Es ist schon wieder passiert. Ich habe mir selbst eine Diagnose gestellt – nasale Vestibulitis. Und das kam so: Ich blutete aus der Nase. Ganz ohne äußere Gewalteinwirkung. Weder war ich in ein Handgemenge verwickelt noch hatte mein Zeigefinger zu tief in einer der beiden Öffnungen gesteckt. Allerdings erinnerte ich mich daran, wenige Tage zuvor den Bewuchs der Schleimhäute mittels Nagelschere getrimmt zu haben.
Diese unappetitliche Information kann ich leider niemandem ersparen, führt sie doch geradewegs zum Befund. Wie mir nämlich verschiedene Seiten im Internet übereinstimmend versicherten, ist ein solches Vorgehen höchst riskant, ja sogar lebensgefährlich. Vor allem dann, wenn die Haare nicht sauber abgetrennt, sondern ausgerissen werden.
All die Krankheitsbilder, die sich daraus ergeben – furchtbar. Die Liste der Leiden ist nichts für schwache Nerven. Über das Wort Pickel konnte ich als erfahrener Hypochonder noch milde lächeln. Beim Begriff Furunkel wurde ich schon langsam nervös. Die Formulierung „tödliche Infektion im Gehirn“ ließ mich schließlich fassungslos zurück. Wies die plötzliche Blutung auf mein baldiges Ableben hin? Und wie kann es überhaupt dazu kommen, dass eine Nase zum Mordinstrument wird?
Ich begann eine Tiefenrecherche und fand heraus, dass sich die Haare in der Nase an einem Ende von Blut- und Lymphbahnen befinden, während am anderen Ende das Gehirn liegt. Wird nun eine Haarwurzel achtlos herausgerupft, können sich in der Wunde Bakterien erst breit und anschließend auf die Socken machen in andere Bereiche des Organismus. Ersteres ist eine Entzündung, ebenjene Vestibulitis. Letzteres ist Pech.

Nach dieser einfachen, aber bestechenden medizinischen Logik führt mitunter auch gedankenverlorenes Popeln ins gesundheitliche Fiasko. Nicht umsonst haben sich Ärzte für die betroffene Region eine Bezeichnung ausgedacht, die jedem Nasenhaarentferner als eindringliche Warnung in den pelzigen Ohren klingen sollte: Danger Triangle. Ich war somit ein Danger Seeker: in diesem Gefahren-Dreieck um Nase und Mund ein Gefahren-Sucher, der nicht einmal davor zurückschreckte, ausgerechnet dort Pickel zu zerquetschen. Tut mir leid, aber ich muss das erneut so unappetitlich ansprechen.
Trotz dieser Bedrohungslage war mein Gehirn noch erstaunlich aktiv und dazu imstande, weitere Fakten zu verarbeiten. Zum Beispiel, dass ich den Haaren im Frontbereich meines Riechorgans dankbar sein sollte für die guten Dienste, die sie tagtäglich leisten. Sie hindern unter anderem Schmutzpartikel, Staub und umherfliegende Insekten daran, in meine Atemwege vorzudringen. Tolle Erfindung eigentlich.


