwa die allerersten Buddhafiguren entstanden sind. Das ist ein unbekanntes Kapitel der Weltgeschichte, dem man sich nun auf der Museumsinsel nähern kann. Und diese Begegnung hat es in sich, die Vorstellungen von dem, was Zentrum ist und was Peripherie, durcheinanderzubringen.

Die Artefakte schlagen einen in ihren Bann, die spektakulärsten sind in der James-Simon-Galerie ausgestellt, etwa der Kopf eines junges Mannes mit spitzem Hut, der auch auf dem Ausstellungsplakat zu sehen ist. Ganz leicht zu lächeln scheint er. Sie nennen ihn den Prinzen.

Ein Satz, in dem die ganze Soft Power der Kultur steckt

„Wir sind jetzt Teil der Welt“, sagt Gayane Umerowa, die Leiterin der dem usbekischen Kulturministerium unterstehenden Arts & Culture Development Foundation. Und in diesem Satz steckt die ganze unterschwellig wirkende Soft Power, die Kultur auch ist. Es geht nicht nur um archäologische Schätze, sondern um das, was sie ermöglichen: eine Begegnung auf Augenhöhe zwischen so zwei unterschiedlichen Ländern wie Deutschland und Usbekistan.

Die Usbeken beanspruchen haben am Mittwochabend die Rolle des Gastgebers für sich, das konnte jeder sehen, der am Vormittag im Neuen Museum einen Blick in den Griechischen Hof werfen konnte. Dort lud das Land zu einem Gastmahl, für das die mit einem stilisierten Pferd bestickten Servietten, die tönernen Vasen und sogar die Blumen aus Taschkent eingeflogen worden sind. Nicht zu vergessen, sechs Stühle, unter anderem für den usbekischen Präsidenten. Und die Köche, die für die Zubereitung des festlichen Plovs zuständig sind.

Archäologische Schätze aus Usbekistan. Von Alexander dem Großen bis zum Reich der Kuschan. James-Simon-Galerie, bis 14. Januar 2024